Abtpräses Haidinger im APA-Interview: Frauenpriestertum wird kommen
"Ich sage nicht, das muss morgen sein. So viel Realist bin ich", meint Haidinger zur Einführung der Priesterweihe für Frauen. So könnte dies etwa den ökumenischen Dialog mit den Ostkirchen "zuerst einmal ganz massiv stören". Für den Abtpräses der Österreichischen Benediktinerkongregation ist auch klar, dass es dafür eines Konzils bedarf. "Es gibt andere, die sagen, es wäre zu früh. Da sind Leute drinnen, die das nur blockieren würden", gibt der Vorsitzende der Superiorenkonferenz zu bedenken. "Dass ganz wichtige Fragen, die wir vor uns herschieben, schon ein Konzil brauchen und dass die nicht der Papst auf seinem Schreibtisch entscheiden kann, das ist klar."
Zölibat keine Zulassungsbedingung
Auch mit dem Pflichtzölibat als "Zulassungsbedingung" hat Haidinger seine Probleme. Wenn man in der orthodoxen Kirche, die teils auch dem Papst unterstellt sei, heiraten dürfe "und bei uns nicht, dann kann man nicht sagen, das ist theologisch begründet. Das ist traditionell so". Gegen die freiwillige Entscheidung zur Ehelosigkeit von Priestern hat der Ordensmann jedoch nichts. "Ich habe nie etwas gegen den Zölibat gesagt. Ich wäre ja deppert, wenn ich 50 Jahre versuche, zölibatär zu leben und dann sage, der Zölibat ist ein Blödsinn." Haidinger glaubt vielmehr an diesen Lebensstil als "Charisma, zu dem einzelne berufen sind".
Dass es sich bei all den Wünschen auch um Forderungen der Pfarrer-Initiative handelt, stört den Ordensmann nicht. Den Aufruf zum "Ungehorsam" hat er allerdings nicht unterschrieben. "Ich habe eigentlich den Segen des Gehorsams kennengelernt", lautet seine Begründung. "Ich kann alles unterschreiben. Und vieles lebe ich auch seit eh und je, was da in der Pfarrerinitiative ist." Es gehe ihm, Haidinger, nicht um die Themen, "sondern die Art und Weise". In ihren Forderungen hat die Pfarrer-Initiative rund um Helmut Schüller aber "jede Unterstützung".
Neuer Umgang mit Wiederverheirateten
Auch einen neuen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen fordert Haidinger. Dieses "leidige und immer wiederkehrende Thema" hätte "schon längst" gelöst gehört. "Und Gott sei Dank bin ich überzeugt, so weit ich Einblick habe, die Praxis ist eh in vielen Pfarren so, wie man es sich eigentlich wünscht. Dass die integriert und ermutigt werden." Für Haidinger sprechen diesbezüglich auch die Ergebnisse der Familienumfrage des Vatikan klare Worte. "Da müssen wir jetzt einmal Nägel mit Köpfen machen und dieser Realität Rechnung tragen", findet er.
Mit dem Umgang des St. Pöltner "Familienbischofs" Klaus Küng mit der Umfrage ist "Familienbischof" Klaus Küng - es gab nur knapp 150 Rückmeldungen - ist Haidinger nicht ganz glücklich. "Er vertritt da doch eine ganz bestimmte Richtung, die er fördert, aber die halt keine Breitenwirkung hat." In der Diözese Graz-Seckau, in der es aufgrund eines vereinfachten Fragebogens mehr als 60.000 Rückmeldungen gegeben hat, sei hingegen "wirklich etwas Vernünftiges gemacht worden". Im Allgemeinen lobt der Abt aber die Haltung des Bischofs, der die Orden eigenständig arbeiten lasse.
Thema Missbrauch noch nicht abgeschlossen
Ein Thema, das Haidinger nach wie vor intensiv beschäftigt, sind die Missbrauchsfälle im Kirchenbereich, zumal er selbst dort die Schule besucht und 29 Jahre lang unterrichtet hat. "Das Schlimmste für mich war, als alles an die Öffentlichkeit gekommen ist, dass ich manchmal nicht glaubwürdig versichern konnte, nichts von dem Ganzen gecheckt zu haben", meint er rückblickend. Jener Pater, der gerichtlich verurteilt wurde, sei etwa auch sein Lehrer gewesen, danach Kollege Haidingers. "Ich habe den immer sehr geschätzt, weil er hoch gescheit war, ein guter Lehrer war, ein umgänglicher Mitbruder gewesen ist. Ich habe nichts gecheckt."
Abgeschlossen sieht Haidinger das Thema Missbrauch in der Kirche noch längst nicht. "Mein Eindruck ist jetzt, es ist nach bestem Wissen und Gewissen versucht worden, das aufzuarbeiten", sagt er auch im Bezug auf die von der Kirche bestellte Opferschutzanwaltschaft unter Waltraud Klasnic. "In den Kommunitäten, glaube ich, wird sich das schon noch hinziehen."
Schön, in der Kirche arbeiten zu dürfen
Insgesamt ist Haidinger glücklich über seine Arbeit in dem derzeit schwierigen Umfeld: "Es ist schön, in dieser Zeit in der Kirche arbeiten zu dürfen." Motivation gebe nicht zuletzt der neue Papst. "Ich bin zuversichtlich, dass gerade durch Franziskus ganz vieles in Bewegung gekommen ist", so der Ordensobere. Die Reformen, die dieser angestoßen hat, seien "unumkehrbar". Haidinger: "Die Zeichen stehen auf Hoffnung."
[rs]