Bundespräsident Van der Bellen zu Besuch bei Papst Franziskus und beim Malteserorden
Der Bundespräsident zeigte sich beeindruckt von der „Mischung aus Intelligenz und Spiritualität“ des Papstes und erinnerte an ein von Franziskus verwendetes Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: „Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.“ Schöner und kürzer könne man „die Frage der Annahme von Menschen in Not und ihre spätere Integration nicht formulieren“. Dass es heute in Österreich viel mehr Unsicherheit und Ablehnung gebe als etwa 2015, „als wir echte Probleme mit den Flüchtlingen hatten“, verstehe er nicht ganz, so Van der Bellen. In den Folgejahren hätten sich die Asylbewerberzahlen doch jeweils halbiert.
Mit dem Papst habe er außerdem die Thematik des Klimawandels besprochen, der diesem sehr am Herzen liege. „Die Katholiken sprechen da auch von der Bewahrung der Schöpfung. Das ist auch so ein Ausdruck, der ins Herz geht, nicht so kopflastig ist wie der Begriff Umweltschutz.“
Offizieller Besuch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei Papst Franziskus im Vatikan
Foto: Peter Lechner/HBF
Man habe zudem die Rolle der internationalen Gemeinschaft bei der Suche nach friedlichen Lösungen für die anhaltenden Konflikte in verschiedenen Regionen der Welt sowie das gemeinsame Engagement für eine atomwaffenfreie Welt bekräftigt. Einig sei man sich auch in der Abschaffung der Todesstrafe.
Ein Besuch von Papst Franziskus in Österreich sei wenig realistisch, so der Bundespräsident. „Er reist dorthin, wo es brennt. Bei uns brennt nichts.“
Besuch beim Malteserorden und Gespräch mit Flüchtlingen
Ebenfalls am Donnerstag, 16. November, besuchte der Bundespräsident den Malteserorden in dessen Zentrale auf dem römischen Aventin-Hügel. Dabei forderte der Malteserorden mehr Engagement in der Flüchtlingsfrage und warnte vor einer Eskalation der Flüchtlingssituation im Nahen Osten, konkret in Jordanien und im Libanon , wo die die Zahl der Flüchtlinge bereits rund einem Drittel der Bevölkerung entspreche. „Europa muss sich noch mehr engagieren. Wenn diese Länder fallen, dann Gnade uns Gott", so der Großkanzler des Ordens, Albrecht von Boeselager. Aktiver Grenzschutz sei schon in Ordnung, meinte Boeselager, das Problem bei der aktuellen europäischen Politik sei jedoch, „dass sie zwar dichtmacht, sich aber nicht darum kümmert, dass die Menschen wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren können.“
Der Orden ist mit 13.500 Mitgliedern, 80.000 ehrenamtlichen Helfern und 42.000 Personen im medizinischen Dienst engagiert. Es gibt auch Hilfseinsätze im Mittelmeer, seit 2008 haben laut Angaben der Malteser 55.000 Menschen Hilfe erhalten.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird vom Statthalter des Großmeisters Fra’ Giacomo Dalla Torre empfangen. Foto: Malteserorden
Am Abend besuchte der Bundespräsident die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio im Stadtteil Trastevere. Im Gespräch mit deren Leitung informierte er sich über die Arbeit der Gemeinschaft mit Flüchtlingen und Migranten. Van der Bellen sprach auch selber mit 16 Flüchtlingen aus 15 Ländern, die dem Bundespräsidenten von ihren Schicksalen berichteten. Der Bundespräsident bekräftigte dabei, dass Integration, „ein langwieriger Prozess“, nur gelinge, wenn beide Seiten ihren Teil dazu beitrügen. Dazu brauche es Respekt und Hilfe vonseiten der Gastgeber sowie Anstrengung und das Bemühen um Verständnis auf der Seite der Neuankömmlinge. Dann könne daraus eine „eine wunderbare Vielfalt“ entstehen.
Treffen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit der Leitung der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio. Foto: Sant'Egidio
[hw]