„VII. Symposium Thomisticum“ fand bei Wiener Dominikanern statt
Rund 80 Teilnehmer:innen trafen sich zum „VII. Symposium Thomisticum“ im Wiener Dominikanerkonvent. (c) Dominikanerkonvent
Aus Finnland etwa, den USA und sogar Japan kamen die insgesamt rund 80 Teilnehmer:innen des Symposiums „Aquinas in History“. Der Wiener Dominikanerkonvent wurde damit kurzzeitig zum Zentrum für philosophische und theologische Studien des Werks des großen Kirchenlehrers und Dominikaners aus dem Mittelalter, des hl. Thomas von Aquin (1225-1274). Das internationale, hochrangig besetzte und durchweg englischsprachig gehaltene „VII. Symposium Thomisticum“ bot neben Vorträgen auch Raum für Diskussionen. Dadurch kam ein lebendiger Austausch über die Theologie und Philosophie des Heiligen zustande, der derzeit aufgrund dreier Jubiläen im Fokus eines dreijährigen Gedenkzeitraumes (2023-2025) steht.
„Potenzial der Schriften noch nicht zur Gänze geborgen“
„Das Potenzial der Schriften des heiligen Thomas ist selbst nach Jahrhunderten der Diskussion und des Nachdenkens über diese noch längst nicht zur Gänze geborgen“, erklärte P. Rupert Mayer vom Dominikanerkonvent S. Maria Rotunda in Wien, Mitveranstalter und ehemaliger Professor für Christliche Philosophie an der Franciscan University of Steubenville (Österreichisches Programm in Gaming). Anhand der inhaltlich extrem breit gefächerten Themen zum Einfluss des Thomas in der Geschichte von Philosophie und Theologie, die die Referenten mit ihren Vorträgen boten, wurde dies auf besondere Weise deutlich, sagte P. Rupert Mayer.
Freuten sich über den intensiven Austausch über die Theologie und Philosophie des hl. Thomas von Aquin während des Symposiums: die Veranstalter P. Rupert Mayer (li.) und Fran O`Rourke vor der Kapelle des hl. Thomas in der Wiener Dominikanerkirche. (c) Dominikanerkonvent
Die Vortragstitel lauteten etwa „Thomas von Aquin über die Geschichte der Philosophie des Seins“, „Thomas von Aquin und die Suche nach seiner ursprünglichen Einsicht“, „Thomistische Bibelexegese in einer spätmittelalterlichen Kontroverse: Paulus Burgensis vs. Nicholas von Lyra“, „Das Problem des Bösen und die Natur Gottes: Göttliche Barmherzigkeit und Leid bei Thomas von Aquin“ oder „Wer hat als Erster die Unterscheidung zwischen Wesen und Sein begründet? Die Wurzeln des Thomas von Aquin in der griechisch-arabischen Philosophie“. Die Beiträge der Redner, die den hl. Thomas in Bezug zu einer oder mehrerer seiner Quellen oder späteren Einflüsse stellten, wurden auf der Veranstaltung zeitlich begrenzt, um Gelegenheit zur Diskussion zu geben.
Dreifaches Jubiläum
Das Symposium, das in Kooperation mit Fran O`Rourke, emeritierter Professor für Philosophie, University College Dublin, veranstaltet wurde, trug bewusst den Titel „Aquinas in History“. Thomas von Aquin steht derzeit schließlich aufgrund dreier bemerkenswerter Jubiläen im Zentrum eines dreijährigen Gedenkzeitraumes: 2023 jährte sich seine Heiligsprechung zum 700. Mal, 2024 erinnern sich die Dominikaner seines 750. Todestages und im kommenden Jahr feiern sie die 800. Wiederkehr seines Geburtstages. Die Jubiläen waren zugleich Anlass der Veranstaltung.
Einer der beiden Keynote-Speaker am Symposium: P. Thomas Joseph White. (c) Dominikanerkonvent
Thomas von Aquin
Der Dominikaner Thomas von Aquin wurde 1225 auf einer Burg bei Aquino/Italien geboren und war Schüler des hl. Albert des Großen. 1244 trat er in den Orden ein und formulierte die Idee des Predigerordens, die über die Jahrhunderte hinweg tradiert wurde: Contemplari et contemplata aliis tradere – In der Kontemplation leben und anderen die Früchte der Kontemplation weitergeben. Das große Thema des Thomas von Aquin, des Denkers der Scholastik, ist die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft, wie auf dem Symposium von P. Thomas Joseph White unterstrichen wurde („Erkenntnis der Trinität und Wesen der Universität: Mittelalterliche und moderne Theorien“). In seinem Hauptwerk, der „Summa Theologiae“, zeigt Thomas von Aquin, dass die Existenz Gottes durch die Vernunft erkannt werden kann. Seine „fünf Wege“ sind rationale Gründe, die Gottes Existenz aufzeigen. Die Argumentationskette endet jeweils mit der Feststellung: „Das ist es, was alle Gott nennen.“ Doch ebenso hat die Vernunft eine Grenze, die vom Glauben an die Offenbarung überschritten wird. Denn die Vernunft kann z. B. aus sich die Dreifaltigkeit Gottes in sich selbst nicht ergründen, die allein der Glaube an die Gottheit Jesu Christi erkennt.
Sowohl nach den Vorträgen, die in kleineren Gruppen parallel stattfanden, als auch nach den Beiträgen mehrerer Referenten im Plenum bestand für die Zuhörenden die Möglichkeit zur Nachfrage und Diskussion. (c) Dominikanerkonvent
Die große Gelehrsamkeit des Thomas von Aquin fand ihren Niederschlag in einer Vielzahl philosophischer und theologischer Werke, die Bibliotheken füllt. Berechnet wurde, dass er jedes Jahr 4.000 Seiten schrieb.
Das Symposium Thomisticum
Das Symposium Thomisticum, das 2016 eingeführt wurde, fand bis jetzt siebenmal an verschiedenen Orten statt (Paris, Porto, Athen, Rom, Krakau, Barcelona, Wien), auch unter reger Teilnahme dominikanischer Thomaskenner. Das Symposium wurde ermöglicht, weil Kardinal Desmond Connell von Dublin einen Bildungsfonds für die Erforschung der Werke des Thomas von Aquin gründete. Entsprechend dient das Symposium den Thomasforschern zum Gedankenaustausch, der die Studien belebt und eine tiefere Durchdringung der Werke des Aquinaten ermöglicht. Auch freundschaftliche Bande ergeben sich über die Grenzen der vielen Nationalitäten hinweg, sodass es möglich wird, andere Interessierte an der je eigenen Forschung zu beteiligen. „Es war eine große Freude, dieses wichtige, internationale Symposium im Wiener Dominikanerkonvent zu beherbergen“, erklärte P. Rupert Mayer.
Quelle: Dominikaner Wien