Emotionaler Abschied aus Bolivien
Abschied mit Wehmut: Daniela Kastner umringt von Schülerinnen, denen sie ihre volle Aufmerksamkeit und Zeit schenkte. © Frohbotinnen
Es war eine Entscheidung, die der engagierten Gemeinschaft alles andere als leicht fiel. Nach 55 Jahren Bildungsarbeit sahen sich die Frohbotinnen aufgrund der immer schwieriger gewordenen Personalsituation dazu gezwungen, die Verantwortung für die Schule Granja Hogar mit Ende 2023 an die Diözese San Ignacio de Loyola zu übergeben.
Das Wirken der Frohbotinnen, ihr persönliches Dasein und ihre Arbeit haben unzähligen jungen indigenen Mädchen, zuletzt auch Burschen, eine prägende Bildung und eine christliche, menschliche Erziehung zukommen lassen. Dadurch wurde und wird ihnen ein Leben in Selbstbestimmung und ohne Armut ermöglicht.
Bolivien als zweite Heimat
Vor allem für ein Mitglied des Säkularinstituts ging damit ein äußerst langer Lebensabschnitt zu Ende: Daniela Kastner kam im Februar 1992 an die Schule in San Ignacio de Velasco im Tiefland Boliviens, war dort zunächst Internatsleiterin, arbeitete als Keramikerin und stieg 2010 zur Verwalterin der Schuleinrichtung auf. Die beliebte Oberösterreicherin verlässt dieser Tage nach über 30 Jahren ihren Einsatzort in Bolivien – als Letzte ihrer Gemeinschaft. Ihrer zweiten Heimat bleibt Daniela Kastner vorerst jedoch weiterhin eng verbunden. Nach dem Räumen ihres Büros geht sie in ein verdientes Sabbatjahr, das sie in Bolivien verbringen wird.
Welle der Sympathie und des Dankes
Bereits im vergangenen November wurden die Frohbotinnen aus Batschuns an mehreren Tagen feierlich verabschiedet. Bei der „Noche de reflexión“, einem besinnlichen Abend, richtete ein Vertreter der Diözese Dankesworte an die aus Helfersberg stammende Missionarin Daniela Kastner. Einige Tage später feierte dann Bischof Robert Flock in der Kathedrale eine Messe, zu der wieder alle zur Granja gehörigen Menschen eingeladen waren. Auch hier wurde kein Aufwand gescheut – vom über dem Eingangsbereich prangenden Dankesspruch bis zu den frischen Blumen, die trotz der großen Hitze gefunden werden konnten.
Der zentrale Abschieds- und Dankesakt erfolgte schließlich am 27. November. Bei diesem Fest mit Tänzen und Liedern ließ es sich keine Gruppe nehmen, eine kurze Rede zu halten und sich zumeist mit einem Geschenk zu bedanken.
Dank für 55 Jahre: Im Eingangsbereich des Doms prangte in großen Lettern ein Dankestext, der das Engagement der Frohbotinnen würdigte. © Frohbotinnen
Emotionale Momente
Brigitte Knünz, Leiterin der Gemeinschaft Dornbirn, die ebenfalls nach Bolivien gekommen war, war sichtlich bewegt von der Sympathiewelle, die ihrer Gemeinschaft beim Abschied entgegenschlug. Auf der Website der Frohbotinnen fasst sie die emotionalsten Momente wie folgt zusammen: „Am wohl berührendsten waren zwei, drei ungeplante Begegnungen: Einmal kam ein blinder Mann, geführt von einem jüngeren, auf die Granja und sagte, er habe gehört, dass wir weggingen, und da wollte er sich bedanken kommen. Er hatte viele Jahre mit den Frohbotinnen zu tun und hat sie sehr geschätzt. Oder: Nach dem Sonntagsgottesdienst redet uns ein alter Mann an, ob wir von der Granja seien. Und dann sagt er, dass er als Junger dort unter der Leitung von unseren ersten Frauen gearbeitet habe und zählt alle ihre Namen auf – sogar ein paar Sätze auf Deutsch sagte er. Auch er bedankte sich. Und auf einem Spaziergang am Rand von San Ignacio redete uns eine alte Frau an, konnte uns auch gleich der Granja zuordnen und sagte, sie sei beim ersten Jahrgang dabei gewesen, als die Schule mit 14 Schülerinnen begann.“
Eine Schule sagt Danke: Zum Abschied waren alle versammelt, um sich von Daniela Kastner und den Frohbotinnen zu verabschieden. © Frohbotinnen
Neubeginn mit Gottes Segen
Inzwischen gehen in Bolivien die großen Ferien ihrem Ende entgegen. Die Frohbotinnen vom Werk der Frohbotschaft Batschuns hoffen, dass das neue Schuljahr im Februar unter neuer Leitung gut beginnt und wünschen den neuen Verantwortlichen Gottes Segen dazu.
Quellen: Missionsstelle der Diözese Linz/Werk der Frohbotschaft Batschuns