Wo Wissen erlebbar wird: Ordensmuseen laden zum Internationalen Museumstag
Eintauchen in die Vergangenheit: Viele Ordensgemeinschaften unterhalten Museen, Schatzkammern und Sammlungen und machen sie für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich. © Christopher Mavrič Download
Seit 2020 unterstützt der Internationale Museumstag eine Reihe von Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. In diesem Jahr stehen insbesondere die Ziele „Hochwertige Bildung“ und „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ im Mittelpunkt. Auf vielfältige Weise soll dieser Tag dazu beitragen, das Lernen und Entdecken sowie das kulturelle Verständnis zu fördern. Diesem Anspruch fühlen sich auch die 116 Ordensmuseen in Österreich verpflichtet.
Ordensmuseen als spannende Wissens- und Erfahrungsorte
Viele Ordensgemeinschaften unterhalten Museen, Schatzkammern und Sammlungen, die für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich sind. Zahlreiche Kunstsammlungen sind eng mit dem historischen Ordenskontext verbunden oder führen eine jahrhundertealte Klostertradition weiter. Manche Ordensgemeinschaften wie die Jesuiten in Wien, die Augustiner-Chorherren in Klosterneuburg oder die Benediktiner in Admont bieten in ihren Museen aber auch Raum für moderne Kunst und schlagen damit eine Brücke in die Gegenwart.
In jedem Fall sind Klöster und Klosterkirchen vitale Lebensräume und spannende Wissens- und Erfahrungsorte mit einem speziellen Spirit, der in keinem anderen Museum erlebbar ist. Der Kontakt und Austausch zwischen verschiedenen Lebenswelten und dem damit verbundenen Kunst- und Kulturgut kann Neugierde und Interesse wecken, Vorurteile zurechtrücken, Wissen vermitteln, den Horizont erweitern und im besten Fall Toleranz erzeugen.
Zwei Ordensmuseen im Fokus des Interesses
In den 116 Ordensmuseen, Schatzkammern und Sammlungen befinden sich wahre Schätze, sie erzählen Geschichten und sind wichtige Zeitzeugen. Unter ihnen stechen derzeit besonders zwei Museen hervor: Das Restituta-Museum „Glaube gegen NS-Gewalt“ der Hartmannschwestern in Wien-Margareten sowie das „Großmuseum“ im Stift Admont, das 2024 sein 950-Jahr-Jubiläum feiert.
Wenn die Überzeugung das Leben kostet
Ihr Name steht für Zivilcourage, Empathie, Gerechtigkeitssinn und Nonkonformismus: Weltweit erinnern zahlreiche Denkmäler und Gedenkstätten an Sr. Restituta Helene Kafka, die 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet und 1998 seliggesprochen wurde.
Ordensfrauen und Operationsschwestern: Sr. Restituta, Sr. Kajetana und Sr. Sigelinde am Instrumentiertisch. Sr. Kajetana war im Dezember 1941 Zeugin, als Restituta im Operationssaal das regimefeindliche „Soldatenlied“ vorlas. © Franziskanerinnen von der christlichen Liebe Download
Das Museum Restituta – Glaube gegen NS-Gewalt – im sog. „Hartmannkloster“ in Wien Margareten ist ein Musterbeispiel für ein kluges und gut präsentiertes Ausstellungskonzept. Seit 2016 ist die Dauerausstellung in den von Architekt Checo Sterneck neu adaptierten Räumen des Klosters der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe zu sehen. Die Kurator:innen Brigitte Perthold und Heinz Arnberger adaptierten das ursprüngliche Konzept für das neu gestaltete Museum.
Ungewöhnlich genug, beginnt die Ausstellung mit dem Hauptthema: Der Hinrichtung und Seligsprechung von Sr. Restituta Kafka, einer äußerst mutigen Ordensfrau und Operationsschwester. Nach und nach wird ihre Biografie in 14 Stationen aufgerollt, die von der Kindheit im Einwanderer- und Arbeitermilieu der Brigittenau bis zum Ordens- und Berufsleben als Operationsschwester reichen. Zum Spitznamen „Resoluta“ kam sie im Krankenhaus Mödling, wo sie als Operationsschwester arbeitete und mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hielt. Zum Verhängnis wurde ihr ein regimefeindliches „Soldatenlied“, das sie mit Hilfe einer Kanzleiangestellten vervielfältigte. Sie wurde daraufhin von einem Arzt, der auch NSDAP-Mitglied war, denunziert, verhaftet und enthauptet. Die Fotos in der Ausstellung zeigen eine lustige, sehr kleine, rundliche Frau, die abends auch einmal ein Bier trank, aber mit Mut und Courage ihrer inneren Überzeugung folgte. Eine Empfehlung für alle Schulen!
Schafott-Darstellung im Eingangsbereich des Museums: Der Scharfrichter benötigte nur eine Dreiviertelstunde, um in Abständen von zwei bis drei Minuten 19 Menschenleben auszulöschen. © Franziskanerinnen von der christlichen Liebe Download
Es lebe die Vielfalt im Stiftsmuseum Admont!
Das vor 21 Jahre eröffnete „Großmuseum“ im Stift Admont präsentierte sich von Beginn weg als vielfältiger Wissensort für Kunst und Natur und wurde 2017 um ein Gotik-Museum erweitert, in dem die beeindruckende Sammlung von Kuno Mayer bestaunt werden kann. Das heurige 950-Jahre-Jubliläum des Stifts nahmen die Ordensleute zum Anlass, um ihr Museum einem gelungenen Relaunch zu unterziehen. Die Ausstellung anlässlich dieses besonderen Jubiläums führt durch die faszinierende Geschichte des Benediktinerklosters und enthält hochkarätige, zum Teil noch nie gezeigte Schätze aus der Bibliothek, dem Archiv und den Sammlungen. Sie dokumentieren die Blütephasen, aber auch die schwierigen Epochen des Stiftes, das mehrmals von der Aufhebung bedroht war. Auch die wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen des Stiftes spiegeln sich in eindrucksvollen Exponaten wider.
Modern times: Die 2003 errichteten Multimedia-Räume im Museum des Stiftes Admont wurden rundum modernisiert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. © Michael-Richter-Grall-P.H.-Felzmann Download
Anlässlich des Jubiläumsjahres wurde das Kunsthistorische Museum neu verortet. Zusammen mit der Dauerausstellung „Sammlung Mayer“ sind nun alle kunsthistorischen Bestände im Erdgeschoß vereint und in einen Dialog gebracht. Die präsentierten Werke reichen vom Mittelalter bis in die Gegenwart und umfassen Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Handschriften und weitere Objekte aus der Paramenten- bzw. Kunstkammer.
Ebenfalls neu sind die 2003 errichteten und mit einem Staatspreis ausgezeichneten Multimedia-Räume, die nach 20-jähriger Betriebszeit rundum modernisiert und auf den neuesten Stand der Multimediatechnik gebracht wurden.