Ordensspitäler-Vorsitzender: Gute Medizin gelingt nur als Teamleistung
Clemens Sedmak und Christian Lagger, zwei Management-Experten schreiben sich Briefe zum Thema Leadership und heutige Führungskompetenz. Bild: Ausschnitt des Covers, Molden Verlag
Die schnellen Veränderungen der Gegenwart erfordern Führungspersönlichkeiten, die in komplexen Situationen Entscheidungen treffen und Menschen für eine gemeinsame Sache begeistern können: Das hat Christian Lagger, Geschäftsführer der Elisabethinen in Graz und Vorsitzende der Ordensspitäler Österreich, im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Sonntag) dargelegt.
„Ein Leader muss Menschen mögen. Wer Menschen nicht mag, kann nicht führen“, so Laggers Erfahrung aus dem Spitalsalltag. Auch ein Krankenhaus sei ein „interdisziplinärer Kosmos, in dem es auf jeden Einzelnen ankommt“. Gute Medizin funktioniere nur als Team, und es gelte allen Mitwirkenden mit visionärer Kraft zu vermitteln, „dass sie Teil von etwas Größerem sind“. In seinem Buch nennt der Ordensspitäler-Vorsitzende das Beispiel einer Begegnung auf Cape Canaveral von John F. Kennedy mit einer Reinigungskraft, die dem US-Präsidenten auf seine Frage, was sie so mache, erklärte: „Ich helfe mit, dass der erste Mensch zum Mond kommt.“
Clemens Sedmak und Christian Lagger präsentieren ihr Buch am 21. Juni in Graz und am 28. Juni in Salzburg. (c) Matt Cashore Notre Dame & Stephan Friesinger
Buch in Briefform
Um die geforderten Eigenschaften eines „Leaders“ dreht sich denn auch das Buch, das einen sich in Briefform entwickelnden Austausch zwischen Lagger und Sedmak dokumentiert und dabei deren eigene Führungserfahrung reflektiert. Eine gute Führungspersönlichkeit könne „komplexe Dinge auf den Punkt bringen und vermitteln“ und müsse „Reflexionskraft“ besitzen, erklärte Lagger. Besonders aber sei der Umgang mit den Mitarbeitern entscheidend sowie die Unternehmenskultur, die „Menschen fördern statt sie kaputtmachen“ solle, so das Credo des Experten. Werde hingegen Ethik verzweckt und bloß als Mittel zur Erhöhung der Prosperität eines Unternehmens eingesetzt, so könne dies nicht von langer Dauer gut gehen.
Zuwendung als genetischer Code
Auf das große Potenzial der Religion – der christlichen, aber auch anderer – für Führungsfragen geht das Buch ausführlich ein, und auch im Interview verwies der Elisabethinen-Geschäftsführer auf hier zu schöpfende „Kraft und Sinnorientierung“. Mit Blick auf seine Führungsaufgaben im Bereich der Ordensspitäler sagte Lagger, der auch Präsident des Internationalen Forschungszentrums für soziale und ethische Fragen in Salzburg ist, diese zeichneten sich durch „große Stärke in der Haltung und Wertehaltung gegenüber Menschen“ aus und seien „geprägt von der Barmherzigkeit und christlichen Nächstenliebe“. Besonders der Wert der Zuwendung zum Menschen in den Ordensspitälern werde in Umfragen immer wieder hervorgehoben, und dies sei „auch unser genetischer Code“.
Buchpräsentationen
Lagger und Sedmak, der nach langer Tätigkeit als Sozialtheologe am Londoner King's College nun Professor für Sozialethik an der University of Notre Dame (USA) ist, werden ihr soeben erschienenes Buch demnächst an mehreren Orten präsentieren.
- Mittwoch, 21. Juni, um 18 Uhr im Grazer Styria Media Center (Gadollaplatz 1)
- Mittwoch, 28. Juni, um 19.30 Uhr in der Salzburger Rupertusbuchhandlung (Dreifaltigkeitsgasse 12)
„Leadership ohne Blabla – Wahrnehmen, Zuhören, Entscheiden“ |
Quelle: kathpress