Sr. Melanie Wolfers: Für viele Muslime steht der Glaube im Mittelpunkt
"Mich beeindruckt, dass für viele Muslime der Glaube an Gott im Mittelpunkt ihres Lebens steht", sagt Sr.Melanie Wolfers im Gespräch mit Josef Bruckmoser. "Die Existenz Gottes ist für sie so selbstverständlich wie die Luft, die wir atmen. Auch spricht mich an, wie stark sie versuchen, ihr alltägliches Leben aus ihrem Glauben heraus zu gestalten. Konkret setzen Muslime dies etwa um in der Treue zum Gebet, im Fasten, im Beachten verschiedener Reinheitsgebote. Und auch in der Sorge um die Armen ihrer Glaubensgemeinschaft."
Im traditionellen Islam gebe es allerdings eine "Betonung der äußeren Form, verbunden mit einer hohen Sozialkontrolle", so Wolfers. Dies sei verbunden mit einem starken Akzent auf die richtige Lebensführung mit entsprechender Belohnung bzw. Bestrafung als Konsequenz. Doch auch aus der Kirchengeschichte ist bekannt, dass strenge Vorschriften etwa zum Fasten oder für den Gottesdienstbesuch dazu führen können, "dass sie zwar äußerlich eingehalten, aber innerlich nicht mitgetragen werden". Die Ordensfrau weiter: "Es gehört zum Sündenfall des Christentums, dass die Botschaft Jesu verzerrt wurde. Mit der Vorstellung eines strafenden Gottes versuchte man, Regeln durch Lohn und Strafe einzuschärfen und Macht auszuüben."
Was Christen jedoch von Muslimen lernen können, ist, dass diese ihre heilige Schrift sehr gut kennen. Im Unterschied zum Koran verstünden Christen die Bibel aber nicht als wörtlich von Gott diktierten Text. "Sie ist vielmehr eine Sammlung von Zeugnissen, wie Menschen Gott begegnet sind", so das Resümee von Wolfers.
[rsonnleitner]