Katholische Frauenbewegung feierte Katharinenfeier
Die Katholische Frauenbewegung Österreichs feierte am 26. April 2024 ihre Patronin, die hl. Katharina. (c) kfbö
Die Heilige Katharina von Siena ist seit zehn Jahren Patronin der Katholischen Frauenbewegung. Die Vorsitzende der kfbö, Angelika Ritter-Grepl, bezeichnete die Heilige in ihrer Begrüßung als „Rolemodel einer feministischen Sicht auf die Kirche und als Vorbild für die katholischen Frauen bei ihren Bestrebungen für das Diakonat der Frau in der Kirche“. Im Rahmen der Feierlichkeiten in Salzburg wurde auch ein „Katharinentor“ der Tiroler Künstlerin Patricia Karg vorgestellt.
Grußworte kamen u.a. von Bischof Wilhelm Krautwaschl, in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Frauenbewegung zuständig, und vom Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Volker Türk. Einen Vortrag hielt neben Sr. Teresa Schlackl u.a. die Linzer Pastoraltheologin und Synodenteilnehmerin Klara Csiszar. Birgit Feldbauer-Durstmüller, Sprecherin der Plattform der diözesanen Frauenkommissionen, ging auf das Thema Frauendiakonat ein und sagte: „Wir teilen die Überzeugung, dass jeder Mensch vom Heiligen Geist erfüllt eine Berufung verspüren kann, jedoch wird diese Berufung nur bei Männern geprüft.“ Diakon Alexander Niederwimmer, Sprecher der Ständigen Diakone in der Diözese Linz, plädierte ebenfalls für die Einführung des Frauendiakonats.
Vielseitige Heilige
Katharina von Siena bleibe als vielseitige Heilige in Erinnerung, meinte Ritter-Grepl, „als sorgende Schwester für die Armen und Benachteiligten ihrer Umgebung, als engagierte Frau, Predigerin und Seelsorgerin der Kirche, als Mahnerin und Reformerin für Kleriker, inklusive des Papstes und Politiker ihrer Zeit.“ Wenn sich die kfbö von ihr bewegen lassen wolle, heiße das, „in ihrem Sinn für heute radikal, unkonventionell, segensreich und damit heilig, ja heil-machend für Kirche und Gesellschaft zu wirken“.
Die Vorsitzende der kfbö, Angelika Ritter-Grepl, bezeichnete Katharina von Siena als vielseitige Heilige. (c) kfbö
„Die katholische Kirche braucht einen Weg der Umkehr“, erklärte Ritter-Grepl. Katharinas Vision, „dass im Reich Gottes, die Geschlechterkategorien von Frau und Mann nicht mehr wirkmächtig sein sollen, bringen wir als Akt der Evangelisierung in Gesellschaft und Kirche ein“. Von daher gelte es anhand des Vorbilds Katharinas, den Wandel hin zu einer geschlechtergerechten Kirche nicht nur nach außen, sondern besonders im Inneren der Kirche einzuleiten und „das Redeverbot bezüglich der Thematik der sakramentalen Weihe von Frauen“ zu überwinden, sagte die kfbö-Vorsitzende.
Krautwaschl: Eine der mutigsten Frauen
Bischof Wilhelm Krautwaschl würdigte Katharina von Siena in einer Videobotschaft als „eine der bedeutendsten und mutigsten Frauen Europas“. Sie habe nicht nur Missstände und Probleme angesprochen, führte der Grazer Bischof aus, sondern auch für Gerechtigkeit und Veränderungen gekämpft. „Ihr Handeln im politischen, im kirchlichen, oder auch im gesellschaftlichen Kontext, macht sie zu einem Vorbild für mutige Frauen und auch Männer“, zeigte sich Krautwaschl überzeugt.
Katharina von Siena mache zudem deutlich, „was wir als diakonale Kirche verstehen“, sagte Krautwaschl: „Gemeint ist eine Kirche, die sich den Armen, den Schwachen zuwendet“. Dies ernstzunehmen bedeute, hinzuhören und zu handeln, „eine diakonale Kirche ist immer auch synodal“.
So gehe es beim gemeinsamen Gestalten der Zukunft darum, hinzuhören, „auf das, was Gottes Geist uns sagt“, meinte Krautwaschl. „Wenn ich da etwa an das Diakonat der Frau denke, braucht es den Mut, die Dinge anzusprechen.“ Ebenso benötige es Ausdauer, „weil es um eine wichtige Sache geht, die nicht einfach auf der Strecke bleiben soll“, zeigte sich der Bischof überzeugt. „Bleiben Sie also an den Dingen dran, die in Ihnen brennen“, appellierte Krautwaschl abschließend.
