Generalkapitel der Steyler Missionare steht bevor
Am 16. Juni 2024 beginnt in Nemi bei Rom das 19. Generalkapitel der Steyler Missionare. (c) SVD
Darunter befinden sich 120 stimmberechtigte Kapitulare, zwei Steyler Missionsschwestern, vier Vertreter:innen der Steyler Laienorganisationen sowie Mitarbeiter der SVD. Das Generalkapitel steht unter dem Thema „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten (Mt 5,16): Treue und kreative Jünger in einer verwundeten Welt“. Das Treffen startet mit einer Eröffnungsmesse, die Generalsuperior P. Paulus Budi Kleden zelebrieren wird.
Vier Wochen lang werden die Teilnehmer am Generalkapitel die derzeitige Situation der Gesellschaft des Göttlichen Wortes betrachten und sich mit den gesellschaftlichen, ökologischen und spirituellen Herausforderungen in einer „verwundeten Welt“ beschäftigen. Die Diskussionen darüber werden schließlich in einer Entscheidungsfindung über die zukünftige Ausrichtung der Steyler Missionare münden.
Höhepunkt: Privataudienz bei Papst Franziskus
Ein Höhepunkt des Generalkapitels wird eine Privataudienz bei Papst Franziskus am 28. Juni 2024 im Vatikan sein. Im Rahmen des Kapitels findet auch die Wahl des neuen Generalsuperiors statt, der P. Paulus Budi Kleden ablösen wird. Er wurde erst kürzlich von Papst Franziskus zum Erzbischof von Ende (Indonesien) ernannt. Nach langer Tradition findet die Wahl am 4. Juli statt.
Gewählt werden auch die Mitglieder des Generalrats, die den Generaloberen bei der Leitung des Ordens unterstützen werden. Abgestimmt wird auch über das Abschlussdokument, das festlegt, wie die Arbeit der SVD in den kommenden sechs Jahren aussehen soll.
Drei Vertreter der Mitteleuropäischen Provinz nehmen teil
Die Mitteleuropäische Provinz (Österreich, Schweiz, Kroatien und Paris) ist mit Provinzial P. Christian Stranz sowie dem vom Provinzkapitel gewählten Delegierten P. Janvier Koutandji vertreten. Koutandji stammt aus Togo und arbeitet in der Pfarrseelsorge in den Vororten von Paris.
Mit einer wichtigen Funktion am Generalkapitel wurde P. Franz Helm betraut. Der derzeitige Koordinator der Europa-Zone ist einer der beiden Kapitelmoderatoren. Zusammen mit dem Marianistenbruder P. Emil Turú Rofes, dem Generalsekretär der Union der Generaloberen, wird er die Plenarsitzungen und Diskussionen leiten und die Zusammenarbeit der Kapitulare unterstützen.
Internationalität der Steyler prägt das Generalkapitel
Alle sechs Jahre hält die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“– nach ihrem lateinischen Namen „Societas Vervi Divini“ auch SVD genannt – ihr Generalkapitel ab. Tagungsort ist traditionell das Ad Gentes Zentrum der Steyler in Nemi, das etwa 30 Kilometer von Rom entfernt in den Albaner Bergen hoch über dem Nemisee liegt. Das Generalkapitel ist das oberste gesetzgebende Organ der Ordensgemeinschaft. Zu den 120 wahlberechtigten Kapitularen zählen alle Provinziale sowie je nach Größe der Provinzen ein oder mehrere gewählte Delegierte und Vertreter der Brüdermissionare. Hinzu kommen Beobachter ohne Stimmrecht wie die Bereichs-Verantwortlichen im Generalat und die Zonenkoordinatoren, Gäste wie Steyler Missionsschwestern und Laien-Partner. Hinter den Kulissen des Generalkapitels sorgen zahlreiche Mitarbeiter wie Dolmetscher, IT-Fachleute und Verantwortliche für Kommunikation und Pressearbeit für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.
Die demokratischen Abläufe am Generalkapitel stellen keine Steyler Besonderheit dar, sondern finden sich bei allen Orden: Beteiligung, Mitsprache, Wahlen und Abstimmungen im Hinhören auf Gottes Geist. Ein Spezifikum des Steyler Generalkapitels ist jedoch die enorme Internationalität der Teilnehmer. Das Zusammenleben in internationalen Gemeinschaften ist ein Markenzeichen der Ordensgemeinschaft. Kaum ein Steyler Missionar lebt und arbeitet in dem Land, in dem er geboren wurden.
