Ordensschulen wollen „Hoffnungsbilder und Hoffnungen stärken“
„Wir sollten Hoffnungsbilder und Hoffnungen stärken“, betonte Clemens Paulovics, Bereichsleiter Bildung und Ordensschulen der Österreichischen Ordenskonferenz, im Kurier-Interview. (c) ÖOK/emw
Fast jedes zehnte Kind in Österreich besucht eine Privatschule, in Wien ist es jedes Fünfte. „Für manche Eltern ist dies besonders dann eine Option, wenn ihr Kind nicht in die öffentliche Wunschschule darf“, erklärte Paulovics. Die Gründe, warum Eltern eine katholische Privatschule aussuchten, seien vielfältig, sagte der Bereichsleiter. „Manche Eltern schicken ihre Kinder in die katholische Privatschule, nicht weil, sondern obwohl sie katholisch ist.“ Andere seien selbst auf eine katholische Schule gegangen und wollten das auch für ihr Kind. „Sie wollen genau diese religiöse Erziehung, die die Eltern ihren Kindern oft selbst nicht mehr vermitteln können.“
Regen Zulauf hätten die katholischen Schulen auch von muslimischen Eltern, schilderte Paulovics, „weil sie wertschätzen, dass Religion bei uns einen hohen Stellenwert hat und weil wir natürlich darauf schauen, wer bei uns Religionslehrer wird“.
Gute Ausbildung als Motivation
Eine gute Ausbildung sei sicher auch eine Motivation, befand Paulovics. Bei katholischen Privatschulen gebe es die Erwartung, dass da eine „bessere“ Ausbildung angeboten wird. Wichtig sei zu betonen, dass Ordensschulen ihren Bildungsauftrag oftmals „umfassender“ verstehen würden als öffentliche. So sei das Gespräch „über Gott und die Welt“ ganz wichtig, sagte Paulovics. „Kinder sollen lernen, sich eine Meinung zu bilden und sie zu vertreten. Sie sollen über Werte diskutieren und diese entwickeln.“ Ziel sei es, dass junge Menschen sich nach dem Verlassen der Schule „immer wieder auf diese Werte besinnen, vor allem wenn sie Verantwortungsträger werden“.
Ordensschulen verstehen ihren Bildungsauftrag oftmals „umfassender“ als öffentliche. (c) Stefan Leitner
Kosten als Hürde
Die Kosten, die ein Privatschulbesuch mit sich bringt und die damit verbundene Segregation, sei ein Punkt, der die Ordensschulen durchaus umtreibe. Man wolle nicht „nicht nur für die elitäre Klientel der oberen 10.000 da sein“, so Paulovics. Das entspräche auch „absolut nicht“ dem Gründungsgedanken vieler Ordensschulen, die im 19. Jahrhundert bewusst für armutsbetroffene Kinder oder Mädchen, die ansonsten gar keinen Zugang zu Bildung erhalten hätten, gegründet worden seien.
„Ohne Gebühren könnten wir die Schulen nicht erhalten“, so der Bereichsleiter weiter. Dass durch das Schulgeld die Einrichtungen nicht mehr so divers seien, gelte aber nur eingeschränkt. So gebe es im 15. Bezirk in Wien, einem Stadtteil mit hohem Migrantenanteil und niedrigem Durchschnittseinkommen, zwei Ordensschulen, die boomen, erklärte Paulovics. „Da haben wir 40 Sprachen und 25 Religionsbekenntnisse - und so sind die Herausforderungen schon recht ähnlich wie an manchen öffentlichen Schulen.“ In den meisten katholischen Schulvereinen würden zudem auch immer Schülerinnen und Schüler aufgenommen, die sich das Schulgeld nur zum Teil oder gar nicht leisten können.
„Sollten Hoffnungen stärken“
Die Ordensschulen würden oft mit einem hohen Maß an Wertebildung in Zusammenhang gebracht, dieses Konzept mache Paulovics aber zunehmend skeptisch. „Wir müssen weg von diesem Wertekonzept, denn dies schafft Milieus und Milieus bringen die Gesellschaft nicht weiter. Statt Werte sollten wir lieber Hoffnungsbilder und Hoffnungen stärken“, zeigte sich der Experte überzeugt. Das müsse „gerade in den aktuellen Polykrisen, in denen wir leben und in denen die Jugendlichen psychisch belastet sind“ ein besonderes Anliegen sein.
Quelle: kathpress