Krankenhaus der Barmherzigen Brüder eröffnet Sprachtherapiezentrum
Sprachtherapie für Kinder hat Hochkonjunktur. Ob aus Schlümpfen "ümpe" werden und aus dem Kindergarten ein "Tidate" oder den Kindern Wörter durcheinander purzeln: Sprachentwicklung entscheidet über Chancen im Leben – deshalb ist das neue Sprachtherapiezentrum ein wichtiger Meilenstein für die optimale Versorgung von Kindern mit Sprachstörungen. Mit dem Schweregrad einer Sprachentwicklungsstörung nimmt auch die Herausforderung für die Sprachtherapie zu. Viele sprachauffällige Kinder haben auch Probleme mit Wahrnehmung, Lernen und Motorik. Betroffene brauchen daher eine adäquate Unterstützung. Diagnostische, therapeutische, soziale und pädagogische Angebote verhindern, dass Menschen mit Sprach-, Kommunikations- und Lernstörungen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Es gilt Möglichkeiten zu schaffen, dass Betroffene ihr persönliches Potenzial entfalten können und eine gleich berechtigte Teilhabe an der Gesellschaft gesichert wird. Das dies in Oberösterreich - und weit über die Bundeslandgrenzen hinaus - seit Jahrzehnten gelingt, ist in erster Linie einer ganz speziellen Einrichtung zu verdanken: Dem „Institut für Sinnes- und Sprachneurologie“, als Teil des Krankenhauses des Barmherzigen Brüder Linz, und speziell der dort angesiedelten „Neurologisch linguistischen Ambulanz“ (NLA).
„Lebenslange“ Entwicklungsförderung
Der Gesamtleiter des Konventhospitals der Barmherzigen Brüder Peter Ausweger betonte anlässlich der feierlichen Eröffnung, dass die Sprachtherapie in den letzten Jahren „einen immer größeren Stellenwert innerhalb des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie“ eingenommen habe. „Immer geht es dabei um Entwicklung, Therapie und Förderung - es geht um Entwicklungsförderung ein ganzes Leben lang“, betonte Ausweger. Ein besonderes Dankeschön richtete der Gesamtleiter dann an die Landespolitik: „Wir hatten immer eine großartige Unterstützung.“ Prim. Priv.-Doz. Dr. Johannes Fellinger, Leiter des „Institutes für Sinnes- und Sprachneurologie“, führte dann in seiner Ansprache aus, dass die Eröffnung des Sprachtherapiezentrums etwas „ganz besonders“ sei. Fellinger: „Dass wir heute einen weiteren sehr wichtigen Ast an einem Baum, der nicht so einfach wo wächst, feiern dürfen, freut mich und macht mich stolz. Das Thema Sprache und Gesundheit hängt ganz eng zusammen, dessen ist man sich nicht immer so bewusst.“ Ziel des neuen Therapiezentrums sei es, „ganz schwer betroffene Kinder so begleiten, dass sich das oft versteckte Potential entfalten kann“.
„Dreifaches Dankeschön“ vonseiten der Politik
Oberösterreichs Landeshauptmann und Gesundheitsreferent Josef Pühringer würdigte in seiner Ansprache vor allem die Arbeit von Primarius Johannes Fellinger und sein Team. „Sprachstörung ist letztlich eine Form der gesellschaftlichen Ausgrenzung. Wenn es geht, soll man das mit allen Mitteln bekämpfen“, so Pühringer. Es gelte ein dreifaches Dankeschön zu sagen: Dem Konvent, der es ermöglicht habe, dass das „Institut für Sinnes- und Sprachneurologie“ zu einem Alleinstellungsmerkmal des Hauses geworden ist. Pühringer: „Primar Fellinger ist zu danken – nicht für viele auf dieser Welt trifft die Bezeichnung Pionier auch tatsächlich zu. Fellinger ist ein echter Pionier. Und dieser Pioniergeist hat mich immer begeistert und überzeugt.“ Ein drittes Dankeschön richtete Pühringer dann „stellvertretend für die, denen in den letzten Jahren geholfen wurde“ an das Team. „Ich kenne manche, die hier in Behandlung waren - und eine erfolgreiche Therapie hat das Leben dieser Menschen verändert“, führte Pühringer aus.
Interdisziplinären Ansatz
Das neue Sprachtherapiezentrum ist künftig vor allem die Anlaufstelle für echte Härtefälle. „Zehn von 100 Kindern sind von Sprachentwicklungsstörungen betroffen, die sich auf das Lernen, aber auch auf die psychische Entwicklung auswirken können“, erläutert Priv.-Doz. Dr. Daniel Holzinger, Leiter des Zentrums für Kommunikation und Sprache. Es gebe immer wieder Kinder, die auf Therapien nicht sofort „oder nur sehr zäh“ ansprechen würden. „Das sind Kinder, die mehr brauchen, die etwas anders brauchen. Kinder, die oft auch in einem erschöpften Familienumfeld leben“, so Holzinger. Diese Kinder wolle man nun im neuen Sprachtherapiezentrum auffangen. Gearbeitet wird stets mit einem interdisziplinären Ansatz. Experten aus den Fachbereichen Neurologie, Logopädie und Psychologie sind eng vernetzt. Insbesondere die sozio-emotionale Entwicklung aber auch die kognitive und sprachlich-kommunikative Entwicklung des Kindes können so optimal gefördert werden.
[fk]