Don Bosco Schwestern in der Ukraine: Funken der Hoffnung mitten im Krieg
Gemeinsames Lernen im Luftschutzraum: Die Don Bosco Schwestern bieten in ihrer Schule in Kiew auch Nachmittagsbetreuung an. © FMA
Der tägliche Raketenalarm und die heulenden Sirenen gehören für die Kiewer Ordensfrauen, die eine Schule für 6- bis 9-Jährige betreiben, mittlerweile zum Alltag. Die psychologischen Auswirkungen sind jedoch nicht zu leugnen. „Wir leben immer in Angst und Ungewissheit. Wenn die Angriffe in der Nacht oder am frühen Morgen stattfinden, sind die Eltern und ihre Kinder gezwungen, direkt aus dem Bett in den Schutzraum zu fliehen. Tagsüber sind dann alle müde und nervös“, berichtet Schulleiterin Sr. Anna Zainchkovska FMA. Die Kinder kämen dadurch oft zu spät in die Schule, aber man würde sie immer freundlich und verständnisvoll aufnehmen, damit sie sich sicher und wohl fühlen könnten, ergänzt sie mit einem gütigen Lächeln.
Unterricht im Luftschutzraum
Erfolgt ein Raketenangriff während des Unterrichts, dann wechselt man sofort in den im Gebäude vorhandenen Luftschutzraum. Für Sr. Anna und die Schulkinder ist das inzwischen fast schon Routine: „Unsere Schülerinnen und Schüler sind das Prozedere mittlerweile gewohnt. Wir gehen hinunter, und dann läuft der Unterricht weiter.“ Da die Schule der Ordensfrauen nicht allzu groß ist, haben in ihrem Luftschutzraum auch alle Platz. Das sei ein großer Vorteil und ermögliche – im Gegensatz zu den großen staatlichen Schulen – einen durchgängigen Schulbetrieb von 9 bis 18 Uhr, berichtet die Don Bosco Schwester.
Ein mittlerweile gewohntes Bild in der Volksschule der Don Bosco Schwestern in Kiew: Unterricht im Luftschutzraum aufgrund eines russischen Raketenangriffs. © FMA
Drehscheibe für Hilfslieferungen
Die Zeit, die den Ordensfrauen neben ihrem Schulalltag bleibt, nützen sie, um als tatkräftige Anlaufstelle für humanitäre Hilfe zu fungieren. Seit Kriegsbeginn vor zwei Jahren konnten – vor allem dank der Hilfe von „Jugend Eine Welt“ – Hunderte Familien in und rund um Kiew sowie in den Städten Charkiw, Saporischschja, Sumy, Odessa und Cherson mit Lebensmitteln, Feuerholz, Medikamenten bis zu Stromgeneratoren versorgt werden. „Der Bedarf und die Nachfrage ist groß. Wir helfen auch vielen Familien, die innerhalb der Ukraine aufgrund der Angriffe Russlands geflüchtet sind“, erzählt Sr. Nataliya Vakulishyna. „Wir alle hoffen natürlich, dass der Krieg bald vorbei ist. Doch das liegt nicht in unseren Händen. Daher konzentrieren wir uns darauf, den Menschen bestmöglich zu helfen. Tag für Tag.“
Umarmungen als unbezahlbare Hilfe
Knapp 500 Kilometer südlich von Kiew zeichnen die Don Bosco Schwestern in der Hafenstadt Odessa ein ähnliches Bild. Die Bevölkerung sei müde von zwei Jahren Krieg, meint Sr. Teresa Matyja. Umso wichtiger sei es, den Menschen Mut zu machen und Hoffnung zu geben: „Wir versuchen, zusammen mit Freiwilligen den Menschen beizustehen, die so sehr auf Hoffnung angewiesen sind. Wir besuchen jene, die in der Ukraine geblieben sind, weil hier ihr Zuhause, ihre Heimat ist.“
Für ihre Hilfseinsätze verlassen die mutigen Ordensfrauen mitunter ihre Niederlassung in Odessa und fahren dorthin, wo die Not noch größer ist: „Im Sommer brachten wir humanitäre Hilfe in Städte, die vor einem Jahr noch an der Frontlinie lagen. Wir fuhren nach Mykolajiw und Cherson, wo jeden Tag Häuser und Schulen unter Artilleriebeschuss standen. Wir brachten den Menschen Lebensmittelpakete, Gewand und Hygieneartikel.“ Doch trotz aller Zerstörung und aller Not waren es nicht die materiellen Güter, die am meisten gebraucht wurden. „Ich habe den Eindruck, dass unsere Anwesenheit das Wichtigste für diese Menschen war. Wir standen an ihrer Seite, umarmten sie und hörten denjenigen zu, die ihr Zuhause und ihre Lieben verloren hatten. Diese Anwesenheit kann man nicht kaufen, sie ist unbezahlbar”, erinnert sich Teresa Matyja voller Emotion an bewegende Begegnungen.
Wichtige Unterstützung: Seit Kriegsbeginn vor zwei Jahren erhalten die Don Bosco Schwestern regelmäßig Hilfslieferungen von Jugend Eine Welt und können so Nothilfe vor Ort leisten. © Jugend Eine Welt
Nothilfe-Maßnahmen und langfriste Unterstützung
Tatkräftige Unterstützung in ihrem Engagement für die kriegsgeplagten Menschen in der Ukraine erhalten die Don Bosco Schwestern von der Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“, zu deren Projektpartnerinnen sie zählen. Seit zwei Jahren brechen regelmäßig Hilfstransporte zu ihnen auf, die es ermöglichen, die Menschen in der Ukraine mit dem Notwendigsten zu versorgen. Besonders gefragt ist derzeit Feuerholz, um Häuser und Wohnungen während des noch immer andauernden Winters zumindest ein wenig heizen zu können. Bereitgestellte Generatoren dienen als Energiequelle, sobald die Stromversorgung aufgrund russischer Angriffe zusammenbricht.
Unternehmensspenden zu 100 Prozent absetzbar
Um die Hilfe aufrecht erhalten zu können, ersucht Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, auch weiterhin um Spenden (AT66 3600 0000 0002 4000) und erinnert im Zuge dessen an die Möglichkeit für Unternehmen, Spenden für die Ukraine-Nothilfe zu 100 Prozent absetzen zu können. „Unternehmen können laut Einkommenssteuergesetz ihre Geld- und Sachspenden, die via Hilfsorganisationen wie Jugend Eine Welt in die Ukraine bzw. die angrenzenden Nachbarstaaten gelangen, als Betriebsausgaben geltend machen. Denn das Einkommenssteuergesetz erlaubt die volle, 100-prozentige Absetzung, sofern solche Hilfen im Zusammenhang mit akuten Katastrophenfällen stehen und für das Unternehmen werbewirksam sind. Als Nachweis eignen sich mediale Berichterstattung, Aussendungen an Kunden oder Spendenhinweise auf der Unternehmenshomepage“, fasst Heiserer zusammen. Privatspenden sind – wie sonst alle Spenden an Jugend Eine Welt – mit 10 % des zu versteuernden Einkommens absetzbar.
Quelle: Jugend Eine Welt