Studie attestiert Ordensspitälern hohe Resilienz
Die Broschüre zur Studie „Resilienz im Ordensspital - Wie Menschen im Gesundheitswesen den Arbeitsalltag bewältigen“ kann unter diesem Link heruntergeladen werden. Fotodownload
Die Ordensspitäler mit jährlich rund zwei Millionen Patienten und Patientinnen sind der größte privat-gemeinnützige Anbieter stationärer Gesundheitsdienstleistungen in Österreich. Die 23 Ordensspitäler in Österreich beschäftigen rund 22.500 Mitarbeiter:innen. Eine aktuelle Studie ging der Frage nach, inwiefern es Ordensspitäler schaffen, auch unter widrigen Umständen – so zum Beispiel in der Corona-Pandemie – resilient zu sein. Was zeichnet den beruflichen Alltag der Mitarbeiter:innen aus? Mit welchen Problemen sind sie konfrontiert? Wie kommen sie zu Lösungen und was lässt sich daraus für die Gestaltung und Entwicklung von Organisationen lernen?
Ethos der umfassenden Aufmerksamkeit und menschlichen Zuwendung
„Die 23 Ordensspitäler waren ein wichtiger Player in der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Das galt für die Versorgung der Corona-Erkrankten bis zur Errichtung von Test- und Impfstraßen. Ordensspitäler sind dem Ethos der umfassenden Aufmerksamkeit und menschlichen Zuwendung verpflichtet“, erklärt Christian Lagger, in dessen Amtszeit als Vorsitzender der ARGE der Ordensspitäler Österreichs die gemeinsame Studie beauftragt wurde und ergänzt: „Ordensspitäler haben kreative Wege gefunden im Zusammenhalt der Mitarbeitenden und im Dasein für Menschen. Keiner sollte allein bleiben und sich einsam fühlen. Die große Frage in der Rückschau auf die Pandemie war: Was kann gelernt werden und mit in die Zukunft genommen werden. Was macht Mitarbeitende in Ordensspitälern stark und resilient. Das haben wir uns mit der Resilienz-Studie genau angesehen.“
Das Besondere der Ordensspitäler liegt vor allem in deren spirituellen Kern: „Professionalität mit menschlicher Zuwendung“ zu verbinden, so lautet der Anspruch an das eigene Handeln. (c) Klinikum Wels-Grieskirchen / Robert Maybach Fotodownload
Hohes Sinnerleben in der täglichen Arbeit
Die Ergebnisse bestätigen neben der hohen Resilienz ein hohes Sinnerleben der täglichen Arbeit vonseiten der Mitarbeitenden: der Arbeitsalltag ist für die Mitarbeitenden geprägt durch den individuellen Umgang mit der Vielfalt der einzelnen Lebenssituationen und Bedürfnisse – auch in Bezug auf die Patienten und Patientinnen. Diese dialogorientierte Grundstimmung wird durch seelsorgerische Aktivitäten unterstützt, die als bewusste Unterbrechung vom Krankenhausalltag dienen. Die Aussage, dass es im eigenen Krankenhaus klare Werte und Haltungen gibt, stößt bei drei Viertel der Befragten auf hohe Zustimmung. Auch die Einschätzung, dass das eigene Krankenhaus schwierige Phasen gut durchsteht, war bei den Teilnehmenden stark vertreten.
Das Ergebnis unterstreicht den eigenen Anspruch im Zusammenhang mit dem spirituellen Kern der Ordensspitäler „Professionalität mit menschlicher Zuwendung zu verbinden“.
Die Ergebnisse wurden mittels eines Online-Fragebogens und Einzelinterviews erhoben. Mehr als drei Viertel der Befragten stimmen voll zu, dass es Möglichkeiten zur Mitgestaltung im eigenen Arbeitsbereich gibt und dass für alle Mitarbeitenden ausreichend Unterstützung vorhanden ist. Sollte es doch einmal zu Schwierigkeiten kommen, können diese offen auf Team-Ebene angesprochen werden und finden einen konstruktiven Umgang.
