750 Jahre Stift Stams – „Ein Ort zum Abheben“
Abt German Erd mit Mitbrüdern des Stiftes Stams. (c) Stift Stams
Das Stift Stams ist „ein Ort zum Abheben – aller Schwerkraft zum Trotz!“. Mit diesen Worten hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler im Festgottesdienst zum 750-Jahr-Jubiläum am Samstag die vielen Aspekte gewürdigt, in denen das Stift die geistliche, kulturelle und Bildungslandschaft Tirols bereichert. Und ungeachtet mancher Unkenrufe wie „so ein großes Kloster für so wenig Mönche“ oder dass den Menschen von heute radikale Jesus-Nachfolge nicht mehr zugetraut wird, ermutigte Glettler zu glaubensmotivierter Zuversicht. Wie der Bauer im Tagesevangelium gelte es „großzügig Zukunft zu sehen und Zukunft zu säen“. Im Vertrauen auf Gottes Vorsehung könne unvermutet kann „eine Saat aufgehen“, wo es niemand vermuten würde.
Seine erste Assoziation mit Stams sei Schisport und Sprungschanze gewesen, nahm der gebürtige Steirer Bezug auf die seit langem dort betriebene Ausbildung zum Spitzensport. Stams sei ein „Ort zum Abheben“ auch in musikalischer Hinsicht, verwies der Bischof auf die vielen Konzerte im Stift, das über viele Jahrhunderte Austragungsort für sakrale und weltlich-höfische Musik sei und über ein imposantes Musikarchiv verfüge. Der studierte Kunsthistoriker Glettler erwähnte auch die Kunstsammlungen des Stifts, etwa den Nachlass des bekannten Telfser Malers des Klassizismus, Josef Schöpf. Stams sei auch ein „Schulcluster“, so der Bischof. Täglich suchen mehr als 1000 junge Leute unmittelbar in Klosternähe ihre Ausbildungsstätte auf.
Bischof Hermann Glettler betonte, dass das Stift Stams ein "Ort zum Abheben" sei. (c) Stift Stams
Gründung 1273
Und das Stift habe auch die Tiroler Landesgeschichte geprägt, beginnend mit der Gründung durch Herzog Meinhard II. im Jahr 1273. Glettler: „Weithin bekannt ist der Stamser Abt Sebastian Stöckl, der 1796 in Bozen erfolgreich den Vorschlag machte, mit einem Herz-Jesu-Gelöbnis die politische Misere der damaligen Zeit zu überwinden.“ Stams stehe somit für eine unfassbare Fülle, bestens veranschaulicht durch die Stiftskirche als Herzstück der Ordensniederlassung, die durch ihre barocke Bildpracht überwältige.
Den Auftakt der Feierlichkeiten bildete ein Konzert der Militärmusik am Freitag, 22. September 2023. (c) Stift Stams
Hoch und Tiefs
Nach dem Gründungsjahr 1273 mit damals zwölf Mönchen gab es – wie Glettler erinnerte – große wirtschaftliche Blütephasen des Klosters, aber auch viele Prüfungen und Niedergänge im Laufe der Geschichte. Zweimal - während der Bayernherrschaft in Tirol und während der NS-Zeit - wurde das Kloster aufgehoben. „Aber die Mönche haben immer wieder neu begonnen und ihren Auftrag wahrgenommen ..., um in der Christusgemeinschaft zu wachsen“, so der Bischof. Dies und nicht das imposante barocke Outfit sei die stille Mitte des Klosters.
Am Sonntag, 24. September 2023 waren alle Besucher:innen zum Tag der offenen Tür herzlich willkommen. (c) Stift Stams
Offen bleiben für Neuanfänge
Neuanfänge und Neu-Aufbrüche seien dem benediktinischen Reformorden der Zisterzienser „in die DNA geschrieben“. Reduktion statt weltlicher Machtentfaltung stand laut Glettler am Anfang des Ordens, was ihn an die heutige Situation anknüpfen ließ: Es gebe heute viele Menschen, die nicht mehr an religiöse Gemeinschaften, offizielle Rituale und Institutionen gebunden sind, aber Interesse an „Andersorten“, Sehnsucht nach echten alternativen Lebensweisen hätten.
„750 Jahre ist kein Jubiläum, um aufzugeben“, betonte der Bischof. Er rief abschließend zum Gebet „um Herzenskraft und Zukunftsmut für die ganze Gemeinschaft und für alle, denen das Zisterzienserstift Stams ein Anliegen ist“, auf.
Heute 22 Mönche in Stams
Das Stift im Tiroler Oberland wurde 1273 von Meinrad II., Graf von Görz-Tirol, und Elisabeth von Bayern als Grablege für die Tiroler Landesfürsten gegründet. Zu diesem Zweck kamen die ersten zwölf Mönche aus Schwaben. Heute gehören 22 Mönche zur Abtei, fünf davon aus Vietnam. Abt ist German Erd, 75-jähriger ehemaliger Direktor des Stiftsgymnasiums mit 600 Schülerinnen und Schülern und 65 Lehrkräften. Seelsorglich aktiv ist das Stift Stams zudem in Südtirol.
Quelle: kathpress