Mehr Frauen in der Benediktinerhochschule Sant'Anselmo in Rom wünscht sich deren neuer Rektor P. Bernhard Eckerstorfer. Im "Kathpress"-Interview am Montag wies Eckerstorfer darauf hin, dass es weltweit zwar doppelt so viele Benediktinerinnen wie Benediktiner gibt, bei den Studierenden und Lehrenden an der Hochschule seien die Männer aber immer noch deutlich in der Überzahl.
Die internationale Benediktinerhochschule Sant'Anselmo zählt etwa 680 Studierende, die aus allen Kontinenten und 70 Nationen kommen. (c) Sant'Anselmo
Die Hochschule der Benediktiner sei eigentlich nicht nur eine Universität im herkömmlichen Sinn, so Eckerstorfer, denn durch das angeschlossenen Studienhaus (für Männer) sei es auch eine Art Kloster, in dem Gebet und Studium eine Einheit bilden. Eines solche Wohnmöglichkeit gebe es bis dato allerdings nur für die männlichen Ordensleute. Die Ordensfrauen seien individuell in Frauenklöstern der Stadt untergebracht. Das sei keine ideale Situation. Ein eigenes Studienhaus für die jungen Ordensfrauen wäre für den neuen Rektor deshalb höchst wünschenswert, "damit sie unter jungen Menschen leben und lernen können". Freilich: An der Hochschule studieren bei weitem nicht nur Benediktinerinnen und Benediktiner.
Studierende aus 70 Ländern
An Sant'Anselmo schätze er u.a. die Internationalität, so der neue Rektor. Bei Studenten aus 70 Ländern, viele aus Afrika und Asien, werde Weltkirche spürbar, noch dazu in Rom. Eckerstorfer: "In Rom studiert man sowieso nicht nur im Hörsaal, sondern einfach in der ganzen Stadt". Neben dem Grundstudium an der philosophischen und theologischen Fakultät bietet die Hochschule Spezialisierungen an, die zum Lizentiat und Doktorat führen: Religionsphilosophie, Sakramententheologie, Theologiegeschichte und monastische Spiritualität. Der neue Rektor will im nächsten Studienjahr auch selbst in den Lehrbetrieb einsteigen, "etwa in den Fächern systematische Theologie oder spirituelle Theologie".
Wissenschaft und Glaube
Eine Besonderheit in der Universitätslandschaft ist das Liturgische Institut; damit verfügt Sant'Anselmo über die einzige liturgiewissenschaftliche Fakultät päpstlichen Rechts, die das Lizentiat und Doktorat in Liturgie verleiht. Eckerstorfer verwies in diesem Zusammenhang auf die "besondere Art und Weise, wie bei den Benediktinern Liturgie gelehrt wird". Letztlich gehe es darum, Wissenschaft und Glaube bzw. spirituelles Leben, etwa im Stundengebet, gemeinsam zu sehen. Eckerstorfer: "Man könnte auch sagen: Sie gehen hier in ein Kloster zu Vorlesungen."
Ein besonderes Anliegen ist dem neuen Rektor auch die Ökumene. Er verfasste u.a. eine seiner beiden Diplomarbeiten über einen lutherischen Theologen in den USA. Eckerstorfer Publikationsliste umfasst bereits einige Bücher und unzählige Beiträge für theologische Fachzeitschriften. Er erhielt auch schon einige Wissenschaftspreise, u.a. für seine Dissertation "Kirche in der postmodernen Welt" aus dem Jahr 1999 an der Universität Salzburg.
Am 16. Dezember 2019 gab der Vatikan die offizielle Ernennung von P. Bernhard Eckerstorfer aus dem Stift Kremsmünster bekannt. (c) Stift Kremsmünster
Rektor P. Bernhard Eckerstorfer
Eckerstorfer wurde 1971 in Linz geboren und hat in Salzburg und den USA Geographie und Theologie studiert. Nach seinem Zivildienst als Obdachlosenbetreuer bei der Linzer Caritas trat er im Jahre 2000 ins Benediktinerstift Kremsmünster ein und war von 2001 bis 2003 zu weiteren Studien in Sant'Anselmo. 2004 legte er die ewige Profess ab, 2005 wurde er zum Priester geweiht. Bis zur Ernennung zum Rektor von Sant'Anselmo war er Novizenmeister im Stift Kremsmünster, Lehrer am Stiftsgymnasium und Lehrbeauftragter an der Katholischen Privatuniversität Linz und an der Universität Salzburg. Seit 2017 ist Eckerstorfer bereits Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Sant'Anselmo, der dem Benediktiner-Abtprimas und dem Rektor zur Seite steht.
Quelle: kathpress
[mgsellmann]