50-Jahr-Jubiläum der Vereinigung der Frauenorden startete mit der Buchpräsentation
„Unsere Motivation und unser Zugang zu diesem Oral History Projekt war vor allem, den Schatz und die Erfahrungen von Ordensfrauen zu heben, ans Licht zu fördern.“ Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer konnte die mehr als 200 Gäste freudig begrüßen, darunter viele Oberinnen und Provinzleiterinnen, den Vorsitzenden der Männerorden Abtpräses Christian Haidinger, den Kärntner Bischof Alois Schwarz und Bischof em. Ludwig Schwarz aus Linz, zahlreiche Ordensvikare und als besonderen Gast des öffentlichen Lebens die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer. Unter den Gästen waren auch einige Ordensfrauen, die im Buch portraitiert wurden.
Freigespielt, wo Menschen Menschen brauchen
In Hinblick auf das Motto des Jubiläums „gottverbunden | freigespielt“ meinte die Präsidentin: „Oft wurde ich auf das „freigespielt“ angesprochen. Wer mit Gott verbunden ist, ist ein ganz freier Mensch. Und für uns Ordensfrauen heißt das: Dort, wo Menschen Menschen brauchen, dafür sind wir frei, freigepielt.“ Mayrhofer stellte den Jubiläumsgästen ein Bild, ein Erfahrung vor Augen: „Außerdem sehe ich unseren Gott als ganz großen Tanzmeister, der uns einlädt, in seine Tanzschule des Glaubens zu gehen. So sehen wir im Motto des Jubiläums „gottverbunden | freigepielt“ einen besonderen Angelpunkt für uns Ordensfrauen, im Blick zurück als auch im Blick nach vorne.“
Auf dem Foto (von links): Petra Rainer (Fotografin), Sr. Immaculata Ebner (Zisterzienserinnenabtei Mariastern-Gwiggen), Autorin Monika Slouk, Sr. Johanna Montag (Don Bosco Schwestern), Soziologin Marlies Zuccato-Doutlik, Sr. Beatrix Mayrhofer (Präsidentin), Sr. Franziska Bruckner (Vize-Präsidentin). Foto: Reinhold Sigl
Neue Wahrnehmung
Die Soziologin Marlies Zuccato-Doutlik, die sich selber in Fragen der Orden als „Lernende“ erfahren hat, berichtete aus ihrer Erfahrung bei den 40 geführten Einzelgesprächen: „Mein Bild von einer Ordensfrau wurde ordentlich und tiefgründig zurechtgerückt. Als nicht-kirchennahe Soziologin sind mir einige grundlegende Begrifflichkeiten und Lebenswelten eröffnet worden. Ich bin dankbar, dass ich so tief in die Lebensgeschichten dieser Ordensfrauen eingelassen wurde und eintauchen durfte.“ Sie erzählte von sehr persönlichen Begegnungen. Und stellte letztendlich fest: „Die Lebensform der Ordensfrauen wird in der Öffentlichkeit aber auch in der Wissenschaft zu wenig behandelt, gesehen und aufgearbeitet. Gerade mit diesen Erzählungen wollen wir das beheben, eine neue Wahrnehmung anstoßen.“
Die Autorin Monika Slouk las in der bis zum letzten Platz gefüllten Aula des Mutterhauses der Barmherzigen Schwestern aus ihrem Buch "Ein bisserl fromm waren wir auch". Ordensfrauen erzählen. Foto: Reinhold Sigl
Festdimension des Lebens
Die Autorin und Initiatorin des Buchprojektes Monika Slouk resümierte ihre Arbeit: „Wir haben viel Vertrauen geschenkt bekommen und haben Zeugnisse dieser ganz konkreten Erfahrungskraft gehört und mit diesem Buch zugänglich gemacht.“ Slouk hat als durchgängige Erfahrung die „Festlichkeit des Lebens“ gespürt. „Ordensfrauen stehen für die Festdimension des Lebens, auch dann, wenn die jeweilige Lebenssituation recht alltäglich oder gar nicht rosig war.“
Außerdem hat Slouk als faszinierend die verschiedenen „Spielarten des Gehorsams“ erlebt: „Am Anfang war es für die meisten Ordensfrauen oft schockierend, einer Entscheidung der Oberen zu folgen. Oft widerwillig haben sie Aufgaben angenommen. Immer hat sich aber herausgestellt, dass sie am Ende diese Aufgabe oder den Ort nicht mehr verlassen wollten. Sie haben eine Erfüllung darin gefunden, was am Anfang widerständig war.“
Wie geht es weiter? „Zusammen mit den besonders aussagekräftigen und künstlerischen Bildern von Petra Rainer wurde eine kleine Ausstellung gestaltet, die zusammen mit Audio-Beispielen als Wanderausstellung herumgehen wird.“
Christine Oppitz-Plörer, die Bürgermeisterin von Innsbruck, mit Sr. Maria Christa. Foto: Ferdinand Kaineder
Drei Viertel der derzeit 3.640 Ordensfrauen sind im Pensionsalter. 1970 gab es 13.800 Ordensfrauen. Kein Ordensleben gleicht dem anderen. Wie Ordensfrauen wirklich leben, erzählen sie in diesem Buch. Die vielfältigen Biografien erlauben den Einblick in eine wenig bekannte Welt und räumen mit so manchem Klischee auf. Man spürt: Die Frauenorden in Österreich erfinden sich neu, kraft ihrer langen Erfahrung. Ein wichtiges Stück Frauengeschichte, ein wichtiges Stück Frauengegenwart, ein wichtiges Stück Frauenzukunft.
Das Buch:
Monika Slouk und Sr. Beatrix Mayrhofer:
"Ein bisserl fromm waren wir auch" - Ordensfrauen erzählen.
240 Seiten. März 2016. Styria-Verlag
Pressefotos:
Hier finden Sie die Pressefotos zum Downloaden
Weiterführende Artikel:
Der inhaltliche Fokus des Jubilaeumsfestes der Frauenorden liegt auf Erneuerung und Aufbruch
Das 50-Jahr-Jubilaeum "gottverbunden|freigespielt" der Frauenorden in Österreich in Innsbruck hat volle Fahrt aufgenommen
Geschichte und Personen der Vereinigung der Frauenorden Österreichs
[fk]