Brückengespräche mit InitiatorInnen und ExpertInnen für neues gemeinschaftliches Leben
Sr. Michaela Pfeifer erläuterte beim Panel 1 zum Thema „Der ganze Mensch“ die kontemplative Seite ihrer Ordensgemeinschaft der Marienschwestern vom Karmel: „Kontemplare kommt vom Schauen. Etwas so lange anschauen, bis es zu sprechen beginnt. Das kann eine Blume sein. Je mehr es mir gelingt, das, was auf mich zukommt, absichtslos anzuschauen, umso mehr kommt mir das Leben direkt entgegen. Es darf so sein, wie es jetzt ist.“ Sr. Michaela Pfeifer hat die SymposiumsteilnehmerInnen eingeladen, „Gott weit und breit zu denken und mit einem großen Herz.“ Sr. Michaela selbst ist seit 42 Jahren im Orden und je länger sie drinnen lebt, „umso klarer wird ihr dieses Geheimnis.“
Der ganze Mensch im Mittelpunkt
Die Marienschwestern sind zwar ein kontemplativer Orden aber mit einer apostolischen Seite wie Kindergarten, Seniorenheim, Schule, Biolandwirtschaft und Kneipp-Kurhäuser. „Dort soll diese tiefe Ganzheitlichkeit zum Ausdruck kommen“, wünscht sich die Oberin: „Spirtualität ist mein ganzes Leben und durchdringt alles. Wir öffnen damit Räume zum Heil und Ganz werden.“ Im Kurhaus Bad Kreuzen hat man sich auf die traditionelle europäische Medizin spezialisert, „will sie dem Wesen des Menschen in seiner gewohnten Umgebung eher entgegenkommt.“ Sr. Michaela sieht auch die MitarbeiterInnen als „TrägerInnen der Sendung in der Spiritualtität Jesu zu leben.“ Sie sieht alle miteinander als Sendungsgemeinschaft am ganzen Leben aus dem Geiste Jesu und nicht als Arbeitsgemeinschaft. Am Panel 2 hat auch nocht mitgewirkt Mona Löffler vom Zentrum der Einheit Schweibenalp in der Schweiz sowie Markus Meznik vom Verein Heilkunstareal am Steinhof in Wien. Moderiert wurde Panel 1 von Iris Kunze von der Universität Münster und Wien, Bodenkultur.
Kein Mensch darf zur Ware werden
„Das zerrissene Netz“ war der thematische Fokus von Panel 2. Sr. Anna Mayrhofer von den Franziskanerinnen, Missionarinnen Mariens in Wien und Solwodi Österreich nahm daran teil und schilderte eindringlich die Situation von Frauenhandel und Zwangsprostiution in Österreich, wo sie alle familiären und gesellschaftlichen Netze gerissen sieht. Ihre Vision, für die sie täglich arbeitet, sieht sie so: „Keine Mensch soll gezwungen sein, den Körper für den Lebensunterhalt verkaufen zu müssen.“ Sie ist als Sozialarbeiterin in der Schutzwohnung für Prostituierte tätig und verwehrt sich gegen den Begriff „Sexarbeiterinnen“. Sie wollen mit ihrer Arbeit wieder ein Netzt für diese Frauen knüpfen, „das ihnen die Würde wieder zurückgibt.“ Sie selber ringt in dieser aufreibenden Arbeit auch zwischen „action und conemplatio“. Diese Spannung zu leben ist nicht einfach, „wenn Not und Spiritualität so unmittelbar zusammentreffen“. Sr. Anna schildert auch, dass in ihrem Orden es welt weit „nur eine Kassa gibt“. So entsteht ein globaler Austausch und der Hang, immer auch die anderen mitzudenken. Das fördert einen bescheidenen Lebensstil. Am Panel 2 haben weiters die Commons-Spezialistin Brigitte Kratzwald und Florian Bauernfeind, von United Creations mitdiskutiert.
Es braucht die Realpräsenz der Wissensträger
Das Panel 3 war thematisch dem „elektronischen Kloster“ gewidmet. Kim Veltman vom Maastricht McLuhan Institute zeigte die heutigen Möglichkeiten des „digitälen Wissens und Vernetzens“ auf. Thomas Wallnig von der Universität Wien gab einen Einblick in sein Forschungsprojekt zu „Monastische Aufklärung und benediktinische Gelehrtenrepublik“ im 18. Jahrhundert. Er schildert, „dass eine von Demut getragene Kritik die Kirche auf eine bessere Stufe stellen kann“. Er arbeitet heraus, „dass Kritik eine ureigene monastische Aufgabe ist und damit die Grenze von Wandelbarem und Unwandelbarem stark verschoben wird in Richtung wandelbar.“ Damit kommt Wandelbarkeit in das System hinen und Kritik wird Teil des Gemeinschaftslebens. So gesehen begann im 18. Jahrhundert die „monastische Aufklärung“. Wallnig in Richtung heutiger digitaler Möglichkeiten: „Da Verhandelbarkeit von Wissen immer an tatsächliche Räumlichkeiten gebunden ist, braucht es die Realpräsenz der Wissensträger.“ So gesehen sieht der Moderator Franz Nahrada „die Zeit des monastischen Lebens heraufdämmern“.
Austausch auf den Brücken des Lebens
Schon am Freitag wurden in mehreren Statements Themenfelder aufgemacht. Franz Nahrada hat als Initiator des Symposiums die „Notwendigkeit von Gemeinschaften aus einem neuen Geist und Miteinander“ in den Raum gestellt. Oswald Daxböck bewohnt und nutzt als Energetiker das ehemalige Servitenkloster Schönbühel in der Nähe von Melk. Er hat seine Erfahrungen für die samstägliche Exkursion vorangestellt. Einen Einblick in die „Ordenslandschaft von Österreich“ hat Ferdinand Kaineder anhand der neuen Ordensbroschüre vermittelt und gemeint, „dass sich wahrscheinlich viele gemeinsame Flächen, Sichtweisen und Erfahrungen auftun werden“. Iris Kunze gab einen Überblick über ihre Forschungsarbeiten auf dem Gebiet neuer Gemeinschaften, „wie sie gelingen und woran sie scheitern“. Mit dabei waren in Melk die TeilnehmerInnen von „The caravan of change 2013“ von Dunavision. Sie sind zu Fuß entlang der Donau unterwegs, „um Anzeichen und Orte des neuen Lebens aufzuspüren und ins Gespräch zu bringen“. Das Stift Melk gab den Freiraum für dieses Meeting.
[fk]