P. Lorenz Voith: Kein „Kadaver-Gehorsam“
P. Lorenz Voith dankte den über 140 Mitgliedern in den Frauen- und Ordensgemeinschaften, Säkularinstituten und religiösen Vereinigungen im Burgenland. (c) Sr. Consolata SDR
Die Ordensgemeinschaften weltweit feiern am 2. Februar den „Tag des Geweihten Lebens“. Ein Danke und Vergelt’s Gott sei an die über 140 Mitglieder in den Frauen- und Ordensgemeinschaften, Säkularinstituten und rel. Vereinigungen im Burgenland gesagt.
Licht- und Schattenseiten
Im Westen Europas und in Nordamerika gehen die Ordensberufungen seit Jahrzehnten zurück; Klöster und Einrichtungen werden mehr und mehr geschlossen, auch aufgrund von fehlendem Nachwuchs; besonders Schul- und Krankenorden sind dabei betroffen.
Andere, vor allem internationale Gemeinschaften, begannen ihr Wirken in neuer und veränderter Weise – auch im Burgenland; ein Gewinn und Segen für die Kirche und das Land.
Fehlender Nachwuchs
Aber die Frage bleibt: warum finden sich immer weniger Frauen und Männer aus dem Burgenland, die einen Weg in eine geistliche Gemeinschaft wagen? Bis vor 50 oder 70 Jahren war dies noch anders; das Burgenland war ein „Biotop“ für Berufungen. Es bleibt eine offene Frage heute: auch an die Seelsorger und Seelsorgerinnen, an die Katholiken in den Familien und Pfarren: was können wir tun?
„Gehorsam“ als Hürde
Werden die Ordensgelübde „Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam“ heute noch verstanden? Eine Studie bei religiös interessierten jungen Leuten in Deutschland zeigt ein interessantes Detail. Nicht die „Armut“ oder die „Ehelosigkeit“ werden da als besonderes Hindernis für ein Leben in einem Orden angesehen, sondern der „Gehorsam“. Der junge Mensch will dieses hohe Gut der Freiheit und Selbstbestimmung behalten und pflegen. Ein sog. „Kadavergehorsam“ wird abgelehnt; in der Vergangenheit wurden gerade auf diesem Gebiet viele Fehler und auch Missbrauch begangen. Die Orden werden dieses Gelübde – sofern nicht schon geschehen – neu formulieren müssen, ganz im Sinne der Förderung von einzelnen Talenten und Charismen. Ein wichtiges Element bleibt und wird wichtiger: die An- und Rückbindung an eine Gemeinschaft, ob klein oder groß oder international.
„Oasen“ im Land
Wo finden sich heute Ordensleute? Zuerst in den „Oasen des Gebetes“; dann im sozialen und pastoralen Dienst; nicht wenige arbeiten in der Pfarrseelsorge, bringen damit ihre Spiritualität mit ein. Ordensleute werden sich zukünftig wohl vermehrt der Begleitung und Gesprächspastoral, wie auch u.a. der Sorge um Einsame und für die Ränder der Gesellschaft einsetzen, … Stehen nicht Ordenschristen – mit ihrer bewusst gewählten Lebensform und neben all den persönlichen Grenzen – für einen „Fingerzeig nach oben“, nach Christus, der letztlich ruft?
Am Sonntag, 4. Februar findet eine Feier (Vesper und Akademie) der Orden mit Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics im Provinzhaus der Erlöserschwestern in Eisenstadt statt. Dabei werden auch die diesjährigen 17 Jubilare und Jubilarinnen geehrt.
Quelle: Martinus