Stift Zwettl feierte Kulturerbe-Siegel
Feierten die Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Siegels (v.l.n.r): Stadträtin Anne Blauensteiner, Bezirkshauptmann Markus Peham, EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber, Abt Johannes Maria Szypulski, Bürgermeister Franz Mold, Stadtarchivarin Elisabeth Moll und Stiftsarchivar Andreas Gamerith. (c) fotozwettl.at/C. Schindler
Bereits am 17. April 2024 wurde die Klosterlandschaft Stift Zwettl mit 16 weiteren Zisterzienser-Stätten von der Europäischen Kommission mit dem Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Damit werden Stätten gewürdigt, die „Meilensteine auf dem Weg zur Schaffung des heutigen Europas sind. Und Stätten, die sowohl die europäischen Ideale und Werte als auch die Geschichte und Integration Europas würdigen und symbolisieren“, heißt es in der offiziellen Beschreibung.
„Kultureller Hotspot im Waldviertel“
Dass die Wurzeln der Zisterzienser in Zwettl fest verankert sind, hob Bezirkshauptmann Markus Peham in seinen Grußworten hervor: „Ihre Präsenz ist in der Architektur und Landschaft des Waldviertels noch immer spürbar. Die Zisterzienser waren Meister der Landwirtschaft und des Wasserbaus. Durch das Kulturerbe-Siegel ist dieser Ort nun als kultureller Hotspot im Waldviertel anerkannt.“
Bürgermeister Franz Mold strich die Bedeutung der Verleihung hervor: „Das Europäische Kulturerbe-Siegel gilt als Oscar für Kulturstätten! Es ist eine Auszeichnung, die für alle in der Region Nutzen schaffen kann und positive Impulse für die gesamte Region setzt.“ Die Zisterziensische Klosterlandschaft in Stift Zwettl ist erst der vierte österreichische Ort, der mit diesem Siegel ausgezeichnet wurde. „Wir freuen uns, diese Perle im Waldviertel damit für ganz Europa sichtbar gemacht zu haben“, sagte Mold.
Gesamte Klosterlandschaft wird nutzbar
Abt Johannes Maria Szypulski zeichnete in seiner Rede die Geschichte der Zisterzienser in Zwettl nach: Vor etwa 900 Jahren wurde hier das Stift gegründet, um ein geistliches Zentrum für die Region zu sein. Er betonte, dass die Auszeichnung nicht das Kloster erhalte, sondern damit die gesamte Klosterlandschaft nutzbar wird, etwa durch Weitwanderwege: „Über die Pilgerwege im Waldviertel sollen die Besucher zu persönlichen Gotteserfahrungen kommen.“
Szypulski appellierte auch, dass das religiöse, bzw. christliche Leben auch in der EU wieder mehr Platz finden müsse, nach dem Leitspruch „ecclesia semper reformanda“, der auf den heiligen Augustinus zurückgeht: „Die Kirche ist immer reformierbar – genauso muss auch die EU reformierbar sein“, sagte der Abt.
Wo und wann beginnt Europa?
Stiftsarchivar Andreas Gamerith und die Zwettler Stadtarchivarin Elisabeth Moll präsentierten Details zum Projekt und zu den Besonderheiten der Zisterziensischen Klosterlandschaft Zwettl. Auf die Frage „Wann beginnt Europa?“ erklärten die beiden Historiker: „Vielleicht in jenem Moment, in dem wir erkennen, dass wir als Gesellschaft für unsere Zukunft einen Weg einschlagen müssen, der den Mönchen des 12. Jahrhunderts durchaus ähnlich ist: Die Eigenarten vor Ort nicht vernachlässigen und dabei dennoch jene Grenzen überschreiten, die es verhindern, dass wir in Europa einander freundschaftlich, brüderlich begegnen können. Einen versöhnlicheren Umgang finden mit den Ressourcen der Natur. Stärker die Orte, an denen wir leben, gestalten anstatt sie auszubeuten.“
Auch bei der Frage nach dem Geburtsort von Europa zeichneten Moll und Gamerith einen gedanklichen Pfad zur frisch gebackenen Kulturerbe-Stätte im Waldviertel: „Vielleicht hier: An diesem Ort, den die Zisterzienser seit beinahe 900 Jahren mitgestaltet haben und von dem aus sie sich verbunden fühlten all jenen Häusern, die, genau wie sie, den Versuch unternommen haben, diese Welt positiv zu verändern.“
Ort des Vermittelns europäischer Werte
Der EU-Abgeordnete Alexander Bernhuber gratulierte in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zu der Auszeichnung. „Die Klosterlandschaft des Zisterzienserstiftes Zwettl ist ein Ort des Vermittelns, an dem die europäischen Werte Demokratie, Toleranz und Solidarität weitergegeben werden.“ Gerade in einer Zeit, in der die Europäische Union vielfach durch Krisen geschüttelt sei, müsse man aufpassen, nicht in einfache Antworten zu verfallen, sondern Weitblick zu schaffen, erklärte Bernhuber.
Quelle: Stift Zwettl