Zukunft von Stift Engelszell weiter ungeklärt
![Stift Engelszell / Lizenz CC 3.0 Stift Engelszell](/img/ad/54/a61059fb90116ace555a/Stift_Engelszell-20231205_stift_engelszell.jpg)
Bisher wurden noch keine Lösung für die Nutzung des Stiftes Engelszell gefunden.
Das hat der Leiter der mit der Suche nach Optionen beauftragten Ordenskommission, Abt Samuel Lauras vom tschechischen Trappisten-Klosters Novy Dvur, am Donnerstag, 14. Dezember 2023, in einer Pressekonferenz mitgeteilt. "Wir versuchen seit mehr als einem Jahr alles, um die Zukunft des Stifts zu sichern. Neben der Gemeinde geht es uns um die Mitarbeiter und die verbliebenen Mönche", erklärte Lauras laut den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN, Freitag).
Bei der Suche nach Optionen wolle der Orden nun auch Kompromisse eingehen und gebe die bisherige Bedingung einer kirchlichen Lösung auf, sagte Lauras. Zumindest aber dürften Ideen zur künftigen Nutzung nicht mit den Prinzipien der katholischen Kirche im Widerspruch stehen. Außerdem werde das Stift auch nicht mehr nur als Einheit angeboten. "Gegebenenfalls können Interessierte auch nur für gewisse Teile des Stiftsbesitzes Ideen zur künftigen Nutzung vorlegen", erklärte der Kommunikationsbeauftragte des Stifts, Winfried Hinzen. Mittlerweile habe auch die Diözese Linz Interesse gezeigt, eine Übernahme von wesentlichen Teilen des Stifts zu prüfen.
Der Grundbesitz von Stift Engelszell ist sehr bescheiden, weshalb ein Gutteil der Einnahmen aus der Gebäudevermietung und dem Tourismus mit Klosterladen kommt. Zu den wirtschaftlichen Bereichen des Trappistenklosters gehören weiters eine Likörproduktion und eine kleine Brauerei, die jährlich 30.000 Liter Hochprozentiges und 100.000 Liter Trappistenbier vor allem für den Export produzieren, ferner ein Heizkraftwerk sowie eine Landwirtschaft. In einem Teil der Gebäude ist ein Wohnheim der Caritas für alte und beeinträchtige Menschen untergebracht. Der Orden hat zugesagt, dass das Wohnheim für die kommenden 30 Jahre weiter bleiben kann.
Dem Orden ist es wichtig, dass die künftige Nutzung nicht mit den Prinzipien der katholischen Kirche im Widerspruch stehen.
Stift Engelszell war 1925 von Trappisten-Mönchen aus dem elsässischen Oelenberg wiederbesiedelt und zu einer neuen Blüte gebracht worden. Zuvor gab es dort von 1293 bis 1786 ein Zisterzienser-Kloster, das dann jedoch lange leer stand. 1931 wurde das Kloster zur Abtei erhoben, 1939 jedoch vom Nationalsozialismus enteignet, vier Mönche starben im Konzentrationslager. 1945 kehrten die Mönche zurück und führten das Pflegeheim weiter, das im Kloster in den Kriegsjahren eingerichtet worden war, später ein modernes Gebäude nahe dem Kloster erhielt und heute von der Caritas geführt wird.
Mit dem baldigen Weggang des Ordens - begründet durch Nachwuchsmangel und das hohen Alter der vier verbliebenen Mönche - verlieren die Trappisten ihr letztes Männerkloster im deutschsprachigen Raum. Seit gut einem Jahr sucht eine Kommission Optionen für die Zukunft. Weltweit gibt es 150 Trappistenklöster, davon 90 mit Mönchen, 60 mit Nonnen. Trappisten werden auch "Zisterzienser der strengen Observanz" genannt. Ihr Name geht auf das französische Kloster "La Trappe" zurück.
Quelle: kathpress