Orthodoxe Kirche stoppt Kloster-Projekt in St. Andrä
Viele Freunde und Unterstützer – und zahlreiche Klostergegner
Das Kloster-Projekt wurde 2014 gestartet, als die Diözese Eisenstadt ein Grundstück in St. Andrä dafür zur Verfügung stellte. Nach einigen Querschüssen von Gegnern des Projekts kam es im Februar 2016 zu einer Bürgerbefragung, von der Bürgermeister Erich Goldenitsch die Entscheidung der Gemeinde abhängig machen wollte. Die ging zugunsten des Klosterbaus aus. Infolge kam es zu einem einstimmigen positiven Beschluss des Gemeinderats. Im Oktober wurde das betreffende Grundstück in Bauland umgewidmet. Gegen diesen Beschluss gingen nun aber nochmals die Gegner vor und starteten eine Unterschriftenaktion, um eine Volksabstimmung zu erzwingen. Diese hätte am 11. Juni 2017 stattfinden sollen.
"Emotionen und Angst wurden geschürt, Gerüchte wurden gestreut, viele davon verletzend für die Orthodoxe und die Katholische Kirche gleichermaßen", heißt es in dem Brief des Metropoliten. Dennoch seien alle zuversichtlich gewesen, dass ein "christliches Kloster letztlich für sich selbst sprechen würde". Schließlich gehe es darum, "den orthodoxen Christen" und allen Menschen guten Willens im pannonischen Raum ein "spirituelles Zentrum", einen "christlichen Wallfahrtsort" zu schenken, der gerade "ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der ganzen Gesellschaft ein starkes Symbol für ein Europa des Geistes, des Friedens und der Versöhnung" sei. Ein solches Kloster sei ein "Zeichen in der Welt", eine "Erinnerung der Möglichkeit für jeden Menschen, umzukehren und zu Gott zurückzukehren", ein Ort der Gemeinschaft, die die Grundbotschaft des Christentum "existentiell zu leben" versucht - "in Gebet und Meditation, im Feiern der Göttlichen Liturgie, durch Werke der Barmherzigkeit und der Gastfreundschaft sowie durch einen einfachen und respektvollen Lebensstil, der im Einklang mit Gottes Schöpfung steht".
Nach zweieinhalb Jahren des geduldigen Wartens und Hoffens, wertvoller Begegnungen und gewissenhafter Aufklärungsarbeit, müsse man nun aber erkennen, dass diese Botschaft nicht von allen Bewohnern von Zicksee so angenommen werde. Das gelte es in aller Freiheit freilich auch zu respektieren, so der Metropolit: "Man muss die Haltung des Anderen respektieren und ihn freilassen, auch wenn man selbst etwas anderes erhofft hätte."
Jahrhundertchance verspielt
Zugleich betont der Metropolit, dass in St. Andrä in den vergangenen zweieinhalb Jahren trotz aller Irritationen viel Gutes entstanden sei, das auch in Zukunft reiche Frucht bringen werde. Kardamakis wies dabei auf die vielen Unterstützer und Freunde des Kloster-Projekts hin. Der Metropolit erinnert auch daran, dass Papst Franziskus den Menschen von St. Andrä in einem persönlich an sie gerichteten Schreiben "für ihre Offenheit gedankt und dem Klosterprojekt seinen Segen erteilt" habe. Auch Patriarch Bartholomaios I. habe St. Andrä besucht und das von der Diözese Eisenstadt gestiftete Grundstück gesegnet "und mit den Menschen in St. Andrä ein bewegendes Fest der Begegnung gefeiert".
In einer ersten Stellungnahme drückte der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics sein tiefes Bedauern für eine von der Gemeinde St. Andrä verspielte "Jahrhundertchance" aus: "Ich bedaure dies sehr und schäme mich, dass im Burgenland so etwas möglich ist.“
Klostergemeinschaft besteht bereits
Die Klostergemeinschaft gibt es bereits: Fünf Mönche und ein Novize leben und wirken seit einiger Zeit in einem angekauften Gebäude vor Ort in St. Andrä. Mit dieser provisorischen Niederlassung sei eine Möglichkeit geschaffen worden, "eine bleibende Verbindung und Verbundenheit der Orthodoxen Kirche mit den Menschen in St. Andrä aufrecht zu erhalten", schreibt Metropolit Arsenios in seinem Brief an den Bürgermeister.
[hw]