Sr. Teresa Schlackl: Zulassung zu allen Weiheämtern
Die Salvatorianerin und Wertevorständin des St. Josef Krankenhauses in Wien, Sr. Teresa Schlackl, bezeichnete die Frage nach Weiheämtern für Frauen als eine der „brennenden Fragen“ der Kirche. „Frauen erwarten und fordern Geschlechtergerechtigkeit. Auch in der katholischen Kirche.“ Deswegen sei es unbedingt nötig, dass der Rede von der gleichen Würde von Frau und Mann in der Kirche gleiche Rechte folgen, „sonst ist die Rede von der gleichen Würde Schall und Rauch“.
Sr. Teresa Schlackl forderte die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern. (c) kfbö
Die Frage des Zugangs zu den Ämtern sei eine Frage der Gerechtigkeit und der Glaubwürdigkeit, an der sich die Kirche heute messen lassen müsse, zeigte sie sich überzeugt. „Um diese Situation der Ungleichheit zu ändern, fordern wir die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern. Im ersten Schritt zur Zulassung als Diakonin.“ Die Frauen in der Kirche, wie auch die Ordensfrauen, seien bereit Verantwortung zu übernehmen, sagte Sr. Teresa Schlackl.
Türk: Frauenbewegung steht für Veränderung
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk würdigte in seinen Grußworten das Engagement der Katholischen Frauenbewegung für Solidarität, Gleichberechtigung und gesellschaftliche Veränderung. „Die Gleichstellung von Frauen ist integraler Bestandteil der Menschenrechte“, erklärte Türk. Frauen und Mädchen machten die Hälfte der Weltbevölkerung aus, sagte der UN-Hochkommissar, „ihre Unterdrückung hält uns alle zurück.“
„Weltweit sind Frauen und Mädchen nach wie vor von Entscheidungs- und Handlungsprozessen ausgeschlossen.“ Deswegen gelte es, keine Zeit zu verlieren, meinte Türk. „Diese ungleichen Machtverhältnisse verhindern die Entwicklung und Umsetzung wirksamer politischer Maßnahmen“, zeigte er sich überzeugt. „Wir müssen uns weiterhin stark dafür einsetzen, dass Frauen an wichtigen Entscheidungsprozessen in allen Ländern der Welt teilhaben können, um Frieden, Sicherheit, Entwicklung, Gerechtigkeit und die Rechte aller zu fördern.“
„Allergisch, wenn Frauen ausgeschlossen werden“
„Ich denke, wir waren als Kirche noch nie so nah zu der Weihe der ersten Diakonin, wie jetzt“, zeigte sich die Linzer Pastoraltheologin Klara Csiszar überzeugt. „Wir haben noch nie so offen, ohne Angst, frei auch in der theologischen Forschung von der Berufung der Frau zum Priester gesprochen, geredet.“ Mit Papst Franziskus lerne „die ganze Weltkirche bewusst auf die Frauen zu schauen“, sagte Csiszar.
Sie müsse gestehen, dass sie aus Rumänien nach Österreich kommend, zehn Jahre gebraucht habe, „bis ich in mir meinen inneren Widerstand angesichts der Forderungen der Frauen in Deutschland und in Österreich überwunden“ und verstanden habe, „warum Frauen z.B. hier bei uns im Lande unzufrieden sind“. Mit der Zeit sei sie allerdings „allergisch geworden, wenn Frauen bewusst oder unbewusst ausgeschlossen sind, oder nicht selbstverständlich anwesend sind“.
Sie appelliere deswegen besonders an die Ortskirchen hier in Westeuropa, den Mut zu haben, von der guten Erfahrung mit den Frauen in den Leitungspositionen oder der Forschung zu sprechen, und die „praktische Häresie“ anzumahnen, wenn Frauen missachtet und als Menschen zweiter Klasse in der Kirche behandelt werden. „Ich zähle hier sehr auf unsere Bischöfe, auf unsere Priester“, meinte Csiszar.
Bei der Feier wurde auch das „Katharinentor“ vorgestellt. (c) kfbö
„Katharinentor“ vorgestellt
Im Rahmen der Feier wurde auch das seit einigen Jahren schon bestehende „Katharinentor“ der Tiroler Künstlerin Patricia Karg „als Sinnbild für das Wirken der Hl. Katharina von Siena“ näher vorgestellt. Katharina habe Dogmen infrage gestellt. „Sie hat für uns Druck ausgeübt und damit etwas ‚gebogen‘ und in Bewegung gebracht“, erklärte die kfbö. „Im Kunstwerk wird aus der Säule ein Tor. Wir können durch ihr Tor gehen.“
Der Bogen erinnere zudem an den Schleier über Katharinas Haupt als Ordensfrau. „Er ist wie eine Bedeckung, ein Schutz. Das Werk umgibt uns wie ein Mantel, es spendet symbolisch Geborgenheit.“ Der Bogen werde so gespannt, als sinnbildliche Verbindung: „Eine Verbindung zwischen Frauen, einer heiligen Frau ‚von gestern‘ und Frauen in Kirche und Gesellschaft von heute.“
Quelle: kathpress