Stift Zwettl erhielt Europäisches Kulturerbe-Siegel
Freuen sich im Stift Zwettl über die Auszeichnung mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel: Stiftsarchivar Andreas Gamerith, Abt Johannes Maria Szypulski, Tourismusstadträtin Anne Blauensteiner und die Zwettler Stadtarchivarin Elisabeth Moll (v.l.). (c) Stift Zwettl
Die Zisterziensischen Kulturlandschaften tragen nun offiziell das Europäische Kulturerbe-Siegel. Damit wird ihre Schlüsselrolle in der europäischen Geschichte und Kultur gewürdigt, teilte die EU-Kommission mit. 17 Zisterziensische Klosterlandschaften in fünf europäischen Ländern sind unter dem Titel „Cisterscapes connecting Europe“ miteinander verbunden. Unter ihnen ist auch das Zisterzienserstift Zwettl. Der Landkreis Bamberg in Deutschland hatte für das Siegel alle 17 Klosterlandschaften für das Europäische Kulturerbe-Siegel (EKS) eingereicht.
Bereits seit 2019 setzen „Cisterscapes connecting Europe“ länderübergreifende Maßnahmen um, die die ehemaligen Zisterzienserlandschaften mit ihren einzigartigen Natur- und Kulturschätzen erfahrbar machen. Der Zisterzienserorden steht seit seiner Gründung im Jahr 1098 für einen effizient agierenden Verbund, der sich in ganz Europa verbreitete und dessen Spuren noch heute in den Landschaften zu finden sind. Cisterscapes belebt dieses erfolgreiche Netzwerk neu. So verbindet der 6.400 km lange Fernwanderweg „Weg der Zisterzienser“ alle Klöster der Stätte miteinander.
Jahrhundertealte Spuren der Mönche
Der Abt des Stifts Zwettl, Johannes Maria Szypulski, meinte: „Seit Jahrhunderten hinterlassen die Mönche des Zisterzienserordens ihre Spuren in ganz Europa. Mit ihren Klöstern, aber auch in den Landschaften, die diese Klöster umgeben. Die Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Siegels würdigt diese Leistung und unsere Tradition, sie bestärkt uns aber auch, diese Welt weiterhin positiv zu gestalten.“
Bei der Verleihung des Siegels in Belgien vor Ort (v.l.): Stiftsarchivar Andreas Gamerith, die Zwettler Stadtarchivarin Elisabeth Moll, Johann Kalb (Landrat Bamberg), Tourismusstadträtin Anne Blauensteiner und EU-Gemeinderat Florian Bauer (beide Stadtgemeinde Zwettl). (c) Anne Blauensteiner
Stift und Stadtgemeinde Zwettl sind ein wichtiger Projektpartner, erklärte Stiftsarchivar Andreas Gamerith, denn: „Mit der Umritt-Darstellung in der sogenannten Bärenhaut (Gründungsbuch des Stiftes Zwettl, Anfang 14. Jh.) verfügt Zwettl über die älteste Darstellung einer Zisterziensischen Klosterlandschaft. Zusätzlich sind rund um Zwettl zahlreiche Elemente der historischen Klosterlandschaft sehr gut erhalten.“
„Perle im Waldviertel sichtbar gemacht“
Auch Bürgermeister Franz Mold und Tourismusstadträtin Anne Blauensteiner freuten sich über das Siegel: „Das Europäische Kulturerbe-Siegel ist eine Auszeichnung, die für alle in der Region Nutzen bringen kann – für Kulturschaffende und Bildungseinrichtungen, ebenso wie für den Tourismus und die Landwirtschaft. Wir freuen uns und sind stolz, dass diese Perle im Waldviertel für ganz Europa sichtbar gemacht wurde und haben im Vorfeld bereits zahlreiche strategische Partnerschaften geschlossen, um gemeinsam die Bedeutung der nun ‚ausgezeichneten‘ zisterziensischen Kulturlandschaft im Waldviertel für alle erlebbar zu machen.“
Maßgeblich am Projekt beteiligt ist auch die Zwettler Stadtarchivarin Elisabeth Moll: „Das Projekt ‚Cisterscapes – Cistercian Landscapes Connecting Europe‘ bot die einzigartige Gelegenheit, den historischen Wirkraum des Klosters zu erforschen. Durch dieses Projekt rückten Stadt und Stift Zwettl näher zusammen und vertieften ihre Kooperationen anfangs seitens ihrer Archive, in weiterer Folge auch im Tourismus und Kulturbereich. Mit den anderen Cisterscapes Partnerstätten wurde ebenfalls über die Jahre ein dichtes Netzwerk aufgebaut, das nun mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel eine großartige Auszeichnung erhält.“
Trägt nun offiziell das Europäische Kulturerbe-Siegel: Das Zisterzienserstift Zwettl. (c) Waldviertel Tourismus, lichtstark.com
Besucherzentrum im Alten Rathaus geplant
Nachdem das Siegel nun verliehen wurde, müssen in allen Klosterlandschaften Aktivitäten gesetzt werden, um den EKS-Status bei Einheimischen und Gästen bekannt zu machen und die Stätten mit ihrem (touristischen) Wert zu verbessern. Im Zwettler Alten Rathaus soll daher ein Besucherzentrum entstehen, in denen Einheimische und Gäste viel Interessantes über diese einzigartige Kulturlandschaft erfahren.
Ab 1. Mai 2024 wird im Rahmen der Führungen im Stift Zwettl außerdem täglich (15 Uhr) die Sonderausstellung „Cisterscapes – die Zwettler Klosterlandschaft als europäisches Kulturerbe“ gezeigt. Mit geführten, auch grenzüberschreitenden Rad- und Wanderausflügen, museumspädagogischen Aktionen und Workshops sowie einem vielfältigen Kulturprogramm soll die Zisterziensische Klosterlandschaft mit allen Sinnen erlebbar werden.
Auch bauliche Maßnahmen sind geplant, um das Besuchserlebnis noch weiter zu verbessern: Die Tragekonstruktion der Fußgänger- und Radbrücke beim Stift Zwettl wird ebenso wie die Brücke bei der Gschwendtmühle erneuert. Der Englische Garten mit dem Wanderweg „Gloriette Steig“ soll revitalisiert werden, der Abteihof wird neu gestaltet und der Paradiesgarten im Kreuzgang wird geöffnet.
Das Europäische Kulturerbe-Siegel
Die Europäische Union wählt alle zwei Jahre europäische Kulturdenkmale, Kulturlandschaften, kulturelle Stätten und Gedenkstätten für das Europäische Kulturerbe-Siegel (EKS) aus. Alle Siegelstätten leisten einen wichtigen Beitrag zur europäischen Geschichte und Identität. Die Europäische Kommission bestätigt mit dem Siegel die bedeutende Rolle der Zisterzienser für die Genese Europas und erkennt im modernen Cisterscapes-Netzwerk eine herausragende Initiative mit zukunftsweisendem Potential. Durch die Auszeichnung mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel erfahren die ländlich geprägten Räume der Cisterscapes eine außergewöhnliche internationale Anerkennung als Kulturstätten.
Quelle: Stift Zwettl