Jesuiten in Syrien: Unsere Arbeit soll ein Zeichen der Hoffnung sein
Das Ziel sei es, Kindern ein möglichst normales Leben zu ermöglichen, doch "fast jedes Kind ist vom Krieg traumatisiert", so P. Magdi Seif. "Jedes Kind hat den gewaltsamen Tod eines Menschen, hat den Verlust von Familienmitgliedern oder die Zerstörung von Häusern erlebt." In Homs führen die Jesuiten drei Zentren, in denen insgesamt rund 1.200 Kinder und Jugendliche besucht werden. Hier versuche man, die Erlebnisse mit den Kindern aufzuarbeiten.
Neben der Hilfe für Kinder sind die Jesuiten in Homs auch im medizinischen Bereich tätig, über den rund 1.500 Menschen erreicht werden. Die Jesuiten kümmern sich vor allem um die Versorgung von chronisch Kranken oder helfen finanziell bei absolut notwendigen Operationen. Weiters bemühen sie sich auch um Brillen und Hörgeräte für Bedürftige.
In den Zentren der Jesuiten würden alle Syrer ungeachtet ihrer Religion betreut bzw. aufgenommen, unterstrich P. Seif: "Das gehört zur Mission der Kirche. Wir sind für alle da." Dabei müssten die Ordensmänner freilich immer wieder zwischen Christen und Muslimen, vor allem aber auch innerhalb der Muslime zwischen Sunniten und Schiiten oder auch Alawiten vermitteln, Vorurteile abbauen und sich für Versöhnung und gegenseitigen Respekt einsetzen. Die Jesuiten sind in Syrien mit insgesamt neuen Ordensmännern tätig. Dazu kommen noch hunderte Mitarbeiter. "Christen und Muslime", wie P Seif betont.
Der Jesuit P. Magdi Seif, Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) in Homs. (c) P. Hans Tschiggerl
Die Sicherheitslage in Homs sei relativ gut, so Seif. Im Umland werde freilich mitunter immer noch gekämpft. Granateinschläge auch im Stadtgebiet seien deshalb immer noch möglich und die Angst vor Terroranschlägen sei auch ständiger Begleiter der Menschen. Die syrische Armee versuche dem mit unzähligen Checkpoints vorzubeugen.
Zwischen Freunden und Feinden
P. Seif stammt aus Ägypten. Während viele Menschen Syrien verließen, kam er vor eineinhalb Jahren bewusst dorthin, um den Verbliebenen beizustehen. In Homs habe sich die Situation in den vergangenen eineinhalb Jahren seit seiner Ankunft deutlich verbessert, so der Ordensmann: Freilich: "In Syrien weißt du nie, was morgen passiert. Der Feind von gestern ist der Freund von morgen und umgekehrt."
Der Alltag der Menschen in Homs werde von großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten geprägt. Ein großes Probleme sei etwa die oft fehlende Elektrizität. Dazu komme der kälteste Winter seit vielen Jahren. Zudem sei die Angst vor dem Dienst in der syrischen Armee groß und treibe viele in die Flucht ins Ausland.
Auf die muslimischen Migranten angesprochen, meinte der Ordensmann, dass es in Europa eine Stärkung des christlichen Glaubens brauche. Europa müsse seine Religion und seine Werte neu entdecken und leben, denn: "Nur wer nicht fest im Glauben verankert ist, hat Angst." Und Angst sei im Umgang mit den muslimischen Flüchtlingen fehl am Platz.
P. Seif erinnerte gegenüber "Kathpress" auch seinen niederländischen Ordensbruder Frans Van der Lugt. Dieser hatte 2013/14 als letzter Jesuit im damals heftig umkämpften Zentrum von Homs ausgehalten. Er hatte sich bis zuletzt geweigert, das Kloster der Jesuiten zu verlassen, solange um ihn herum noch Hunger und Not herrschten. Auch nach der Evakuierung von 1.400 Bewohnern unter Führung der UNO im Februar 2014 wollte er bei den verbleibenden Bewohnern ausharren. Im April 2014 wurde er von einem Dschihadisten ermordet. "Von vielen Menschen hier wird P. Frans längst als Heiliger verehrt", so P. Seif. Sein Leben vor allem aber auch sein Tod sei ein beeindruckendes Zeugnis des Glaubens.
[rs]