Sr. Christine Rod: „Orden spiegeln die Kultur einer Zeit wider“
Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, zeigt sich zuversichtlich: „Ich glaube nicht, dass wir eine aussterbende Rasse sind.“ (c) ÖOK/ms
In Zeiten, in denen Bankfilialen reduziert, Postämter aufgelassen und Nahversorger wie Bäcker, Fleischhauer oder Gasthäuser geschlossen werden, steht das Verschwinden von Infrastruktur fast schon auf der Tagesordnung. Von diesem Trend können sich auch Klöster und Ordensgemeinschaften nicht wirklich entkoppeln: „Orden spiegeln die Kultur einer Zeit wider“, bringt es Sr. Christine Rod auf den Punkt und hebt das Phänomen, dass sich manche Ordensgemeinschaften von Niederlassungen trennen, auf eine höhere Ebene.
Stabile Zahl von 4.000 Ordensleuten in Österreich
Im Blick auf die Kirchengeschichte ließe sich beobachten, dass Orden eine durchschnittliche Lebensdauer von 250 Jahren hätten. Außerdem habe es schon immer ein Auf und Ab in der Anzahl an Ordensleuten gegeben. Als Beispiel erwähnt sie, dass es bis 1850 in Österreich rund 800 bis 1.000 Ordensfrauen und -männer gegeben habe. Als man sich dann verstärkt um Waisenkinder kümmerte, sich im Bereich der Gesundheitsversorgung engagierte und die Bildung förderte, schnellte die Zahl der Ordensleute in die Höhe und vervierfachte sich. Inzwischen habe sich die Zahl bei relativ stabilen 4.000 Menschen eingependelt, die in den 193 Ordensgemeinschaften in Österreich leben. „Der zahlenmäßig größte Orden in Österreich ist wohl jener der Kreuzschwestern mit ca. 250 Mitgliedern“, so Rod.
Auf die Frage, wie manche Orden es trotz des gesellschaftlichen Gegenwindes schafften, zu wachsen, verweist die ÖOK-Generalsekretärin auf ein zutiefst menschliches Verhalten: „Meine Hypothese ist: Wo Junge sind, wollen andere Junge hin. Das hat zum Beispiel Heiligenkreuz in den letzten Jahrzehnten geschafft. Ich war unlängst erst dort und war beeindruckt von diesem Gewusel.“
Antworten auf die Fragen der Zeit
Sr. Christine Rod appelliert im Interview mit den Salzburger Nachrichten auch dafür, die größeren Zusammenhänge nicht aus dem Auge zu verlieren. „Die Frage ist: Was sucht eine Gesellschaft, was braucht eine Gesellschaft? Und warum sollte sich das nicht neu sortieren? Für manche Orden hat sich der Auftrag erfüllt. Zum Beispiel in den Bereichen Schule oder Gesundheit. Das sind ja mittlerweile integrale Bestandteile der europäischen Wohlfahrtsstaaten.“ Dass die Welt auch weiterhin Ordenschristinnen und -christen braucht und dass es diese geben wird, steht für Rod außer Zweifel: „Ich glaube nicht, dass wir eine aussterbende Rasse sind. Es wird immer Menschen geben, die ihren Glauben ernstlich leben, in Gemeinschaft leben und sich für andere einsetzen wollen.“
Quelle: Salzburger Nachrichten