Göttliches Licht: Sakristanin Sr. Eva Maria Voglhuber im Interview
![Sr. Eva Maria Voglhuber berichtete im Interview von ihrer Arbeit als Sakristanin. / Kloster der Salesianerinnen Sr. Eva Maria Voglhuber berichtete im Interview von ihrer Arbeit als Sakristanin.](/img/83/86/8fc51ba79e3869dcdea5/Sr__Eva_Maria_Voglhuber_berichtete_im_Interview_von_ihrer_Arbeit_als_Sakristanin_-20231220_mesnerin_1_c_kloster_der_salesianerinnen_1000.jpg)
Sr. Eva Maria Voglhuber berichtete im Interview von ihrer Arbeit als Sakristanin. (c) Kloster der Salesianerinnen
2017 wurde Sr. Eva Maria Voglhuber eingeladen, beim Jubiläumsbuch „Das Kloster der Kaiserin – 300 Jahre Salesianerinnen in Wien“ mitzuarbeiten. Dass diese Aufgabe in ein „Gekommen, um zu bleiben“ münden würde, war nicht abzusehen. Ihr zweites Noviziatsjahr neigt sich bald dem Ende zu, und im Februar 2024 wird Schwester Eva Maria die erste Profess ablegen. (Anmerkung: katholische mesner führte für die Ausgabe 01.2021 vor ihrem Eintritt ins Kloster ein ausführliches Gespräch).
Schwester Eva Maria, wie geht es dir?
Ich habe mich gut eingelebt, und Gottes Liebe und Barmherzigkeit so nahe zu spüren und in seinem Licht leben zu dürfen, ist das Erfüllendste, was ich je erleben durfte.
Du arbeitest im Kloster als Mesnerin?
Wir bezeichnen diese Tätigkeit im Kloster als Sakristanin. Hier kann ich all mein Wissen aus dem Berufsleben in der Praxis anwenden. Viel geholfen hat mir dabei die Aufgabe für die Mesner Gemeinschaft, die mich ja sehr in die Praxis hinein gefordert hat. Besonders die Termine vor Ort, wo dann Problemstellungen zu lösen waren in der Bandbreite vom Kaugummi auf den Teppichen bis hin zur Restaurierung der wertvollen Goldschmiedeobjekte, kommen mir in meiner Arbeitsaufgabe hier im Kloster nun sehr zugute.
Dein Berufsleben als Kunsthistorikerin für zwei Diözesen war sehr ausgefüllt. Verspürst du im Kloster manchmal Langeweile?
Die Fokussierung des Daseins hin auf die Gegenwart Gottes, die Beziehung zu Jesus Christus, die Vertiefung dieses „Brautseins“ ist ständige Wachsamkeit bei allem Tun. Das wunderbare am Dienst in der Sakristei ist zusätzlich die räumlich große Nähe zum Herrn im Tabernakel. Langeweile verspüre ich nie, mein Tag ist erfüllend und ausgefüllt.
Oft ist das Kind in der Krippe eine Wachsfigur. Die Handhabung sollte dann besonders sorgsam und vorsichtig erfolgen. (c) Kloster der Salesianerinnen
In den Pfarren gibt es das Kind in der Krippe oftmals als Wachsfigur. Welchen Tipp hast du hier für die Mesner:innen?
Wachs ist heikel, weil das Material einerseits weich, aber auch spröde ist und sich durch ungeeignete Lagerung in seiner ursprünglichen Beschaffenheit mitunter verändert. Oftmals wurde auch schlechteres Wachs verwendet, denn Wachs war teuer und kostbar. Die Handhabung sollte sorgsam und vorsichtig erfolgen, dass beim Jesuskind keine Finger abbrechen. Eine Reinigung der Oberfläche sollte nur durch erfahrene Restauratoren erfolgen. Die Lagerung ist ideal in einem kühlen Raum, in einer geeigneten Schachtel, mit säurefreiem Seidenpapier eingehüllt, dass es nicht rutschen kann. Solche Kindln sind immer eine Besonderheit, sorgsam behütet von Generationen, daher ein großer ideeller Schatz.
Wann hast du erkannt, worum es in der Weihnachtsbotschaft eigentlich geht?
Den genauen Zeitpunkt weiß ich nicht mehr, aber als Kind hat mich der Baumschmuck geprägt, dessen Kugeln in allen Farben durch das Kerzenlicht glänzten. Der Christbaum stand nämlich in meinem Kinderzimmer. Dieses strahlende Licht erwirkte eine innere Freude, die bis heute in mir gespeichert ist und immer wieder erklingt, wenn Weihnachten kommt. Dies ist die Botschaft: Christi Licht, das die Freude und den Frieden mit seiner Liebe bringt.
Welche Bedeutung hat das Kind in der Krippe in unserer Zeit?
Das Christkind sollte diese oben beschriebene Botschaft in den Menschen wachrufen. Das Kind als Gottmensch ist ein Symbol des wahren Lebens, um das es geht, abseits von allem Materiellen. Es löst durch sein Kindsein im Menschen Liebe und Zuneigung aus, es rührt am Inneren, im Herzen. So soll uns dieses Kind fokussieren auf unser Innerstes: Die Liebe und den Frieden in unserem Herzen, etwas wachrütteln, was vielleicht auch durch den Alltag verschüttet ist.
Das Kind in der Krippe soll uns "fokussieren auf unser Innerstes", sagte Sr. Eva Maria Voglhuber im Interview mit "katholische Mesner". (c) Kloster der Salesianerinnen
Christus kommt jedes Jahr neu zu uns auf die Welt. In welchem Bereich/welchen Bereichen ist es für dich besonders wichtig, dass das Göttliche Mensch wird?
Im gelebten liebevollen Miteinander, das sich durch unsere Einstellung dem Nächsten gegenüber zeigen kann. Die Menschwerdung Gottes im Kind als Zeichen, dass alle im Kindsein beginnen, egal wo sie geboren werden und wie sie aussehen. Christus hat uns mit seinem Leben gezeigt, wie man richtig handeln soll, er sagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben.“ Es liegt an uns, wie sehr wir uns anstrengen, diesem zu folgen.
Die Kirche verspricht uns den Erlöser und den Frieden auf Erden – schwer zu verstehen angesichts der gewaltsamen Konflikte und Kriege weltweit. Ist das Christuskind auch ein Symbol der Hoffnung?
Christus ist die menschgewordene Hoffnung selbst, denn er zeigt uns den Sinn des Lebens, die Erfüllung und das Leben über den Tod hinaus. Der eigene Wille des Menschen lässt dem Verhalten viel Spielraum, und leider entstehen dann auch Gewalt und Hass. Aber auch hier gibt es als Christ:in jederzeit den Weg zur Umkehr, damit lebt die Hoffnung immer. Jede:r kann mit dem eigenen Verhalten im christlichen Sinne zu Frieden und Freude beitragen, dazu möchte das Christkind auffordern.
Was wünscht sich eigentlich das Christkind zu Weihnachten?
Es wünscht sich sehnlichst, in den Herzen der Menschen Platz zu finden. Es möchte darin mit den Gottesgaben der Liebe, der Freude, des Friedens, der Hoffnung, aber auch seiner belebenden Geisteskraft wirken und damit das menschliche Leben erfüllen.
Wie verbringst du den Heiligen Abend?
Im Kloster ist am 25. Dezember die Feier des Weihnachtsgeschehens, es gibt ein festliches Essen und kleine Gaben. Aber der Höhepunkt ist die Liturgie, in der man dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes ganz nahekommt. In der Sakristei bedeutet dies zwar mehr Aufwand, aber wie schön ist es, dies im Angesicht Gottes tun zu dürfen und sich damit wirklich bereiten zu können auf etwas, das uns das ganze Jahr hindurch begleiten soll!
Hast du einen besonderen Wunsch an das Christkind?
Mein Wunsch ist, dass sich der Wunsch des Christkindes erfüllen möge und es auch in mir immer so lebendig bleibt wie zu Weihnachten. Dass es uns allen seine Gnaden schenkt, um das Leben bestmöglich in seinem Licht und seinem Willen verwirklichen zu können.
Quelle: „katholische Mesner“