Stadt Wien ehrt Sozialpolitikerin und Ordensgründerin Hildegard Burjan
Burjan wurde am 16. Februar 1919 im Zuge der ersten freien und gleichen Wahl in der Geschichte der Ersten Republik ins Hohe Haus gewählt, nachdem sie 1918 in den Wiener Gemeinderat eingezogen war. Die Sozialpolitikerin war Teil der großen Koalition zwischen Christlichsozialen und der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, die unter anderem den Achtstundentag durchsetzte und die Arbeiterkammer ins Leben rief.
"Hildegard Burjan war nicht nur eine hervorragende Sozialpolitikerin im Wiener Gemeinderat und im Parlament, sie war auch durch und durch Humanistin. Und das bereits zu ihren Lebzeiten in einem heute immer noch fortschrittlichen und unkonventionellen Sinn", so Bürgermeister Häupl wörtlich. Das Hospiz der von ihr gegründeten "Caritas Socialis" am Rennweg sowie ihre Seligsprechung im Wiener Stephansdom zeugten von Burjans Bedeutung für Wien und Österreich. Damals wie heute gelte es, gemeinsam die Klüfte in der Gesellschaft zu überwinden und sich für die sozial Schwachen einzusetzen, so Häupl. Die Gedenktafel sei eine Auszeichnung, die weit über sonstige Ehrungen verdienter Persönlichkeiten hinausgeht, stellte der Bürgermeister fest.
Klubobmann Mag. Manfred Juraczka, ÖVP Wien, von dessen Parteikollegin Dr. Gudrun Kugler die Initiative zur Gedenktafel ausgegangen war, freute sich über die Würdigung einer sozial engagierten christlich sozialen Politikerin der ersten Stunde.
Eine verbindende Politik um der Sache willen
Für Generalleiterin Sr. Susanne Krendelsberger ist Hildegard Burjan ein Vorbild für PolitikerInnen: „Beispielgebend und gerade heute mehr als aktuell ist Hildegard Burjans politischer Einsatz über die Parteigrenzen hinweg. Als Wiener Gemeinderätin und als Abgeordnete zum österreichischen Parlament suchte sie zum Wohl der Menschen das Verbindende: „Je fester ein Mensch von seiner Weltanschauung überzeugt ist, desto ruhiger erträgt er andere Meinungen, desto mehr sucht er überall das Versöhnende, Verbindende heraus und ignoriert bei gemeinsamer Arbeit das Trennende."
ÖVP Klubobmann Juraczka, Bürgermeister Häupl, Weihbischof Krätzl, Gemeinderätin Gudrun Kugler, Generalleiterin Sr. Susanne Krendelsberger CS. Fotos: © Caritas Socialis
Hildegard Burjan wurde am 30. Jänner 1883 in Görlitz an der Neiße als zweite Tochter einer liberalen jüdischen Familie geboren. Nach einer schweren Erkrankung fand sie zum katholischen Glauben. Mit ihrem Gatten Alexander übersiedelte sie 1909 nach Wien und begann sich hier intensiv für Randgruppen der Gesellschaft zu engagieren. 1919 zog sie als erste christlich-soziale Abgeordnete in das Parlament der Ersten Republik Österreich ein. Als verheirate Frau und Mutter gründete sie die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, deren Vorsteherin sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1933 blieb. Sie gilt als die erste selige demokratisch gewählte Politikerin. Im Jahr 2012 wurde sie seliggesprochen.
Nähere Informationen bei den CS-Schwestern und über die CS Caritas Socialis
[hw]