Eine besonders hohe Zustimmungsrate zeigte sich in der Frage nach dem Sinn in der täglichen Arbeit. (c) Klinikum Wels-Grieskirchen / Robert Maybach Fotodownload
Aktuelle und zukünftige Aufgaben
Als aktuelle Aufgabe wird vor allem die Belastung der Mitarbeitenden, die besonders im Pflegebereich als hoch wahrgenommen wird, gesehen. Die Rückmeldungen zeigen auch, dass die fachliche wie menschliche Anerkennung ein wesentliches Element für Mitarbeiter:innenzufriedenheit und Qualitätssicherung darstellt. Diesen Anerkennungsprozess voranzutreiben, wird als zukünftige Aufgabe in den Ordensspitälern gesehen.
Genauso wird es von den Mitarbeitenden als wichtig angesehen, eine bessere Wahrnehmung der Arbeit im Gesundheitswesen in der Öffentlichkeit zu gestalten. Außerdem soll die besondere Verbindung aus Tradition und Innovation, die die österreichischen Ordensspitäler auszeichnet, den Patientinnen und Patienten emotionaler noch mehr zugänglich gemacht werden.
Gleichzeitig wird die Frage nach der Mitbestimmung und in weiterer Folge nach der Pensionierung der Babyboomer-Generation als zukünftige Aufgabe gesehen, denn das implizite Wissen dieser Generation darf keinesfalls verlorengehen und sollte früh genug mit entsprechenden Übergangsphasen und Onboarding-Prozessen bewahrt werden.
„Das Ergebnis lässt sich sehen und bietet gute Anregungen zur Vertiefung von Maßnahmen für eine starke Resilienz der Krankenhäuser. Ordensspitäler haben gute und wichtige Grundlagen und Elemente für resiliente Organisationen. Resiliente Organisationen sind attraktive Arbeitgeber und stark in der Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenbindung“, zeigt sich Christian Lagger erfreut über das Ergebnis und blickt zuversichtlich in die Zukunft der Ordensspitäler.
Höchste Kompetenz in Medizin und Pflege, menschliche Zuwendung und christliche Spiritualität prägen das Leben in den 23 Ordensspitälern in Österreich. Österreichweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. (c) Klinikum Wels-Grieskirchen / Robert Maybach Fotodownload
Umfrage-Setting
Die Umfrage, die auf zwei methodischen Säulen basiert, wurde mittels einer empirischen Studie vom Internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen (ifz) durchgeführt. Ein standarisierter Online-Kurzfragebogen (Erhebungszeitraum: 16.–30. Jänner 2023 und 13.–31. März 2023) erfasste kompakt die wichtigsten Aspekte von Resilienz in den österreichischen Ordensspitälern. 2.230 Fragebögen konnten ausgewertet werden. Der Fokus lag dabei auf neun relevanten Fragen aus dem Fragebogen zur Messung von individueller, Team- und organisationaler Resilienz (FITOR) nach Schulte. Er wurde mit zwei Fragen ergänzt, die auf die wichtigen Werte und Haltungen der Ordensspitäler eingehen. Die Erkenntnisse daraus wurden anschließend in problemzentrierten Einzelinterviews mit 18 Personen vertieft. Dabei wurde auf ein ähnliches Geschlechterverhältnis, wie es sich in den Ordensspitälern darstellt, geachtet und darauf, ob die interviewten Personen Führungsverantwortung haben oder nicht bzw. ob Patient:innenkontakt besteht oder nicht. In den Interviews sind alle Altersgruppen anonymisiert vertreten.
Ordensspitäler Österreichs
Die 23 Ordensspitäler Österreichs betreuen jährlich bis zu zwei Millionen Patientinnen und Patienten und stellen damit eine bedeutende Säule des österreichischen Gesundheitswesens dar. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.800 Betten. Über 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich operiert. Mit rund 22.500 Mitarbeitenden sind die Ordensspitäler ein wichtiger Arbeitgeber.
Presseaussendung der Ordensspitäler Österreichs vom 18. Jänner 2024