Gesundheitstag: Christian Lagger neuer Vorsitzender der ARGE Ordensspitäler Österreichs
Christian Lagger, Direktor des Krankenhauses der Elisabethinen Graz, übernimmt für die Periode 2022/2023 den Vorsitz der ARGE der Ordensspitäler Österreichs. (c) Ordensgemeinschaften
Christian Lagger folgt auf Adolf Inzinger, Gesamtleiter der Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder, der den Vorsitz in den vergangen zwei Jahren inne hatte. Die Amtsübergabe erfolgte am Donnerstag, 25. November 2021, bei der Vollversammlung der ARGE Ordensspitäler im Rahmen der Herbsttagungen der Ordensgemeinschaften Österreich.
Vielfalt der Orden als Stärke
"Die Ordensspitäler leisten einen unersetzbaren Beitrag zu einer vitalen Gesundheitsversorgung in unserem Land, was besonders auch seit Beginn der Corona-Pandemie weithin sichtbar ist", so Lagger in einer ersten Stellungnahme. Im Ensemble seien die 23 heimischen Ordenskrankenhäuser die größte Spitalsgemeinschaft in Österreich. Ihre Stärke liege in der Vielfalt der Orden als Krankenhausträger und in den damit verbundenen Schwerpunkten in Ethik und Spiritualität sowie in Medizin, Pflege und Therapie.
Lagger wörtlich: "Mein Ziel ist es, die Stärke der Vielfalt von Ordensspitälern aufzuzeigen, deren Zusammenarbeit zu stärken und das wertvoll Einzigartige für die vielen uns als Patientinnen und Patienten bzw. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anvertrauten Menschen einladend zu vermitteln."
Zur Person
Christian Lagger (Jahrgang 1967) ist seit 2010 Geschäftsführer bei den Elisabethinen sowie Vorsitzender und Mitglied mehrerer Aufsichtsorgane, Gremien und Vereine. Der promovierte Theologe und frühere Büroleiter von Bischof Egon Kapellari lehrt an der FH Joanneum und an der Karl Franzens Universität Graz, hat zu Fragen der Führung und des Gesundheitssystems publiziert und ist auch als Unternehmens- und Führungskräfteberater tätig. Seit September ist Lagger auch Präsident des Internationalen Forschungszentrums für soziale und ethische Fragen in Salzburg. Der Vorsitz der ARGE Ordensspitäler wechselt alle zwei Jahre.
Die 23 Ordensspitäler Land stellen einen wichtigen Teil des österreichischen Gesundheitswesens dar. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus.
Christian Lagger im Kathpress-Interview: "Wir sehen aufgrund der Zahlen, dass die Impfung einfach wirkt"
Vonseiten der österreichischen Ordensspitäler kommt einmal mehr der dringliche Appell an die Bevölkerung, sich gegen Covid impfen zu lassen. "Wir sehen aufgrund der Zahlen, dass die Impfung einfach wirkt", so Christian Lagger, der neue Vorsitzende der ARGE Ordensspitäler im Kathpress-Interview. "Wir sehen die Auswirkungen auf den Intensivstationen, es gibt einfach Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften. Die Impfung führt zu einem leichteren Verlauf der Erkrankung."
Impfung: Aufklärung und Ängste nehmen
Lagger gab zu bedenken, dass es unter den Ungeimpften einen großen Prozentsatz an Unentschlossenen gibt, die Zweifel haben. Hier gelte es weiterhin, noch mehr aufzuklären. Inzwischen gebe es weltweit milliardenfache Erfahrungen mit der Impfung, sodass man viele Ängste nehmen könne. In den Ordensspitälern liege die Zahl der geimpften Mitarbeitenden zwischen 80 und weit über 90 Prozent, so Lagger. Freilich: Gesamtgesellschaftlich gebe es einen harten Kern an Impfgegnern, den man wohl nie erreichen werde, räumte er ein.
"Einen assistierten Suizid kann und darf es in unseren Häusern nicht geben."
Zum demnächst auch in Österreich möglichen assistierten Suizid meinte Lagger, dass die Position der Ordensspitäler sehr klar sei: "Einen assistierten Suizid kann und darf es in unseren Häusern nicht geben." Man unternehme alles, "um bei den Menschen zu sein, sie medizinisch, in der Pflege, palliativ und mit mitmenschlicher Zuwendung zu begleiten, sodass sie wirklich leben können bis zuletzt und ihren eigenen Tod sterben können. Und das wird uns weiter fordern." Und nochmals mit anderen Worten: "Kirchliche Einrichtungen sind Orte des Lebens, und zwar bis zuletzt."
