Ordensschulen: Mit Resonanzpädagogik Verantwortung wahrnehmen und Schule gestalten
Der Pädagoge Wolfgang Endres legt dar, dass es darum geht, „die Schwingungen wahrzunehmen und die Resonanzräume für Erfahrungen zugänglich zu machen.“ Ein wesentliches Element der Resonanz ist die Haltung der Dankbarkeit. Wem verdanke ich, dass ich lesen kann? Wo bin ich gut aufgehoben? Es ist wichtig zu erlernen, „noch einmal hinzuschauen“. Die Erfahrung von Resonanz ist diese Einladung, noch einmal hinzuschauen. Das widerspricht der gängigen Beschleunigungsdidaktik. Endres hat mit dem Zeitforscher Hartmut Rosa in vielen Gesprächen seine wissenschaftlichen Arbeiten für Schulen zugänglich gemacht und darauf hingewiesen, dass die Antwort auf Beschleunigung nicht Entschleunigung ist, „sondern die neue Weltbeziehung als Resonanzraum“. Endres erläutert anhand von Notenblättern, dass zum Beispiel das Aufräumen von Noten genau diese Schwingungsräume zerstören würde. Resonanz ist nicht einfach ein Reagieren, sondern den Raum gestalten, ein Tätig-Werden in den Lebensräumen in Verbindung mit einem neuen Hören, einem tiefen Wahrnehmen.
Der Referent Endres vor dem Plenum
Vom Echo zur Resonanz
In einer Übung mit den Schulverantwortlichen arbeitet Endres einige zentrale Anliegen der Resonanzpädagogik heraus. „Eine humorvolle Begegnung ist ein Geschenk“ oder „Wirkliches Wissen entsteht nur, wenn entlang von Reflexion die Bedeutung des Stoffes erkannt wird“. Endres sieht die Neigung des Menschen, andere zu kritisieren oder abzuwerten. Genau das Gegenteil braucht es: „Wir werten Menschen auf, die auch uns wertschätzen.“ Endres ermutigt die Verantwortlichen der Schulen ihre Funktion als LeiterInnen authentisch wahrzunehmen: „Als SchulleiterIn bin ich die Stimmgabel, die für diesen Erfahrungsraum den Ton angibt.“ Diese Tatsache geht von der Erfahrung aus, das ein Objekt am ehesten in Schwingungen versetzt wird, wenn diese der Eigenschwingung entspricht. So wird der ganze Körper Resonanz. Und genau das ermöglicht anderen, das gemeinsame Anliegen, Thema, Lernfeld wahrzunehmen und zu verstehen. So geht es nach Endres genau nicht darum, Echoräume zu fördern sondern die viel tieferen und weiteren Resonanzräume in den Schulen zu eröffnen. Den nicht das viele Wissen, das in Echo-Prüfungen getestet wird, nährt die Seele, sondern das Schmecken, das intensive Verkosten der Innenräume der Dinge. Beim Echo wird zurückbestätigt, was gerufen wurde. Resonanz ist eine Antwortbeziehung einer des Anderen, der mit eigener Stimme spricht.“ Endres warnt aber: „Resonanz ist nicht verfügbar, machbar. Sie können aber durch ein gutes Lernklima die Motivation erhöhen.“ Entscheidend sieht der Bildungsexperte, dass eine emotionale Beziehung zum Stoffgebiet entstehen, wachsen kann.
Wolfgang Endres, Pädagoge und Referent in der Lehrerfortbildung, ist Gründer des »Studienhauses am Dom« in St. Blasien. Er hat die »Endres-Lernmethodik« entwickelt und ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen. Die Themen von Endres sind: Schule als Resonanzraum, Motivation durch Resonanzbeziehungen, Feedback-Akzeptanz durch Resonanz, Kompetenz und Resonanz in Dissonanz, Beziehungsbildung im Smartphone-Zeitalter.
Rudolf Luftensteiner, Bereichsleiter Bildung und für die Ordensschulen zuständig veranstaltet mit Elisabeth Hartel und Sabine Ondrasch die Tagung
Weitere ReferentInnen bei der Tagung waren die Ordinariatsdirektorin von München-Freising Sandra Krump zum Thema „Erziehung und Bildung im Geist der Frohen Botschaft“. Der Direktor des Bischöflichen Schulamtes Innsbruck Winfried Schluifer referierte zum Thema Privatschulgesetz.
Videoclip zur Veranstaltung und Gespräch mit Wolfgang Endres
[fk]