Pater Arturo Sosa Abascal zum Generaloberen der Jesuiten gewählt
Pater Abascal wurde am 12.11.1948 in Caracas (Venezuela) geboren, trat 1966 in das Noviziat der Venezuela-Provinz ein und wurde 1977 zum Priester geweiht. An der Universidad Central de Venezuela absolvierte er ein Promotionsstudium. Zuletzt war Pater Abascal Delegat in der Generalskurie für die internationalen Häuser und Werke des Ordens in Rom.
Der österreichische Jesuitenprovizial P. Bürgler zur Wahl
Der erste Nicht-Europäer als Generaloberer des Jesuitenordens zeigt einen Trend von Kirche und Gesellschaft gleichermaßen auf: Das hat P. Bernhard Bürgler, der Leiter der österreichischen Jesuiten-Provinz, am Freitag im Interview mit "Kathpress" dargelegt. In seiner ersten Reaktion auf die Wahl des Venezolaners P. Arturo Sosa, an der Bürgler selbst teilgenommen hatte, zeigte sich der heimische Ordensobere erfreut über seinen neuen Chef: "Der erste Eindruck ist ein sehr guter. Es ist einfach, mit P. Sosa zu kommunizieren. Er ist humorvoll, freundlich und kompetent", so der Jesuit. Sei auch die Herkunft Sosas für die meisten der Wähler nicht das erste Kriterium gewesen, so zeige seine Bestellung dennoch, "dass unser Orden globaler wird", erklärte Bürgler. Zumal sich der Schwerpunkt der Jesuiten "von Europa weg in Richtung Afrika, Asien und Lateinamerika" verlagere, müsse auch die Ordensstruktur wieder "universaler werden, so wie sie ursprünglich gedacht war, statt nur in Provinzen zu denken". Auch gegen gesellschaftliche Tendenzen von Provinzialisierung, Grenzziehung und Nationalismus werde somit ein Zeichen gesetzt. Viele Mitbrüder hätten mit P. Sosa gute Erfahrung gemacht, so Bürgler. Der neue Obere sei "ein sehr geistlicher Mensch, dem die Armen ein Anliegen sind und der Erfahrung mit dem Leiten hat". Letzteres habe sich u.a. in der Führungstätigkeit für die römischen Werke des Ordens gezeigt, welche "keine leichte Aufgabe" sei, sowie auch in seiner Präsidentschaft einer venezolanischen Universität. Mit Armut habe sich P. Sosa in seinem wissenschaftlichen Wirken und in Sozialzentren des Ordens beschäftigt. "Er versuchte immer, die Arbeit mit Armen mit dem intellektuellen Apostolat zu verbinden."
Große Einigkeit
Bürgler berichtete von einem "kurzen Wahlprozess", zu dessen Einzelheiten für die Teilnehmenden die Schweigepflicht gilt. Die vier Tage zuvor seien von intensiven Gesprächen - den "murmuratio" - in einer "Atmosphäre des Gebets" geprägt gewesen, bei dem die Vertreter des Ordens den geeigneten Mann gesucht hätten. Durchaus sei der Ausgang völlig offen gewesen angesichts "mehrerer Möglichkeiten", doch habe man "große Einigkeit" und nach der Wahl auch "große Freude" verspürt, berichtete der Ordensgeistliche. Zuerst sei Papst Franziskus über den Wahlausgang informiert worden, ehe man nach dessen Antwort das Ernennungsdekret verlesen habe. "Er hat gesagt, dass er sich sehr freut und ihm alles Gute und Mut für seine Aufgabe wünscht", berichtete Bürgler. Nach einer langen Phase von Glückwünschen jedes einzelnen Wahlteilnehmers habe es eine gemeinsame Dankandacht in der Kapelle gegeben. Für Samstag ist ein großer Dankgottesdienst in der Ordenskirche "Il Gesu" geplant. Welche Richtung der neue Generalobere für den Orden einschlagen will, wird laut dem österreichischen Provinzial erst im Lauf der nächsten Woche deutlich werden. Die am 2. Oktober gestartete Generalkongregation beginnt dann ihre inhaltliche Arbeit, nachdem es bislang um die Positionsbestimmung und Herausforderungen des Ordens sowie die Wahlvorbereitung gegangen war. Wie lange die Versammlung in Rom noch dauert, ist offen, Bürgler rechnet mit einer Dauer von vier bis sechs Wochen. "Erst wenn alle Themen besprochen sind, beschließt die Kongregation ihr Ende", so der Jesuit.
[hw]