Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung – auf dem Weg der Hoffnung!
Erzabt Korbinian Birnbacher (2.v.l.) mit anderen Kongressteilnehmer:innen an ihrem runden Workshop-Tisch. © ÖOK/Birnbacher
Gut 250 Ordensleute, Mitglieder aus Säkularinstituten und Gott geweihte Jungfrauen waren in diesen vier Tagen intensiv am geistlichen Austausch beteiligt. Fachleute und fast die gesamte Belegschaft des Dikasteriums begleiteten uns dabei, so dass insgesamt sicher über 300 Personen an diesem wahrhaft synodalen Geschehen beteiligt waren. Wir waren im Konferenzzentrum Hotel Pineta Palace relativ weit am Stadtrand Roms situiert, da zeitgleich viele ähnliche Veranstaltungen gerade im Zentrum der Stadt tagten.
Glauben in der Hoffnung
Der erste Tag stand unter dem Motto Glauben in der Hoffnung. Er diente dem Kennenlernen, der allgemeinen Einführung in die gesamte Materie und einem ersten Austausch. Nach einer Begrüßung durch den Präfekten Kardinal João Braz de Aviz bekamen wir unter der Moderation von Sr. Anne Chapell SSCJ und Sr. Anne Marie Grapton S.P. eine kompetente Einführung in die Methodik und die komplexe Thematik. Es wurde in fünf Sprachen konferiert: Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch. Zu jeweils acht Personen – vier Schwestern und vier Brüder aus unterschiedlichen Ländern und Kontinenten – saßen wir an runden Tischen. Das tat uns gut, weil sich praktisch niemand in seiner Muttersprache abzirkeln konnte.
Zunächst hielt P. Giacomo Costa SJ, Konsultor am Synodensekretariat, einen instruktiven Einleitungsvortrag zum Thema: Was ist Dialog? Dann gab die Untersekretärin des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens, Sr. Carmen Ros Nortes N.S.C., einen sehr berührenden Rückblick auf den Weg, den wir schon in unseren Gemeinschaften und Ländern zurückgelegt haben. Nach einer erfrischenden Pause fand dann unter der Moderation des TV-Journalisten Maurizio Di Schino eine Podiumsdiskussion von Sr. Alessandra Smerilli F.M.A., der Sekretärin des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, und P. Paulin Kuya Batairwa SX, dem Untersekretär des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog, statt, die sehr viele Erfahrungen aus ihren bisherigen Tätigkeitsfeldern in den Ländern des globalen Südens einbrachten. Dann gab es noch reichlich Zeit zum Austausch darüber an unseren runden Tischen. Mit einer schön gestalteten Vesper, bei der auch wunderschöne audiovisuelle Beiträge eingebaut waren, schlossen wir den Tag ab. Erfüllt, aber auch erschöpft nahmen wir voneinander Abschied, weil ja der Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den eigenen Ordenshäusern wohnte.
In Workshops teilten jeweils vier Ordensfrauen und vier Ordensmänner zu unterschiedlichen Themen Freud und Leid. Tisch Nr. 21 von Erzabt Korbinian Birnbacher fomulierte: „Aktives Zeugnis und Zeitgenossenschaft einer Kirche, die lernt, bzw. lernfähig ist.“ © ÖOK/Birnbacher
Wachsen in der Liebe
Der zweite Tag versammelte uns unter dem Thema Wachsen in der Liebe. Wir haben den gesamten Vormittag in Workshops zu unterschiedlichen Themen Freud und Leid geteilt. Die Herausforderung bestand darin, ins Gespräch zu kommen und am Ende alles in einer prägnanten Formulierung zusammenzufassen. Unser Tisch Nr. 21 konnte am Ende einbringen: „Aktives Zeugnis und Zeitgenossenschaft einer Kirche, die lernt, bzw. lernfähig ist.“ Für diese Formulierung erhielten wir großen Beifall. Nach dem Mittagessen ging es um 15 Uhr mit Bussen in den Vatikan, wo um 17 Uhr der große Gottesdienst zum Fest Darstellung des Herrn mit Papst Franziskus stattfand. Der Petersdom bot ein wunderbar buntes Bild, da er mit Tausenden von Ordensleuten in ihren unterschiedlichsten Trachten bis auf den letzten Platz gefüllt war. In seiner Predigt ermutigte uns der Papst am Beispiel von Simeon und Hanna: „Die Hoffnung geht nicht in den Ruhestand! Wir haben oft die Fähigkeit des Wartens verloren!“ Papst Franziskus zeigte zwei Hindernisse in heutiger Zeit auf: „Die Vernachlässigung des inneren Lebens und die Anpassung an den Stil der Welt.“ Eine abendliche Spezialführung durch die Vatikanischen Museen nur für uns und die Besichtigung der Sixtinischen Kapelle war für alle Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer ein einmaliges Erlebnis.
