Film über widerspenstigen Salesianerpater
Anton Srholec trat schon als Jugendlicher in den Salesianerorden ein. Nachdem der Salesianerorden vom Regime der damaligen Tschechoslowakei aufgelöst worden war, misslang ihm 1951 ein Fluchtversuch, den er unternahm, weil ihm das kommunistische Regime kein Theologiestudium erlaubte. Die Folge waren zehn Jahre Haft, den Großteil davon im berüchtigten Uranbergwerk Jachymov. Statt Missionar in einem Entwicklungsland sei er hier - durch Gründung illegaler Gebetskreise und karitativer Zirkel sowie den Aufbau einer Jugendorganisation - zum Missionar im Gefängnis geworden, blickte er Ende 2014 in einem "Kathpress"-Interview zurück.
Fabriksarbeiter und Theologiestudent
Erst 1960 rettete Srholec eine Amnestie aus der Haft. Er arbeitete in den Folgejahren in Fabriken, setzte aber hier seine verbotenen Aktivitäten und auch Studien fort und bekam dadurch weiterhin immer wieder Schwierigkeiten mit dem Regime. 1969 erhielt er die Erlaubnis zur Ausreise nach Italien, wo er in zwei Semestern an der Salesianeruniversität in Turin das gesamte Theologiestudium nachholte. 1970 wurde er in Rom von Paul VI. zum Priester geweiht.
Kritik an Gesellschaft und Kirche in der Slowakei
Nach seiner Rückkehr in die Slowakei wurde er während der sogenannten Normalisierung nach dem Prager Frühling nicht nur von staatlichen Organen, sondern auch von der Amtskirche schikaniert: Er durfte zunächst nur als Mesner, dann als Kaplan in entlegenen Pfarren wirken. 1985 wurde ihm die Arbeitserlaubnis als Priester gänzlich entzogen. Die Kirche in seiner Heimat habe sich zu sehr mit dem kommunistischen Regime arrangiert, kritisierte er im Nachhinein oft.
Vater eines Obdachlosenzentrums
Nach seinem Pensionsantritt blieb Srholec weiterhin in Menschenrechtsorganisationen und Sozialinitiativen aktiv, vor allem durch die Gründung des Obdachlosenzentrums "Resoty" in Bratislava im Jahr 1991, wo er über 20 Jahre lang tätig war. Wiederholt hatte sich Srholec in den vergangenen Jahren zudem für eine Rehabilitierung des 2012 abgesetzten Tyrnauer Bischofs (und Redemptoristen-Paters) Robert Bezak eingesetzt. Die Kirche habe sich mit diesem Schritt ein "Eigentor" geschossen, an das man sich noch lange erinnern werde, zeigte sich der Ordensmann solidarisch.
Internationaler Preisträger
Anton Srholec war mit dem Kardinal-König-Preis für Verdienste um Glauben und Freiheit (1999) und mit zahlreichen anderen Preisen ausgezeichnet worden. Mit Wien stand P. Srholec, auch über seinen Orden, viele Jahre in guter Verbindung.
Neuer Film über Srholec
Die Regisseurin Alena Čermáková gestaltete einen Dokumentationsfilm über P. Anton Srholec (1929-2016) als einen der bedeutendsten Dissidenten-Priester in der Slowakei, der sich nie von seinen Grundsätzen abkehrte – die Menschen und Gott zu lieben und trotz aller Umstände für ein besseres Leben zu kämpfen. „Man fühlte sich in seiner Anwesenheit geliebt und angenommen. P. Anton zeigte mit seinem Leben: Wenn man Licht im Herzen hat, überwindet man jede Dunkelheit“, so die Regisseurin.
Filmpremiere in Wien
Am Mittwoch, 21. September 2016, um 18.30 Uhr wird Alena Čermáková bei der Präsentation des Dokumentarfilms über Anton Srholec dabei sein und anschließend zum Gespräch über den Film und die Persönlichkeit bleiben. Der Film wird im Slowakischen Institut, Wipplingerstr. 24-26, 1010 Wien, gezeigt.
Facebook-Seite des Slowakischen Instituts
Download der Einladung als PDF
ORF-Artikel aus dem Jahr 2015 aus Anlass der Verleihung des Leopold-Kunschak-Anerkennungspreis
Foto: Salesianer Don Boscos
[ms]