Tiefe Trauer um Ruth Pfau, die "Mutter der Leprakranken"
Ruth Pfau war es in den vergangenen knapp sechs Jahrzehnten gelungen, die Zahl der Lepra-Erkrankungen in Pakistan drastisch zu verringern. Schätzungen zufolge hat sie mit ihrem Team und unterstützt durch Spendengelder mehr als 50.000 Menschen von Lepra geheilt. Angesichts ihres Einsatzes wurde Pfau in Pakistan nur "Mutter der Leprakranken" genannt, sondern 1979 auch zur Ehrenbürgerin und nationalen Beraterin für Leprafragen im Rang einer Staatssekretärin ernannt.
Die gebürtige Leipzigerin kam nach Kriegsende nach Westdeutschland und studierte Medizin. Während einer ärztlichen Weiterbildung in Bonn trat sie 1957 in den Orden der "Töchter vom Herzen Mariä" ein. 1960 begann sie ihre Arbeit als Lepraärztin in den Elendsquartieren von Karachi.
1963 gründete Pfau das mittlerweile legendäre Marie-Adelaide-Lepra-Krankenhaus in Karachi. Über Jahrzehnte bildete die Ordensfrau Leprahelfer aus und baute ein flächendeckendes Behandlungssystem auf, aus dem das pakistanische Lepra-Kontrollprogramm hervorging. Dieses wurde durch das große Erdbeben von 2005 zwar stark in Mitleidenschaft gezogen, ist aber wieder hergestellt. Pfaus Organisation MALC beschäftigt derzeit in ganz Pakistan rund 600 Mitarbeiter.
1980 reiste Pfau erstmals nach Afghanistan, um auch hier zehn Jahre lang zum Aufbau eines Gesundheitsdienstes beizutragen.
"Wir können nicht jedem helfen. Aber so wie in dem biblischen Gleichnis vom barmherzigen Samariter geht es darum, dem zu helfen, an dem man gerade vorbeigeht", sagte die Ordensfrau vor zwei Jahren in einem ORF-Interview anlässlich ihres 85. Geburtstags. Zum Christentum sei "zweifellos auch wegen der Ungerechtigkeiten in der Welt" gekommen: "Ich glaube, dass das Christsein von vielen Menschen als viel zu naiv, bürgerlich, risikolos angesehen wird."
Für ihr Engagement wurde die Ärztin mehrfach ausgezeichnet: Unter anderem erhielt sie das deutsche Große Bundesverdienstkreuz, die pakistanische Ehrenbürgerschaft, den höchsten pakistanischen Zivilorden, die Albert-Schweitzer-Medaille in Gold, den "Marion-Dönhoff-Preis" und den deutschen Fernsehpreis Bambi als "Stille Heldin".
Foto: Ruth Pfau/DAHW
[hw]