Ordenswerkstatt 2021: „Unsere heutige Welt und die Orden“
„Unsere heutige Welt und die Orden“ war das Thema des diesjährigen Ordenswerkstatt, an der ca. 40 Personen – darunter Ordensleute, Ordens-Mitarbeiter*innen und Personen, die Orden begleiten – teilnahmen. Ziel des eintägigen Workshops war ein gemeinsames Vor- und Nachdenken über Präsenz und Wirksamkeit von Orden und ihren Einrichtungen hier und heute. Anhand der Enzyklika „Fratelli Tutti“ von Papst Franziskus gingen die Teilnehmer*innen der zentralen Frage nach „Was bedeuten die Inhalte von Fratelli Tutti für die Ordenswelt?“
"Fratelli Tutti", die Enzyklika von Papst Franzsikus, war wichtiges Arbeitsmaterial für die diesjährige Ordenswerkstatt. (C) ÖOK
Aus dem Sein folgt das Tun!
Pastoraltheologe Paul M. Zulehner gab am Vormittag einen inspirierenden und ermutigenden Einblick in die Hintergründe und die Relevanz von „Fratelli Tutti“ – eines der neusten Dokumente von Papst Franziskus. Wie wird solidarisches Handeln möglich? Wie ist es in einer Kultur der Angst solidarisch zu sein? Wie können wir ein Quell des fundierten Vertrauens sein? Diesen Fragen ging der ausgewiesene Experte in seinem Vortrag und anhand gemeinsam gelesener Textpassagen aus „Fratelli Tutti“ nach. Schlagworte wie Geschwisterlichkeit, Gemeinsamkeit, Vielfalt, Solidarität wurden dabei verinnerlicht.
Aber nur „Aus dem Sein folgt das Tun“ betonte Zulehner und hielt hier zusammenfassend wesentliche Punkte fest:
- Es gibt die Einheit im Sein. Im Sein sind alle gleich und haben die gleiche Würde.
- Liebe ist das Innerste allen Seins und seiner Entfaltung.
- Sein entfaltet sich (hinein) in (die) Vielfalt.
- Aus der Einheit im Sein entspringt universelle Solidarität ohne Grenzen.
Paul M. Zulehner erläuterte die Hintergründe und Relevanz von "Fratelli Tutti". (C) ÖOK
Universelle Geschwisterlichkeit ermöglichen
„Geschwisterlichkeit als Handlungsmuster ist in uns“, ist Zulehner überzeugt und verdeutlichte: „Doch nur Vertrauen ermöglicht solidarische Liebe.“
Um eine universelle Geschwisterlichkeit zu ermöglichen, müsse man zuerst verstehen, dass Angst entsolidarisiert. Europa sei im Vergleich zu anderen Kontinenten auf dieser Welt, eine Gesellschaft der Angst. Aber wie können wir inmitten der Angst solidarisch handeln? Hier bestehe laut Zulehner eine große Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit, denn in der Realität „ist uns das Hemd näher als der Fremde“. Angst entsolidarisiert und spalte die Gesellschaft, Vertrauen solidarisiert. „It ist not necessary to be perfect, but to be connected“, zitierte Paul M. Zulehner Richard Rohrer.
„Orden sind sprudelnde Quellen des (Gott) Vertrauens in Kulturen der Angst“, mit diesen Worten schloss Paul M. Zulehner seinen inspirierenden Vortrag und ermutigte die Teilnehmer*innen mit Zuversicht, Hoffnung und Gottvertrauen ihren Weg zu gehen.
Sr. Christine Rod MC, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, moderierte die Ordenswerkstatt „Unsere heutige Welt und die Orden“. (C) ÖOK
Ausgehend von diesen Überlegungen und Analysen hatten die Teilnehmer*innen am Nachmittag Gelegenheit, die konkrete Realität mit den Inspirationen des Papstes und den Deutungshilfen von Paul Zulehner in Verbindung zu bringen. Moderiert von Sr. Christine Rod MC, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, diskutierten die Teilnehmer*innen in Zweiergesprächen und in Kleingruppen zu den Fragen: Was brauchen Orden in der heutigen Welt? Was müssen Orden erkennen und begreifen? Wo sind sie sprudelnde Quellen des (Gott) Vertrauens? Wo können Sie Verbindungen herstellen?
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Präsentation von Paul M. Zulehner "Fratelli tutti: Hintergründe und Ermöglichung"
Ordenswerkstatt: Religion in unserer Migrationsgesellschaft
[renate magerl]