Lagger: Politik erkennt zunehmend Bedeutung der Ordensspitäler
Christian Lagger zog im Kathpress-Interview Bilanz über seine Zeit als Vorsitzender der ARGE Ordensspitäler. (c) ÖOK
Es sei ihm eine Ehre gewesen, die 23 heimischen Ordenskrankenhäuser nach außen zu vertreten bzw. auch nach innen eine gewisse Koordinierungsfunktion auszuüben, erklärte Lagger. In den vergangenen zwei Jahren sei es ihm vor allem ein Anliegen gewesen, in der Politik das Bewusstsein für die Bedeutung der Ordensspitäler zu stärken. Hier sei manches gelungen, freilich gebe es immer noch Luft nach oben.
Angefangen bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen, über die Minister Johannes Rauch, Magnus Brunner oder Karoline Edtstadler, zahlreiche Landeshauptleute bis zu den Länderverantwortlichen für die Gesundheitssysteme führte Lagger intensive Gespräche, tourte durch ganz Österreich und versuchte, auf die Leistungen, aber auch Herausforderungen der Ordensspitäler aufmerksam zu machen.
Konkrete Themen der politischen Gespräche seien etwa die Entlastung der Spitalsambulanzen, die notwendige Reform im Pflegebereich samt Pflegekräftemangel oder eine noch bessere Abstimmung in der österreichischen Gesundheitsversorgung zwischen den unterschiedlichen Anbietern gewesen, meinte der ARGE-Vorsitzende.
Ordensspitäler sind "Orte des gelebten Evangeliums"
Die Mitarbeitenden in den Ordensspitälern garantierten 365 Tage und 24 Stunden pro Tag medizinische und pflegerische Versorgung auf höchstem Niveau, betonte Lagger im Kathpress-Interview. Und was Ordensspitäler darüber hinaus auszeichne: "Sie sind Orte des gelebten Evangeliums, die von der Vielfalt der Ordensgemeinschaften geprägt sind. Sie stehen für Zuwendung und Menschlichkeit in allen Bereichen."
Viele Patient:innen würden festhalten, dass in Ordenskrankenhäusern ein besonderer Geist herrsche. Das werde in Umfragen immer wieder hervorgehoben und "das ist auch unser Auftrag im Sinne Jesu, die Kranken zu heilen, das Evangelium zu verkünden; einfach für die Menschen da zu sein und ihnen Zuwendung zu schenken. Und das alles vom Beginn des Lebens bis zuletzt."
Bemühen um besondere Unternehmenskultur
Menschliche Zuwendung und Wertschätzung brauche es freilich nicht nur gegenüber Patient:innen, sondern auch gegenüber den Mitarbeitenden, hob Lagger das Bemühen um eine besondere Unternehmenskultur in den Ordensspitälern hervor. Das sei auch ein wesentlicher Faktor, um auch künftig genügend Mitarbeitenden zu bekommen, so der Spitalsmanager. Mit einem Ärztemangel hätten die Ordensspitäler bislang nur punktuell zu kämpfen, je nach Region und Fachbereich sei dieser unterschiedlich stark ausgeprägt. Der Pflegekräftemangel betreffe hingegen alle Ordensspitäler gleichermaßen. Bei den Pflegekräften sei die hohe Teilzeitquote das Problem, so Lagger. Er habe deshalb bei seinen zahlreichen politischen Gesprächen, nicht zuletzt bei Finanzminister Brunner dafür geworben, Anreize im Steuersystem für Vollzeit zu schaffen.
Im Kathpress-Interview bekräftigte der ARGE-Vorsitzende auch die grundsätzliche Forderung, über eine klare und rechtssichere Zuwanderungsstrategie mehr Arbeitskräfte im Pflegebereich nach Österreich zu holen. Dies werde eine von vielen notwendigen Maßnahmen sein, um das massive Fachkräfteproblem im Pflegebereich zu lindern, so Lagger. Bis 2030 würden 90.000 Pflegekräfte fehlen.
