Der Rand wird zur Mitte
Ordensleute zieht es dorthin, wo die Ausgegrenzten leben; sie machen den Rand zu ihrer Mitte, schreibt Ferdinand Kaineder, Leiter des Medienbüros der Ordensgemeinschaften Österreich, in der aktuellen Ausgabe der Monatszeitschrift „contraste“. Warum das so ist, dazu lässt Kaineder den Steyler Missionar P. Franz Helm, ehemals Missionar in Brasilien und jetzt Generalsekretär der Männerorden, zu Wort kommen: „Ordensleben ist eigentlich Christ-Sein auf den Punkt bringen. […] Ordensgemeinschaften sind da entstanden, wo Massenarmut war. […] Es braucht Menschen und Orte, wo jemand andocken kann. Der Mensch lebt von der Grunderfahrung des Getragen-seins und des Dazu-Gehörens, der Gemeinschaft - und das letztendlich alles bei Gott.“
Beispiele gibt es viele; um nur zwei zu nennen: Die Steyler Missionsschwestern gehen 2017 mit einer Gemeinschaft nach Griechenland mitten in die Flüchtlingsunterkünfte. Und der Verein Solwodi, getragen von sechs Frauenorden, stellt Zwangsprostituierten Schutzwohnungen zur Verfügung.
Seit Jahrhunderten folgen die Ordensgemeinschaften der „neuen“ Einsicht, die von Commons und Gemeinschaftsprojekten, der solidarischen Wirtschaft und Gemeinwohlökonomie aufgegriffen wird. Ende Mai 2017 haben sich 100 Wirtschaftsverantwortliche der Orden zu ihrem Wirtschaftstag getroffen, um über „Wirtschaften im Sinne von Laudato si“ zu sprechen. Frauenorden-Generalsekretärin Sr. Cordis Feuerstein formuliert es so: „Die Orden können eine echte Alternative sein, alternative Lebensformen auszuprobieren und leben.“ Orden als Alternative zum Kapitalismus. Individuelle Besitzlosigkeit richtet sich auf das Gemeinwohl aus; Ordensleben dient den Menschen. Bestes Beispiel ist das Shalomkloster Pupping, wo Männer, Frauen und Asylwerber gemeinsam wohnen und leben – die gelebte Alternative.
[rs]