Gesundheitstag: Studie attestiert Ordensspitälern hohe Resilienz
Im Rahmen der Vollversammlung der ARGE der Ordensspitäler Österreichs wurden die Ergebnisse der Resilienz-Studie präsentiert. (c) ifz
Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Vollversammlung am 30. November 2023 präsentiert. Sie bestätigen ein hohes Sinnerleben der täglichen Arbeit vonseiten der Mitarbeitenden, zeigen aber auch gegenwärtige wie zukünftige Herausforderungen auf.
Resilienz in den Ordensspitälern
Die durch die Corona-Pandemie herbeigeführte Versorgungskrise im österreichischen Gesundheitswesen wurde zu einem exemplarischen Prüfstein der Resilienz. Aus diesem Anlass gaben die Ordensspitäler beim Internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen (ifz), das langjährige Erfahrung in der Resilienzforschung aufweist, eine Studie in Auftrag mit dem Ziel, einen ersten Eindruck darüber zu erhalten, wie Resilienz in den österreichischen Ordensspitälern wahrgenommen wird – auch mit Blick auf die Belastungen, denen die Mitarbeitenden im Alltag ausgesetzt sind. Die Ergebnisse wurden mittels eines Online-Fragebogens und Einzelinterviews erhoben und am 30. November 2023 in der Vollversammlung der Ordensspitäler in Wien präsentiert.
Ethos der umfassenden Aufmerksamkeit und menschlichen Zuwendung
„Die 23 Ordensspitäler waren ein wichtiger Player in der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Das galt für die Versorgung der Corona-Erkrankten bis zur Errichtung von Test- und Impfstraßen. Ordensspitäler sind dem Ethos der umfassenden Aufmerksamkeit und menschlichen Zuwendung verpflichtet“, erklärt Christian Lagger, Vorsitzender der ARGE der Ordensspitäler Österreichs und Geschäftsführer der Elisabethinen Graz, die Motivation für die Studie und ergänzt: „Ordensspitäler haben kreative Wege gefunden im Zusammenhalt der Mitarbeitenden und im Dasein für Menschen. Keiner sollte allein bleiben und sich einsam fühlen. Die große Frage in der Rückschau auf die Pandemie war: Was kann gelernt werden und mit in die Zukunft genommen werden. Was macht Mitarbeitende in Ordensspitälern stark und resilient. Das haben wir uns mit der Resilienz-Studie genau angesehen.“
Ein hohes Maß an Sinn in der täglichen Arbeit
Die Antworten zeigen ein klares Bild: Mehr als drei Viertel der Befragten stimmen voll zu, dass es Möglichkeiten zur Mitgestaltung im eigenen Arbeitsbereich gibt und dass für alle Mitarbeitenden ausreichend Unterstützung vorhanden ist. Sollte es doch einmal zu Schwierigkeiten kommen, können diese offen auf Team-Ebene angesprochen werden und finden einen konstruktiven Umgang. Positiv ist auch die Einschätzung, dass das eigene Krankenhaus schwierige Phasen gut durchsteht. Eine besonders hohe Zustimmungsrate zeigt sich in der Frage nach dem Sinn in der täglichen Arbeit: der Arbeitsalltag ist für die Mitarbeitenden geprägt durch den individuellen Umgang mit der Vielfalt der einzelnen Lebenssituationen und Bedürfnisse – auch in Bezug auf die Patienten und Patientinnen. Diese dialogorientierte Grundstimmung wird durch seelsorgerische Aktivitäten unterstützt, die als bewusste Unterbrechung vom Krankenhausalltag dienen. Die Aussage, dass es im eigenen Krankenhaus klare Werte und Haltungen gibt, stößt bei drei Viertel der Befragten auf hohe Zustimmung.
Dieses Ergebnis unterstreicht den eigenen Anspruch im Zusammenhang mit dem spirituellen Kern der Ordensspitäler „Professionalität mit menschlicher Zuwendung zu verbinden“.
