Vinzi-Pfarrer Wolfgang Pucher: Reichtum verführt zu Hartherzigkeit
Auf die Frage, ob die Steuerzahler durch das hochentwickelte Sozialsystem in Österreich nicht ohnehin schon genug für die Gesellschaft tun, antwortete der Ordenspriester: "Im Schnitt haben 80 Prozent der Menschen in den Ländern des Wohlstands immer noch so viel, dass sie großzügiger sein könnten. Sonst würden die Müllberge bei uns nicht überquellen."
Natürlich gebe es auch Ausnehmen von der Regel, so Pucher. Er selbst kenne einen wohlhabenden Transportunternehmer oder einen Produzenten von Biodieselanlagen, die sehr großzügig seien. Er brauche dort nur anzurufen, und schon "überweist er mir 5.000 Euro." Zugleich gebe es unter den Spenderinnen der Vinzenzgemeinschaft eine über 80-jährige Frau, "die ganz wenig hat, aber seit 20 Jahren jährlich drei Euro spendet". Die vielen Kleinspender seien diejenigen, die die größte Gruppe der Geldgeber bilden, berichtete Pucher.
Er selbst habe als Ordensmann kein eigenes Geld bis auf 80 Euro Taschengeld im Monat. "Alles, was wir als Orden einnehmen, kommt in eine Gemeinschaftskasse." Zugleich gestand Pucher zu, dass auch im Hinblick auf Besitz die Kirchengeschichte "ein Auf und Ab" gewesen sei. Freilich sei Wohlstand nicht automatisch gleichzusetzen mit einem ethischen Defizit, wies der "Vinzi-Pfarrer" hin. Es komme darauf an, "wie man mit Vermögen umgeht".
Das Interview mit Pfarrer Pucher in "Die Presse" vom 15. Jänner 2018 zum Nachlesen
[rsonnleitner]