Grazer Gasse wird nach „Vinzi-Pfarrer“ Wolfgang Pucher benannt
In Graz wird eine Straße nach dem 2023 verstorbenen „Vinzi-Pfarrer“ Wolfgang Pucher benannt. (c) VinziWerke/Miriam Primik
Die frühere Heßgasse, die Mitte der 1980er Jahre in die Laudongasse eingegliedert wurde, ist mit dem Leben von „VinziWerke“-Gründer Pucher eng verbunden. In der Gasse waren in den 1970er-Jahren mehrere Delogiertenhäuser, deren Bewohner sich der Priester annahm. Nach Puchers plötzlichem Tod im Juli 2023 wurde, auf seinen im Testament geäußerten Wunsch hin, das Straßenschild der Heßgasse in sein Grab mit hineingelegt.
„Wolfgang Pucher hat ein großes Erbe der Menschenfreundlichkeit und der Hilfe für alle hinterlassen“, teilte die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) in einer Mittelung zum Gemeinderatsbeschluss über die Straßenbenennung in der vergangenen Woche mit. Daran wolle die Stadt Graz mit der Benennung der Gasse, mit der Pucher so eng verbunden gewesen sei, erinnern.
Genaues Datum der Umbenennung noch offen
Konkret bildet die neue „Wolfgang-Pucher-Gasse“ die Verbindung zwischen der Laudongasse und der Starhemberggasse. Das genaue Datum der offiziellen Umbenennung sei noch offen, teilten die „VinziWerke“ auf Kathpress-Anfrage hin mit.
In dem kurzen Straßenstück befanden sich früher vier sogenannte Delogiertenhäuser der Stadt Graz, in denen 800 Menschen, davon 200 Kinder, lebten; Betroffene mit dieser Adresse waren bei Behörden und Institutionen stigmatisiert. „Nach einem Besuch aller Wohnungen wusste ich: die brauchen mich“, sagte Pfarrer Pucher einmal in einem Interview mit der steirischen Kirchenzeitung „Sonntagsblatt“. Die Delogiertenhäuser befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu seiner damaligen Pfarre. Ein erster Schritt, den er erwirkte, war, die 50 Zentimeter hohe Schrift „Delogiertenwohnheim der Stadt Graz“ an der Fassade entfernen zu lassen. Das Gerücht, er selbst habe die Lettern abmontiert, stimme, auch wenn es ihn ehre, aber nicht, sagte Pucher. Heute befinden sich in den Gebäuden Einrichtungen für betreutes Wohnen.
Die VinziWerke
Der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene und 1963 zum Priester geweihte Pucher engagierte sich ab 1973 als Pfarrer in Graz St. Vinzenz für bedürftige Menschen. Der Gründer der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg erhielt u.a. den Ehrentitel „Grazer Armenpfarrer“.
Die von Pfarrer Pucher gegründeten VinziWerke unterstützen seit den 1990er-Jahren Menschen, „die aus der Bahn geraten sind und deshalb in Armut leben“, wie er selbst in mehreren Interviews erklärte. Zielgruppe waren und sind u.a. Drogen- und Alkoholabhängige, Obdachlose, Haftentlassene, Bettler. In den mittlerweile 40 Institutionen der VinziWerke in der Steiermark, Wien und Salzburg finden täglich bis zu 450 Personen Unterkunft und 1.400 Personen werden mit Essen und Lebensmitteln versorgt. Im VinziDorf finden etwa ehemals obdachlose und alkoholkranke Personen eine Unterkunft. Abgedeckt werden alle primären Bedürfnisse wie Kleidung, Hygieneartikel und eine warme Mahlzeit am Tag.
Quelle: kathpress