Aktuelle und zukünftige Aufgaben
Damit die österreichischen Ordensspitäler auf aktuelle und zukünftige Aufgaben vorbereitet sind, wurden im Rahmen der Umfrage und in Ergänzung des Online-Fragebogens Interviews mit Mitarbeitenden geführt, die konstruktive Vorschläge dazu machten. Als aktuelle Aufgabe wird jedenfalls die Belastung der Mitarbeitenden, die über alle Berufs- und Altersgruppen hinweg, besonders jedoch im Pflegebereich als hoch wahrgenommen wird, gesehen.
Die Rückmeldungen der Interviewten zeigen auch, dass die fachliche wie menschliche Anerkennung ein wesentliches Element für Mitarbeiter:innenzufriedenheit und Qualitätssicherung darstellt. Diesen Anerkennungsprozess voranzutreiben, wird als zukünftige Aufgabe in den Ordensspitälern gesehen. Genauso wird es von den Mitarbeitenden als wichtig angesehen, eine bessere Wahrnehmung der Arbeit im Gesundheitswesen in der Öffentlichkeit zu gestalten, die es allen Beteiligten erlaubt, vor den Vorhang zu treten. Außerdem soll die besondere Verbindung aus Tradition und Innovation, die die österreichischen Ordensspitäler auszeichnet, den Patientinnen und Patienten emotionaler noch mehr zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig wird die Frage nach der Mitbestimmung und in weiterer Folge nach der Pensionierung der Babyboomer-Generation als zukünftige Aufgabe gesehen, denn das implizite Wissen dieser Generation darf keinesfalls verlorengehen und sollte früh genug mit entsprechenden Übergangsphasen und Onboarding-Prozessen bewahrt werden.
„Das Ergebnis lässt sich sehen und bietet gute Anregungen zur Vertiefung von Maßnahmen für eine starke Resilienz der Krankenhäuser. Ordensspitäler haben gute und wichtige Grundlagen und Elemente für resiliente Organisationen. Resiliente Organisationen sind attraktive Arbeitgeber und stark in der Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenbindung“, zeigt sich Christian Lagger erfreut über das Ergebnis und blickt zuversichtlich in die Zukunft der Ordensspitäler.
Der Blick nach vorne
Herausforderungen sind im Krankenhausalltag allgegenwärtig und unvermeidbar. Daher ist es umso bedeutender für die Ordensspitäler, die bereits gut etablierten resilienten Strukturen zu stärken und noch weiter auszubauen, um eine ausgewogene Balance zwischen Bewahrung und Innovation in allen Facetten zu finden.
Umfrage-Setting
Die Umfrage, die auf zwei methodischen Säulen basiert, wurde mittels einer empirischen Studie vom Internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen (ifz) durchgeführt. Ein standarisierter Online-Kurzfragebogen (Erhebungszeitraum: 16.–30. Jänner 2023 und 13.–31. März 2023) erfasste kompakt die wichtigsten Aspekte von Resilienz in den österreichischen Ordensspitälern. 2.230 Fragebögen konnten ausgewertet werden. Der Fokus lag dabei auf neun relevanten Fragen aus dem Fragebogen zur Messung von individueller, Team- und organisationaler Resilienz (FITOR) nach Schulte. Er wurde mit zwei Fragen ergänzt, die auf die wichtigen Werte und Haltungen der Ordensspitäler eingehen. Die Erkenntnisse daraus wurden anschließend in problemzentrierten Einzelinterviews mit 18 Personen vertieft. Dabei wurde auf ein ähnliches Geschlechterverhältnis, wie es sich in den Ordensspitälern darstellt, geachtet und darauf, ob die interviewten Personen Führungsverantwortung haben oder nicht bzw. ob Patientenkontakt besteht oder nicht. In den Interviews sind alle Altersgruppen anonymisiert vertreten.