Migration wird auch beim Gesundheitstag der Orden ein Thema sein. Über Chancen und Herausforderungen durch die Migration spricht Romana Gabriel, Personalmanagerin der Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder, sowie Gesundheitsministerin Susanne Raab über Auswirkungen für das österreichische Pflege- und Gesundheitssystem.
Frühes Handeln ist wichtig
Grundsätzlich verfügt man laut ARGE-Vorsitzendem Lagger im Gesundheitsbereich über ausreichend Expertise, um künftige Entwicklungen im Blick auf fachspezifische Einrichtungen, Versorgungsnotwendigkeiten und Personalbedarf relativ präzise voraussehen zu können. Nur müsse man auch früh genug handeln, so eine zentrale Forderung Laggers an die politisch Verantwortlichen. "Wenn sich in Zukunft absehbar der Bedarf bei den Fachärzten ändert, dann muss man jetzt schon in der Ausbildung entsprechende Schritte setzen."
Bei der 49. Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler Österreichs am 30. November wird Lagger - er ist in seinem "Brotberuf" Geschäftsführer des Krankenhauses der Elisabethinen in Graz - nochmals ein Resümee zu seiner Tätigkeit ziehen, bevor ein neuer Vorsitzender ernannt wird. Im Rahmen der Vollversammlung werden auch die Ergebnisse der Finanzausgleichsverhandlungen und Perspektiven für das österreichische Gesundheitssystem erörtert. Wie Lagger im Kathpress-Interview sagte, habe sich hier das Verhältnis zwischen den Ordensspitälern und den politisch Verantwortlichen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Die Ordensspitäler würde in Fragen der Finanzierung als wichtiger und gleichwertiger Partner angesehen.
Hinsichtlich des Bewusstseins für die Relevanz der heimischen Ordensspitäler sah Lagger auch bei den heimischen Bischöfen noch ein Luft nach oben. Er hob hervor, dass die Spitäler neben dem Schulbereich der zweite noch bestehende große Ort seien, wo die Menschen noch mit Kirche in Berührung kommen.
"Assistierter Suizid niemals Teil unseres Angebots-Spektrums"
Keinen Millimeter weichen möchte Lagger nach wie vor im Blick auf den Assistierten Suizid. Der ARGE-Vorsitzende unterstrich aufs Neue, dass es in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen der Ordensgemeinschaften trotz der neuen gesetzlichen Regelung auch weiterhin keinen assistierten Suizid geben wird. Klar sei, "dass der Schutz des Lebens an erster Stelle steht und der assistierte Suizid niemals Teil unseres Angebots-Spektrums sein kann". Die Ordensspitäler und Pflegeheime würden alles daran setzen, "dass Leben bis zum letzten Atemzug lebenswert ist und der Sterbewunsch eines Menschen schwindet", indem sie "Assistenz zum Leben" anböten und niemanden alleine ließen. Die seit 2022 bestehenden Möglichkeit des assistierten Suizids habe bisher noch zu keinem allgemeinen Dammbruch geführt, zeigte sich Lagger auch weiterhin vorsichtig optimistisch.
Der Gesundheitstag im Rahmen der Ordenstagungen steht heuer unter dem Motto "Heilend wirksam und gegenwärtig". Dabei wird der Theologe und Philosoph Clemens Sedmak, Vizepräsident des Internationalen Forschungszentrums für soziale und ethische Fragen, die Ergebnisse einer Studie über Resilienz in Ordensspitälern präsentieren.
Österreichs Ordensspitäler
Österreichs 23 Ordensspitäler mit ihren 26.500 Beschäftigten (Stand 2020) betreuen jährlich rund 1,8 Millionen Patient:innen und stellen damit eine bedeutende Säule des österreichischen Gesundheitswesens dar. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.800 Betten. 74 Prozent der Patienten werden ambulant, 21 Prozent stationär und fünf Prozent tagesklinisch betreut. Über 200.000 Patient:innen werden jährlich operiert.
Die gemeinnützigen Krankenhäuser sind als fondsfinanzierte Krankenhäuser im regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) der jeweiligen Bundesländer mit Versorgungsaufträgen betraut und haben jeweils eigene Schwerpunkte.
Quelle: Kathpress