Kapuziner verabschieden sich aus Hartberg
"Wir Kapuziner und die Menschen in Hartberg sind einander vertraut geworden. Nun geht es um ein Danke für die gemeinsame Zeit", schreibt Br. Lech Siebert, Provinzial der Kapuziner Österreichs und Südtirols, in einer Aussendung. Bereits 2013 hatte die Ordensgemeinschaft aufgrund mangelnden Nachwuchses beschlossen, das Kloster aufzugeben. Jetzt verlassen am 1. September nach einem Dankgottesdienst die beiden letzten Hartberger, Br. Johannes Salawa (54) und Br. Werner Lechner (84), das Kloster, um sich neuen Aufgaben zu widmen bzw. in den Ruhestand zu gehen.
Die Diözese Graz-Seckau wird Kloster und Kirche als geistliches Zentrum erhalten, bestätigte Generalvikar Erich Linhardt. In weiterer Folge werde man versuchen, einer kleinen Gemeinschaft von pensionierten Priestern aus anderen österreichischen Diözesen im Kloster Wohnung zu geben, um weiterhin geistliche Angebote für die Menschen vor Ort zu gewährleisten. Provinzial Siebert: "Es geht hier um viele Menschen, die bei uns religiöse Heimat haben. Dass diese nach Möglichkeit weiterhin einen Ort haben, Gottesdienst zu feiern, hat bei unseren Überlegungen eine wichtige Rolle gespielt. Die Diözese als Nachnutzerin kommt diesem Anliegen entgegen."
Ordensinterne Reformen
Hintergrund des Abschieds der Kapuziner sind verschiedene ordensinterne Maßnahmen, die die Zukunft der Kapuziner mittel- und langfristig sichern sollen, wie Br. Lech Siebert in einer Aussendung erläuterte. "Wir sind heute in Österreich und Südtirol etwa 115 Brüder, von denen der Großteil jetzt schon über 70 Jahre alt ist. Wir wünschen uns aber größere Gemeinschaften, in denen Jung und Alt zusammenleben. Um das zu erreichen, kommen wir nicht darum herum, manche Standorte aufzugeben."
Gleichzeitig mit Hartberg ziehen sich die Kapuziner 2016 auch aus Imst/Nordtirol zurück. Der Abschied von Schlanders/Südtirol wurde für September 2017 angekündigt. Mit den personellen und strukturellen Maßnahmen gehen inhaltliche Maßnahmen einher: U.a. setzen sich die Kapuziner in einem auf drei Jahre anberaumten Prozess mit ihrem Grundauftrag auseinander.
360 Jahre Kapuziner in Hartberg
Über die Jahrhunderte hatte das Kapuzinerkloster eine wechselvolle Geschichte: Bereits 1650 wurde die Errichtung des Klosters in Hartberg beschlossen. Nach vier Jahren kam es zur Grundsteinlegung und 1658 wurde die Kirche durch den Fürstbischof von Seckau, Johann Markus Graf von Altringen zu Ehren Mariä Himmelfahrt geweiht. Im Jahr 1789 lebten 27 Kapuziner (18 Patres und 9 Brüder) im Haus - eine für den Kapuzinerorden ungewöhnlich hohe Zahl: Die Gemeinschaften umfassen üblicherweise zwischen 3 und 12 Brüder. Während Hartberg der Klosteraufhebungswelle unter Joseph II. entging, wurde es 1940 von den Nationalsozialisten enteignet.
1945 konnten die Kapuziner zwar zurückkehren, ein Großteil des Hauses blieb allerdings bis 1955 Bezirksaltenheim. Von 1956 bis 1967 war eine Haushaltungsschule im Kapuzinerkloster Hartberg untergebracht.
Siehe auch Artikel: Kapuziner verlassen schweren Herzens Schlanders
[rs]