Ordensvisionär P. Leonhard Gregotsch verstorben
P. Leonhard Gregotsch war ein Visionär und Impulsgeber für die Orden. Am 12. Februar 2023 ist er im Alter von 89 Jahren gestorben. (c) Stefan Leitner Fotodownload
„Ein ganz Großer, der uns fehlen wird!“
Erzabt Korbinian Birnbacher OSB, der Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, würdigt P. Gregotsch als einen der „ganz Großen, die uns sehr fehlen werden! P. Gregotsch hat in seiner langen und erfolgreichen Zeit als Generalsekretär der österreichischen Superiorenkonferenz das Zusammenwachsen und den sicheren Bestand der unterschiedlichen Ordensgemeinschaften stets gefördert. Noch bis zuletzt konnte man ihn immer in den unterschiedlichsten Anliegen der Ordensgemeinschaften um Rat fragen und bekam umgehend Antworten, die von hoher Kompetenz, Augenmaß und Weitsicht geprägt waren. Die Ordensgemeinschaften Österreichs sind ihm zu allergrößtem Dank verpflichtet. Er wird uns als Mensch, als Ordensmann und Ratgeber sehr fehlen!“
Ein bewegtes Leben
Leonhard Gregotsch wurde am 23. September 1933 in St. Johann/Westungarn geboren. Nach einem bewegten Leben auf der Flucht wohnte die Familie ab 1946 in Neusiedl am See. Nach der Matura in Kramsach/Tirol 1950 schloss er sich durch den Eintritt ins Noviziat dem Orden der Kamillianer, dem Orden der Diener der Kranken, an. P. Gregotsch studierte Philosophie und Theologie an den Ordenshochschulen der Kamillianer in Kramsach/Tirol und Münster/Westfalen.
Am 29. Juni 1957 wurde er in Eisenstadt zum Priester geweiht. Es folgte das Pastoralstudium an der Universität Wien, dann das Studium der Ordenstheologie an der Lateranuniversität in Rom. 1976 erwarb er das Lizenziat in Theologie. 1983 bis 1987 schloss er den Lehrgang für Krankenhausmanagement mit dem Titel „Dipl. Krankenhausbetriebswirt“ ab. Zeit seines Lebens blieb P. Gregotsch ein Lernender, ein Visionär, er war an vielem interessiert und sehr aufgeschlossen für die Entwicklungen – nicht nur im Gesundheitswesen, sondern in Kirche und Gesellschaft insgesamt.
Von ganzem Herzen für die Kranken da sein
Seine Berufung zum Dienst an den Kranken in der Gemeinschaft der Kamillianer war P. Gregotsch seit seiner Priesterweihe ein Herzensanliegen: Er baute die Krankenhausseelsorge in Wien-Lainz auf. Die Seelsorge an den Kranken hatte bei ihm einen hohen Stellenwert und blieb für ihn zeitlebens eine Aufgabe, die er mit Eifer, mit Feingefühl und mit Hingabe bis zu seinem Ruhestand im September 2021 erfüllte.
P. Leonhard Gregotsch hier im Bild mit Sr. Cäcilia Kotzenmacher. Zusammen haben sie große Weichenstellungen vor allem im Schulbereich vorgenommen und den Weg in die Zukunft bereitet. (c) Stefan Leitner Fotodownload
Verantwortung und Leitungsfunktionen in der Ordensgemeinschaft
Innerhalb der Gemeinschaft der Kamillianer übernahm P. Gregotsch zahlreiche Leitungsfunktionen. Nach zehn Jahren als Lehrer am Privatgymnasium der Kamillianer in Losensteinleiten/OÖ wurde P. Gregotsch Direktor der Schule und danach Superior und Verwalter des Klosters in Losensteinleiten. 1968 wurde er für sechs Jahre zum Provinzial der Kamillianer Österreichs berufen, ein Amt, in das er später noch zwei Mal gewählt wurde und das er insgesamt 31 Jahre ausübte (von 1983 bis 1992 und von 2001 bis 2017). 1971 bis 1977 gehörte P. Gregotsch als Generalassistent der obersten Leitung des auf Krankenpflege spezialisierten Ordens der Kamillianer in Rom an.
Ab 1984 war er Leiter des Missionswerks der Kamillianer Österreichs und sorgte dafür, die missionarischen Projekte des Ordens in aller Welt zu unterstützen und die Solidarität hierfür auch in Österreich zu fördern. Von 1989 bis 2002 war P. Gregotsch Magister der zeitlichen Professen. Er war Superior des Klosters der Kamillianer in Wien und Novizenmeister.
Der richtige Mann zur rechten Zeit
30 Jahre lang – von 1972 bis 2002 – war P. Gregotsch im Generalsekretariat der Superiorenkonferenz an vorderster Front für die Ordensgemeinschaften Österreich mit aller Kraft und viel Herz tätig. Sieben Jahre war er Assistent von Abt Isfried Franz, und 23 Jahre war er Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs. Er erwies sich als der richtige Mann zur rechten Zeit. Er war Visionär und Wegbereiter. Viele Initiativen und Weichenstellungen für die Orden gingen von ihm aus.
- der Ausbau des Generalsekretariats zu einer umfassenden Servicestelle für die Ordensgemeinschaften,
- die Errichtung der Referate und Arbeitsgemeinschaften innerhalb der Superiorenkonferenz,
- die Einführung der jährlichen Herbsttagung der österreichischen Orden,
- sein Einsatz für die Zukunft der Ordensspitäler,
- die Gründung der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs 1993, deren Vorstandsvorsitzender er von 1995 bis 2009 war,
- die Mitbegründung der Union der Superiorenkonferenzen Europas, deren Generalsekretär er von 1982 bis 1989 war.
In Zeiten des Umbruchs hat P. Gregotsch viele Ordensgemeinschaften beraten und unterstützt und wurde für diese Begleitung hoch geschätzt.
Engagement für Ordenskrankenhäuser und Pflegeheime
1978 wurde die Arbeitsgemeinschaft der konfessionellen Krankenanstalten Österreichs gegründet, der P. Gregotsch jahrzehntelang als Leiter vorstand. Er trug entscheidend dazu bei, das Profil der Ordenskrankenhäuser und der konfessionellen Alten- und Pflegeheime zu schärfen und ihnen in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. 1983 richtete er in Zusammenarbeit mit der Johannes-Kepler-Universität Linz Lehrgänge für Krankenhausmanagement ein und gründete 1992 das „IBG – Institut für Aus- und Weiterbildung im Gesundheitsdienst“, mit heutigem Sitz in Bad Schallerbach.
Auszeichnungen und Ehrungen
1997 wurde ihm der Berufstitel „Hofrat“ verliehen, und 2002 erhielt er das „Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“. Diese Ehrungen und die Verleihung der Päpstlichen Auszeichnung „Pro Ecclesia et Pontifice“ zeigen die große Wertschätzung für das Wirken von P. Leonhard Gregotsch.
Begräbnis
Das Begräbnis von P. Leonhard Gregotsch findet am 6. März 2023 um 11.00 Uhr am Friedhof in Ober St. Veit statt. Der Gottesdienst ist anschließend in der Konzilsgedächtniskirche Lainz. Die Parte steht hier zum Download zur Verfügung.
[renate magerl]