Restaurierung von Stift Melk geht in die nächste Phase
Abt Georg Wilfinger, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Präsident Erwin Hameseder vor der vom Österreichischen Bundesheer errichteten Behelfsbrücke. (c) ÖOK/ml
Die Restaurierung der Bibliothek des Stiftes Melk ist ein mehrjähriges Mammutprojekt, das 2022 begann und für insgesamt elf Jahre anberaumt ist. Im vergangenen Jahr wurden u.a. aufwendige Sicherheits-, Belüftungs- und Brandschutzmaßnahmen gesetzt, Bibliotheksfenster erneuert sowie Ölgemälde restauriert. Heute erfolgte der Eintritt in die nächste Bauetappe, die mit Gesamtkosten von rund 1,3 Millionen Euro veranschlagt ist.
Abt Wilfinger als Brückenbauer
Abt Georg Wilfinger OSB nützte die Gelegenheit, um sich vor der Presse bei allen Beteiligten für ihr Engagement und die vorbildliche Zusammenarbeit zu bedanken. Die vom Bundesheer errichtete Behelfsbrücke nahm er zum Anlass, um auch weiterhin zum gegenseitigen Brückenbauen einzuladen. Diesen Gedanken griff Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die auch gleichzeitig dem Restaurierungskuratorium vorsteht, gerne auf und sicherte dem Stift einen Landeszuschuss in Höhe von einem Viertel der Kosten zu. Der Denkmalschutz und die Erhaltung der von früheren Generationen übernommenen christlichen Kulturgüter sei ihr ein wichtiges Anliegen und stelle auch eine Verantwortung dar, der man gerecht werden müsse, betonte Mikl-Leitner. Sie unterstrich darüber hinaus die Bedeutung des Stiftes Melk für das Land, den Tourismus und die Wirtschaft. Durch die Restaurierung werde eine Win-win-Situation mit wichtigen Impulsen für alle geschaffen.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Abt Georg Wilfinger betonten das partnerschaftliche Miteinander zwischen dem Land Niederösterreich und dem Stift Melk. (c) ÖOK/ml
Start der dritten Etappe
Die Westansicht ist die wohl berühmteste Perspektive auf das Stift Melk – und genau hier setzen heuer die Bauarbeiten an. Die Altane, die Freiluftplattform zwischen Marmorsaal und Bibliothek, wird komplett demontiert und erhält eine neue Stahlbetondecke als Unterkonstruktion, ein neues Entwässerungssystem und neue Blecheinfassungen. Um Besucher:innen trotzdem eine ungehinderte Besichtigung zu ermöglichen, wurde vom Melker Pionierbataillon 3 des Österreichischen Bundesheeres eine Behelfsbrücke aufgebaut, die das Land Niederösterreich dem Stift Melk während der Bauarbeiten zur Verfügung stellt.
Darüber hinaus werden die Lamellenfenster beim Marmorsaal und auf der Westseite der Bibliothek saniert und zum Teil mit einer zusätzlichen UV-Schutzverglasung versehen. Auch die Bücherreinigung und -restaurierung, die bereits im Vorjahr in Angriff genommen wurde, ist Teil der dritten Sanierungsetappe.
Während der Sanierung der Altane wird eine Behelfsbrücke des Österreichischen Bundesheeres den Marmorsaal mit der Bibliothek verbinden. (c) ÖOK/ml
Großes Erbe mit großer Verantwortung
Der historisch gewachsene Bestand der Bibliothek im Stift Melk ist beachtlich und umfasst rund 100.000 Bände. Als Kulturgut und Teil des UNESCO Welterbes ist die Stiftsbibliothek ein Tourismusmagnet ersten Ranges, der gleichzeitig eine große Verantwortung darstellt. Sonneneinstrahlung, Klima und Ungeziefer haben im Laufe der Jahrhunderte zu beträchtlichen Schäden geführt. Um den wertvollen Bibliotheksraum und die Bücherschätze des Stiftes bestmöglich für die Nachwelt zu erhalten, trifft das Stift umfangreiche Maßnahmen, die von der Restaurierung beschädigter Bücher über den UV-Schutz sowie einen modernen Brandschutz bis zur Optimierung des Raumklimas reichen.
Abt Georg Wilfinger ist sehr dankbar, dass die Ordensgemeinschaft mit der Bewältigung dieser enormen Herausforderung nicht auf sich alleine gestellt ist. Ein eigens eingerichtetes Kuratorium zur Projektbegleitung, dem u.a. Vertreter:innen des Stiftes, des Landes Niederösterreich, des Bundes, des Fördervereins und der Stadtgemeinde Melk angehören, erörtert und beschließt gemeinsam die jeweiligen Bauetappen und deren Finanzierung.
Jede Spende ist wichtig
Angesichts des Kostenrahmens von zwölf Millionen Euro, der für die gesamte Restaurierung der Stiftsbibliothek veranschlagt ist, kommt dem Förderverein „Ex Litteris immortalitas“, der sich um Sponsoren, Fundraising und Spenden kümmert, große Bedeutung zu. Präsident Erwin Hameseder, der dem Verein vorsitzt, zog bei der Pressekonferenz Bilanz über die zahlreichen Aktivitäten des Vorjahres und vermeldete stolz, dass man dem Stift Melk bereits einen namhaften Betrag von 65.000 Euro für die Restaurierung überweisen konnte. Der Takt, den das Stift und das Land vorgeben, sei hoch, und man bemühe sich, das Tempo mitzuhalten.
In den kommenden Jahren möchte Präsident Erwin Hameseder insgesamt eine Million Euro an Spenden und Sponsorengeldern einsammeln. (c) ÖOK/ml
Mit der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und dem Wiener Städtische Versicherungsverein wurden bereits zwei Großsponsoren gefunden, außerdem hat der Förderverein ein umfangreiches Fundraising-Konzept erarbeitet, das zahlreiche Möglichkeiten beinhaltet, um das Großprojekt zu unterstützen. Die verwirklichten Ideen reichen von der Online-Spendenmöglichkeit über Fundraising-Dinner mit historischen Speisen im Marmorsaal bis zur Buchpatenschaft, bei der der Spendername dauerhaft im Buch eingetragen wird. Auf seine Motivation angesprochen, meinte Hameseder: „Die Restaurierung der Stiftsbibliothek ist mir eine Herzensangelegenheit.“ Um das angepeilte Ziel, in den kommenden zehn Jahren einen Betrag von insgesamt einer Million Euro leisten zu können, zu erreichen, sei jedoch noch viel Arbeit notwendig. Hameseder verwies in diesem Zusammenhang auf die Website stiftmelk.at/exlitteris, auf der alle Unterstützungsmöglichkeiten angeführt sind.
Auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner kam nach Melk, um die Behelfsbrücke des Österreichischen Bundesheeres in Augenschein zu nehmen. (c) ÖOK/ml