Er hoffe sehr, so Lagger, dass der vorliegende Gesetzesentwurf der Regierung zum assistierten Suizid nochmals überarbeitet wird. Es sei aber jedenfalls wichtig, dass es mit 1. Jänner überhaupt ein Gesetz gibt, damit es zu keiner ungeregelten Situation kommt.
Pflegeberuf aufwerten
Unter dem Motto "Es ist 5 nach 12" gab es vor Kurzem österreichweit Proteste des Pflege- und Gesundheitspersonals, mit denen auf die angespannte Situation im Gesundheitsbereich hingewiesen wurde. Mit dabei waren auch Mitarbeitende der Ordensspitäler, die mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung einmahnten. Lagger bestätigte, dass die zermürbende Situation der Pandemie immer öfter zu einer Überlastung des Gesundheitssystems und damit all der in diesem System arbeitenden Menschen führe. Und so gebe es auch in all diesen Bereichen "deutlich Luft nach oben".
Es sei den Verantwortlichen bislang immer noch nicht gelungen, die tatsächliche Bedeutung der Pflege deutlich zu machen. Pflege habe immer noch das Image, "dass es nur ums Waschen und die Bereitstellung von Essen geht". – Was freilich längst nicht mehr stimme. Lagger: "Pflegekräfte sind gut ausgebildet, haben hohe Kompetenzen, haben viel Wissen und Know how. Das muss man aber noch deutlicher vermitteln, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen."
Auch mehr Wertschätzung und Dank für die Mitarbeiter sei angebracht. Ebenso sei die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein Dauerauftrag. Im Blick auf Gehaltsdiskussionen plädierte Lagger für Augenmaß. Eine angemessene Entlohnung sei aber jedenfalls angebracht.
Partner auf Augenhöhe
Im Blick auf die Finanzierung der Ordensspitälern durch die Länder habe sich in den vergangenen Jahren sehr viel zum Positiven verändert, konstatierte Lagger. Man werde als Partner auf Augenhöhe wahrgenommen und geschätzt. Die Ordensspitäler hätten einen öffentlichen Versorgungsauftrag mit klaren Vereinbarungen, den es vonseiten beider Vertragspartner einzuhalten gelte. Ganz grundsätzlich müsse es im Gesundheitswesen gelten, dass es für gleiche Leistungen auch die gleichen Finanzmittel gebe.
Ein gewisses Ringen um Finanzen sei freilich im Alltag ganz normal, und er sei auch zuversichtlich, dass es bei den aktuellen Verhandlungen zwischen den Wiener Ordensspitälern und der Stadt Wien zu einem guten Ergebnis kommen wird. Zudem wies Lagger darauf hin, dass die Ordensspitäler aufgrund ihrer Strukturen sehr kosteneffizient bei gleichzeitig höchster Qualität arbeiten würden.
Menschliche Zuwendung
In Österreich gibt es 23 Ordensspitäler, damit steht bundesweit jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. Die Ordensspitäler zeichneten sich neben Spitzenmedizin durch eine hohe Form der menschlichen Zuwendung aus, so Lagger weiter: "Die Patientinnen und Patienten werden in ihrer Ganzheit gesehen und angenommen." Ordensspitäler würden sich auch besonders um Menschen am Rand der Gesellschaft kümmern, etwa um nicht krankenversicherte Obdachlose. Lagger: "Das ist unser Auftrag im Sinne Jesu, die Kranken zu heilen, das Evangelium zu verkünden; einfach für die Menschen da zu sein und ihnen Zuwendung zu schenken. Und das alles vom Beginn des Lebens bis zuletzt."
Insgesamt sind es laut einer aktuellen Statistik exakt 7.808 Betten. Mehr als 1,8 Mio. Patientinnen und Patienten werden jährlich in den Ordensspitälern behandelt, 74 Prozent ambulant, 21 Prozent stationär und 5 Prozent tagesklinisch. Über 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich operiert. Die Ordensspitäler sind auch ein bedeutender Arbeitgeber mit mehr als 26.500 Mitarbeitenden. Davon sind 64 Prozent Frauen und 36 Prozent Männer.
In Kooperation mit kathpress