Ordensmann an EU-Grenze: Abschottung löst keine Probleme
Br. Emanuel Huemer fordert einen Kurswechsel in der EU-Asylpolitik. (c) SVD
„Die Politik müsste es doch schaffen, (...) die Zuwanderung, die die EU dringend braucht, mit dem Überlebenswillen derer zu verbinden, die auf verschlungenen Wegen in die EU kommen“, erklärte er gegenüber der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen. „Sich abzuschotten, löst keine Probleme“, ist der Ordensmann überzeugt. „Die Komplexität zu leugnen und einfache Lösungen zu bieten, wie es Rechtsextreme in aller Welt machen, führt nicht in die Zukunft.“
Glaube an die Zukunft
Huemer begleitete jüngst den österreichischen Hip-Hop-Musiker Petar Rosandic, Obmann der Initiative „SOS Balkanroute“, sowohl nach Kroatien als auch nach Bosnien. Er habe die Situation von Menschen verstehen wollen, die ihre Heimat verlassen und sich auf einen manchmal jahrelangen Weg in die Zukunft machen. Huemer berichtete von Begegnungen mit minderjährigen Männern und einer Jugendlichen aus Sierra Leone, die kurz vorher Opfer eines an sich unerlaubten „Pushbacks“ aus Kroatien über den Grenzfluss geworden seien. Er sei auf Menschen gestoßen, „die gegen jede Verachtung, gegen Misshandlung und gegen Widerstand an ihre Zukunft glauben und den Weg in die Europäische Union immer und immer wieder versuchen“.
Br. Emanuel Huemer ist überzeugt: „Sich abzuschotten, löst keine Probleme.“ (c) Pixabay/Ulrike Mai
Rückschläge stünden für die Betroffenen an der Tagesordnung. Huemer verglich ihr Scheitern mit dem Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ - nur dass es hier um Menschenschicksale gehe. Die Hartnäckigkeit der Flüchtlinge erkläre sich durch die Tatsache, dass es für sie keine legale Möglichkeit gibt, in die EU zu reisen. „Die jungen Leute waren in diesem Moment so deprimiert“, schilderte der Steyler Missionar sein Treffen mit ihnen. „Ich habe gesehen, dass sie Mut haben, Pläne haben, die Zukunft gestalten wollen.“
Vergleichbares auch in Südmexiko
Br. Emanuel Huemer hat Vergleichbares bereits in Chiapas, im Süden Mexikos, erlebt, wo Menschen aus vielen Ländern Richtung Norden ziehen, in der Hoffnung auf ein neues Leben in den USA. Er sieht Parallelen zwischen den Flüchtlingsströmen in Europa und Mexiko: Menschen werde ihre Würde abgesprochen, es fehle an schützenden Strukturen und mit Ausnahme von privaten Initiativen wie „SOS Balkanroute“ oder dem „Haus Bethanien“ der Steyler Missionare in Chiapas seien die Geflohenen auf sich allein gestellt.
In Lateinamerika würden Menschen oft vor organisierter Kriminalität flüchten, der ganze Dörfer unter ihre Kontrolle bringe. „Was die Menschen am Weg durch Lateinamerika Richtung USA und durch Europa in die Europäische Union verbindet, ist ihr unerschütterlicher Glaube an die Zukunft“, erklärte Huemer. Dass sie es an ihrem Ziel nicht leicht haben werden und mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Aufenthaltsbewilligung bekommen, sei für sie zweitrangig.
Der Ordensmann kann sie verstehen, wie er sagte: „Migration ist eigentlich der Normalfall (...) Auch wir Steyler Missionare sind ein Migrationsorden. Nur wenige von uns leben dort, wo sie aufgewachsen sind.“
Quelle: kathpress