Impulse für ein widerständiges Leben
Ihre Gründerin war in ihrer Suche begleitet von Unruhe und Aufbruch, Veränderung und bescheidenem Lebensunterhalt. Die Idee, etwas Neues anzufangen, war ihr anfangs als Anmaßung erschienen und erst mit der Zeit „verscheuchte sich die Zaghaftigkeit“. Den Mut dazu begründete sie in der Verantwortung Gott gegenüber. Ganz über ihre Gründerin: „Sentimentalität, die ihre Zeit geprägt hat, war nicht ihre Sache. Deshalb wurde sie kaltes Wasser genannt. Die Sprache der Sentimentalität hat sie abgelehnt. Falschheit, geistiger Stolz oder Scheinheiligkeit war ihr ein Greuel.“
Der Pioniergeist passte nicht in das gängige Bild von der rückgezogenen Frau damals.“ Die Rechte und Freiheit des Hauses verteidigte sie mit allen Mitteln. „Da hat sie wie eine gereizte Löwin reagiert. Besonders schmerzten sie die Erfahrungen mit Kirchenvertretern.“ Jede Zurückweisung hat sie gestärkt und Menschenwürde hat sie als das dringendste Anliegen gesehen, „weil sie in Trümmern liegt“.
Sr. Katharina Ganz, Generaloberin der Dienerinnen von der heiligen Kindheit Jesu in Würzburg. (c) Ordensgemeinschaften Österreich/Reinhold Sigl
Was heißt das heute
Ganz gibt in ihrem Vortrag einige wesentliche Impulse gegen die „Stagnation einer männerdominierten Kirche“. Deshalb gilt es, „aus einer strukturellen Ohnmacht Wunden zu benennen und offen zu halten, damit das Patriarchat ein Ende findet“. Nach Ganz braucht es Andersorte, „um Freiräume zu öffnen für Verwundungserfahrungen von Frauen“. Es gilt, Verbündete zu schaffen und es braucht Mut zur Gebrochenheit und den Mut, „im Fragment zu leben“. Gerade der Papst hat die Einbeziehung von Frauen in Führungspositionen postuliert. Ganz: „Es liegt an uns, immer wieder nachzufragen, wie weit sich das schon konkret vollzogen hat.“ Die Generaloberin sieht gerade in der „Authentizität durch Solidarität und Menschwerdungsprozesse ganz zentrale Anliegen.“
Brüchigkeit, Scheitern oder das Aufgerieben-Werden gehören hier dazu. Das verändert unser Sprechen über und mit Gott. „Unser Blick muss dorthin gehen, wo Menschen durch das Netz fallen. „Es soll sich niemand wegen seines Scheiterns schämen müssen.“ Gerade in der heutigen Situation der Flüchtlinge sieht Ganz den Ort für Christinnen und Christen, besonders der Ordensfrauen. „Nicht das christliche Abendland muss gerettet werden, sondern das Christliche im Abendland. Deshalb lautet die zentrale Frage: Wie können wir Hebammen der Menschheit sein? Liebe kann sich trotz Brüchigkeit verleiblichen.Wir sollten uns nicht zurückziehen, sondern hinaus gehen an die Ränder. So werden Klöster Andersorte für Asyle der Gastfreundschaft und Herbergen der Begegnungen.“ Ganz ermutigt die Ordensfrauen, „selbstbewusst aufzustehen und sich der Zumutung auszusetzen, situativ im Fragment zu leben auf ein größeres Ganzes hin“.
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