Worunter leiden die Menschen in der Welt von heute?
Dem vierwöchigen Generalkapitel ging ein aufwändiger dreijähriger Vorbereitungsprozess voran, berichtet Kapitel-Moderator P. Franz Helm: „Dem Kapitel liegt ein Arbeitsdokument vor, das von zwei Vorbereitungskommissionen aufgrund der Rückmeldungen der Provinzen erstellt wurde. Auch Vorschläge für Resolutionen und Beschlüsse wurden von den Kommissionen geprüft und werden dem Kapitel zur Abstimmung vorgelegt.“
Das Thema des Generalkapitels „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten: Treue und kreative Jünger in einer verwundeten Welt“ wurde durch die Corona-Pandemie angestoßen. Das Arbeitspapier untersucht verschiedene gesellschaftliche, ökologische und spirituelle Wunden in der Welt von heute und stellt die Frage, wo es die Aufmerksamkeit und das Handeln der Steyler Missionare bedarf. „Drei Schwerpunkte haben sich im Vorprozess herauskristallisiert: Die Wunden, die der Schöpfung zugefügt werden, und die ökologische Transformation, der digitale Bereich mit seinen Chancen und Problemen sowie Familie und Jugend“, betont Pater Helm. „Wir werden uns fragen, wer die Verursacher der Wunden sind, warum es zu Verwundungen kommt und wie der Heilungsprozess aussehen kann. Wir sind uns bewusst, dass auch wir als Ordensgemeinschaften selbst Wunden tragen. So wollen wir z.B. auch bei der Missbrauchsproblematik genau hinschauen und Wege zur Prävention finden.“
Dichtes Programm für die Teilnehmer:innen
Die Beratungen werden vor allem in durchgemischten Kleingruppen in den offiziellen Kapitelsprachen Englisch und Spanisch stattfinden. Der Tagesablauf am Kapitel ist streng getaktet. Besonders wichtig ist der Gesellschaft des Göttlichen Wortes die Beschäftigung mit der Bibel: Jeden Morgen treffen sich die Teilnehmer zum Bibelteilen oder zum Morgengebet. Am Vor- und Nachmittag stehen je zwei Arbeitseinheiten auf dem Programm. Einmal pro Woche findet eine Conveniat, eine Art „Bunter Abend“, statt, bei dem die Zonen Asien, Afrika, Amerika und Europa sich und ihre Kultur präsentieren. Ausflüge nach Assisi, zu den von den Steyler Missionaren betreuten Domitilla-Katakomben, ins Generalat der Steyler Missionsschwestern in Rom sowie eine Begegnung mit der Gemeinschaft Sant‘ Egidio stehen ebenfalls auf dem Programm.
Wie schon oft fällt das Generalkapitel auch heuer zeitlich mit der Fußball-Europameisterschaft zusammen. Die Spiele der EM werden sich die fußballbegeisterten Steyler trotz des großen Arbeitspensums nicht entgehen lassen, ist sich P. Franz Helm sicher. Der bei mehrwöchigen Fußball-Turnieren oft befürchtete Lagerkoller droht nach Ansicht von Franz Helm hingegen beim Generalkapitel nicht. „Es ist interessant und inspirierend mit so vielen Mitbrüdern aus den verschiedensten Ländern zusammenzutreffen, neue Bekanntschaften zu machen oder alte Freundschaften aufzufrischen und besonders spannend wird auch die Wahl des neuen Generalsuperiors“, sieht er dem Treffen mit Vorfreude entgegen.
Die Gesellschaft des Göttlichen Wortes
Die Gesellschaft des Göttlichen Wortes wurde 1875 vom Heiligen Arnold Janssen in Steyl, Niederlande, gegründet. Sie ist eine weltweite Kongregation von Priestern und Brüdern, die als Steyler Missionare bekannt sind. Die fast 6.000 Mitglieder des Ordens engagieren sich auf allen Kontinenten aktiv in den verschiedensten Diensten, darunter in der Seelsorge, Bildung, Gesundheit, im Bibelapostolat, der Kommunikation und im Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
Quelle: Steyler Missionare