Reform oder Reformation? Tagungsfilm zu Johann von Staupitz
Johannes Staupitz war Generaloberer der Augustiner Eremiten, als Martin Luther dort Mönch wurde. Staupitz wurde zu Luthers Lehrer, Beichtvater und väterlichem Freund - und blieb es bis zum Ende seines Lebens, das er als Abt der Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg beschloss.
Aus Anlass des Jubiläums 500 Jahre Reformation widmete sich eine Fachtagung in der Erzabtei St. Peter der faszinierenden Person von Johannes Staupitz. Es war eine ökumenische Tagung, die von der Superintendenz Salzburg/Tirol und von den Ordensgemeinschaften Österreich/Referat für die Kulturgüter mitveranstaltet wurde. Die Tagungsleiter Gerald Hirtner, Stiftsarchivar von St. Peter, und Rudolf Leeb, Professor für Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Wien, haben ein sehr anspruchsvolles Programm mit hochkarätigen Referenten zusammengestellt. Die Vorträge brachten eine Reihe neuer Aspekte in die Forschung ein, die Fachdiskussion war ausgesprochen lebhaft und mit nahezu 100 Gästen war die Tagung ausgesprochen gut besucht. Hier sehen Sie den Film mit Tagungsbericht und Auszügen aus dem Schauspiel:
Der erste Teil der Tagung widmete sich der Geschichte Salzburgs zur Reformationszeit und einer Spurensuche in St. Peter. Gerald Hirtner referierte über die Quellen zu Staupitz, die heute noch im Stiftsarchiv vorhanden sind, darunter das Notariatsinstrument, mit dem der Konvent 1522 die Rechtmäßigkeit der vom Erzbischof dem Kloster aufoktroyierten Wahl von Staupitz zum Abt bestätigte. Adolf Hahnl und Wolfgang Wanko stellten die künstlerischen Zeugnisse vor, insbesondere ein Porträt von Johannes Staupitz sowie die marmorne Platte seines Grabs, das sich in der Marienkapelle, der Chorkapelle von St. Peter, befindet. Durch eine kleine Ausstellung über Johannes Staupitz im DomQuartier Salzburg führte Erzabt Korbinian Birnbacher die Tagungsgäste.
Am Nachmittag und am nächsten Vormittag erfolgte eine intensive Auseinandersetzung mit der Theologie von Johannes Staupitz, wie er sie selbst in seinen Predigten darlegte, die er durch mehrere Jahre in Salzburg für Bürger und Ordensleute hielt. Franz Posset, ein Spezialist für die Geschichte der Reformationszeit, bezeichnete Staupitz als „Spitzenreiter der katholischen Reformation“. Aus der Reform seines eigenen Ordens, der Augustiner, hoffte Staupitz auf eine erneuernde Kraft für die ganze Kirche, während Luther das Ordensleben und die Gelübde verwarf. Die Fachdebatte brachte eine Fülle anregender neuer Forschungserkenntnisse zur Theologiegeschichte dieser Epoche und eine Neubewertung des wesentlichen Einflusses, den Staupitz auf die Theologie Luthers hatte.
Am Abend des 5. Mai empfing der Erzabt die Gäste im Abteisaal, doch zuvor statteten die TeilnehmerInnen Johannes Staupitz einen Besuch an seinem Grab ab, wo sie eine Überraschung erwartete: Die beiden Linzer Bibliothekare Ingo Glückler und Markus Bürscher stellten in historischen Kostümen eine Szene dar, in der sie das Leben von Staupitz Revue passieren ließen. Hier sehen Sie das Schauspiel in voller Länge:
Die überaus reichen Früchte der Tagung wird man in einem Tagungsband nachlesen können, in dem alle 15 Vorträge publiziert werden sollen.
[msc]