Erzabt Korbinian Birnbacher (re.) mit P. Martin Wolf (Ansprechperson für die deutschsprachigen Orden im Dikasterium) und Sr. Katharina Hemmers (Vertreterin der Deutschen Ordenskonferenz). © ÖOK/Birnbacher
Mit der Kraft des Glaubens gehen
Der dritte Tag war als eine Fußwallfahrt konzipiert und stand unter dem Motto: Mit der Kraft des Glaubens gehen! Wir begannen mit einer Eucharistiefeier in der Herz-Jesu-Basilika der Salesianer in der Nähe des Bahnhofs Termini. Dann führte uns eine Fußwallfahrt über S. Prassede nach S. Maria Maggiore. Wir erhielten sehr gute geistliche Impulse von Ordensschwestern und -brüdern, die ekklesiologische, christologische und marianische Themen genauso ansprachen wie archäologische, kunsthistorische und zeitgeschichtliche Aspekte einfließen ließen. Zum Mittagessen erfuhren wir großartige Gastfreundschaft bei den Schwestern vom Kostbaren Blut in der Nähe der Lateranbasilika. Unsere Wallfahrt ging weiter über S. Croce in Gerusalemme zurück zur Scala Santa von wo uns dann ein Bus zu den Katakomben von S. Sebastiano brachte. Wir wanderten bei schönstem Frühlingswetter ein Stück über die grünen Wiesen mit den malerischen Zypressenalleen und besichtigten dann die Katakomben. Sehr eindrücklich wurde uns auch der so genannte Katakomben-Pakt und seine wesentlichen Inhalte nahegebracht, in welchem sich einige Bischöfe während des 2. Vatikanischen Konzils am 16. November 1965 selbst verpflichteten. Nach einem Besuch der Kirche Santa amria delle Piante, besser bekannt als Kirche Domine quo vadis, schlossen wir unseren Cammino con la forza della fede, unsere Wallfahrt, mit einer gut gestalteten Vesper wieder in der Herz-Jesu-Basilika ab.
Traumkulisse Rom: Von 1. bis 4. Februar lud das Dikasterium der Institute des gottgeweihten Lebens und der Gesellschaften des apostolischen Lebens zu einem internationalen Kongress ein, der das Heilige Jahr 2025 vorbereiten soll. © ÖOK/Birnbacher
Die Hoffnung bezeugen
Am vierten und letzten Tag, der unter dem Thema: Die Hoffnung bezeugen! stand, trafen wir uns zuerst zu einem Gottesdienst am Kathedra-Altar des Petersdomes. Ein anschließendes Frühstück führte uns zur Synodenaula. Hier wurden die Erfahrungen der letzten Tage nochmals sehr stimmig zusammengefasst, die mit künstlerisch-kreativen Beiträgen wie Live-Musik, nachdenklich machenden Clown-Einlagen, eigens angefertigten Bildern und inspirierenden Natur-Fotografien uns auf unterschiedlichen Ebenen anregten.
Sr. Simona Brambilla M.C., die Sekretärin des Dikasteriums für das Geweihte Leben, gab dann noch einen abschließenden Impuls unter dem Thema: Setzen wir den Weg weiter fort! Abschließend gab Kardinal Braz de Aviz dann den „Fahrplan“ für das große Jubiläum bekannt: Am 2. Februar 2025 sollen wir in unserer Heimat das „Nationale Jubiläum des Geweihten Lebens begehen“ und vom 8. bis zum 12. Oktober 2025 wird dann das „Weltjubiläum des Geweihten Lebens“ begangen. Mit einem von Papst Franziskus formulierten Gebet sandte uns Kardinal Braz de Aviz in seiner persönlich sehr gewinnenden Art aus in unsere Heimatländer. Abschluss der gesamten Tagung bildete der Angelus mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz.
Erzabt Korbinian Birnbacher OSB
Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz