Klosterneuburger Propst will „Neuanfang“ im Kloster fördern
Propst Anton Höslinger will den Zusammenhalt seiner Gemeinschaft im Stift Klosterneuburg stärken. (c) Stift Klosterneuburg/W. Hanzmann
Bereits „sehr viel hinzugelernt“ habe man im Stift wie auch in Österreichs Kirche insgesamt beim Umgang mit sexuellem Missbrauch, betonte Höslinger. Heute gäbe es Richtlinien dafür, einen professionelleren Umgang mit Vorwürfen, diözesane Anlaufstellen für Opfer sowie Präventionsmaßnahmen. „Durch Schulungen soll vermieden werden, dass diese Dinge passieren“, so der 53-jährige Propst. Missbrauch sei für die Opfer, das betroffene Kloster, die Kirche und auch für den Glauben verheerend, stünden doch derartige Fälle genau im Widerspruch zu „dem, was wir verkünden wollen“.
Ordensgemeinschaften wollen Orientierung und Halt vermitteln
Eingehend sprach der neue Leiter von Stift Klosterneuburg auch über die Krise des Ordenslebens. Ordensgemeinschaften wollten vor allem ihren Mitgliedern Orientierung und Halt vermitteln. „Man bildet eine Ordensgemeinschaft, um nicht allein Arbeit zu tun. Im Orden ist man nicht auf verlorenem Posten, sondern innerhalb der Gemeinschaft. Dadurch wird man kräftiger und stärker“, erklärte Höslinger. Dennoch falle es Klöstern und Ordensgemeinschaften wie auch der Kirche allgemein schwer, neue Berufungen zu finden. Der Propst bewertet dies vor allem als Folge eines allgemeinen Trends: „In der modernen Gesellschaft sind die Menschen immer weniger bereit, sich dauerhaft zu binden“, sagte er. Darunter litten neben dem Priesternachwuchs auch Ehe und Familie sowie Vereine.
Dem Konvent des Stifts Klosterneuburg gehören derzeit 37 Chorherren an. (c) Stift Klosterneuburg/W. Hanzmann
Nachlassende Bindungsbereitschaft machte Höslinger auch als eine Hauptursache des abnehmenden Kirchenbesuchs bei Sonntagsmessen aus. „Wenn man etwas Spezielles feiert, ist es nicht schwer, die Leute in die Kirche zu bringen. Aber die Regelmäßigkeit, Sonntag für Sonntag - das ist das Schwierige.“ Das Alternativangebot an Sonntagen sei groß, wohingegen es heute weder sozialen Druck gäbe, in die Messe zugehen, noch Bewusstsein dafür, „dass der dadurch zu gewinnende Rückhalt etwas Positives ist“.
Höslinger für langsames Voranschreiten der Reformprozesse
In Sachen innerkirchliche Reformprozesse sprach sich Höslinger für ein langsames Voranschreiten aus. „Dass nicht alles so schnell geht wie in anderen Teilen der Gesellschaft, ist gar nicht so schlecht“, schließlich könne dies auch die Qualität der Entwicklung stärken, so der Propst. Und weiter: „Die Kirche tut gut daran, nicht alle fünf Jahre alles über den Haufen zu werfen. Sondern einen Weg zu finden, der vielleicht länger dauert, aber auch länger anhält.“
Er selbst befürworte Diskussionen über den Pflichtzölibat bei Priestern, sagte Höslinger, wenngleich Ordenspriester nicht von dieser Debatte betroffen seien: „Ich gehe ja in die Gemeinschaft, um eben mit dieser Gemeinschaft zu leben. Ich verzichte im Orden auf Dinge, um dafür anderes machen zu können. Das ist ein gutes Zeichen an die Gesellschaft, in der man manchmal der Ansicht ist, alles machen zu können.“ Wenn es oft heiße, der Zölibat sei „nicht mehr zeitgemäß“, so müsse man antworten: „Der war in Wahrheit nie zeitgemäß.“
Quelle: kathpress