Ordensschule „made by Lackner“ bei den Architekturtagen 2024
Die Schule der Ursulinen in Innsbruck zeigt sich in einer einzigartigen Architektur von Josef Lackner aus den 1970er-Jahren. Aktuell erarbeiten Architektur-Student:innen der Uni Innsbruck Möglichkeiten zur nachhaltigen Weiterentwicklung des Schulareals. (c) VOSÖ
2012 übergaben die Ordensfrauen die Schule der Ursulinen in neue Hände: Schulerhalter ist setidem die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs (VOSÖ), Eigentümer der Schule ist das Institut Österreichischer Orden. Das Institut ist aktiver und verantwortungsvoller Eigentümer von Sonderimmobilien, die unter Denkmalschutz stehen. Um die Zukunft für diese Immobilien bestmöglich zu sichern ist ein bewusster Umgang mit Erhaltung und Transformation immer eine besondere Herausforderung.
Unter diesen besonderen Bedingungen hat das Institut Österreichischer Orden in Abstimmung mit der VOSÖ als Schulerhalter entschieden, unterschiedlichste Erfassungs- und Erhaltungsstrategien anzuwenden, um die Potenziale dieser Architekturikone auszuloten. Insbesondere bei Bauwerken der Nachkriegs- und Spätmoderne stellt sich die Frage, wie man ein Schutzobjekt als lebendigen nachhaltigen Ort in die Zukunft führt und wie eine vielmehr inklusive als exklusive Denkmalpflege agiert.
Die Student:innen präsentierten bei den Architekturtagen den Prototyp „Jo’s Hut“. (c) studio3
Im konkreten Fall der Schule der Ursulinen wurde mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes, dem Land Tirol und der Stadt Innsbruck das Schulareal für Forschung und Lehre zur Verfügung gestellt. Dazu wurde ein mehrjähriges Kooperationsmodell mit der Universität Innsbruck konzipiert und bereits im Jahr 2023 gestartet.
„Composing Lackner“
Unter dem Titel „Composing Lackner – Ursulinenareal – Potenziale einer Architekturikone“ fand im Rahmen der Architekturtage von 7. bis 8. Juni 2024 in Innsbruck eine Veranstaltung mit und am Schulareal der Ursulinen Innsbruck statt, wo erste Prototypen präsentiert wurden. Sr. Hildegard Wolf, Oberin der Ursulinen Innsbruck, stand den Student:innen und Gästen für ein Gespräch über die mutigen ersten Schritte der Schule aus der Hand von Architekt Josef Lackner und auch über weitere Entwicklungsschritte zur Verfügung.
Ein mutiger Schritt hin zu einer einzigartigen Architektur
Die Schule der Ursulinen in Innsbruck wurde in den 1970er-Jahren von Josef Lackner als Ensemble – Schule, Internat, Kloster – errichtet und 1980 eröffnet. Lackner gelang mit seinem Entwurf ein einzigartiges Beispiel moderner Architektur in Tirol und ein wegweisendes räumliches Konzept für Schulbau, welches bis heute Anerkennung und Nachahmer findet. Ein sehr mutiger und innovativer Schritt für die Ordensfrauen in den 70er-Jahren. Entstanden ist eine Schule, die anders aussieht, als man es im Rest von Österreich kennt: Leuchtend orange Stahlfachträger in Dreiecksform bilden im gesamten Gebäude einen rigiden Raster, dem sich alles im Gebäude unterordnen muss; sogar die Klassentüren fügen sich ins Dreieck des Architekten.
Eine nachhaltige Zukunft sichern
2012 übergaben die Ordensfrauen der Ursulinen die Schule an das Institut Österreichischer Orden als Eigentümer und an die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs als Schulerhalter. Als neuer Eigentümer ist es dem Institut Österreichischer Orden ein großes Anliegen, das Ursulinenareal in Innsbruck mit all seinen Gebäuden in eine nachhaltige Zukunft zu führen – auch architektonisch. Dafür wurde das Institut für experimentelle Architektur der Universität Innsbruck gemeinsam mit dem ./studio3 mit einer Studie beauftragt. Im Rahmen von Bachelorarbeiten erarbeiten die Studierenden gemeinsam mit dem ./studio3 einen temporären Prototypen „Jo’s Hut“, welcher bei den Architekturtagen 2024 präsentiert wurde.
Auch die Künstliche Intelligenz lieferte, nachdem sie zuvor mit einer Lackner-Datenbank „gefüttert“ wurde mögliche Lackner-Kompositionen. (c) studio3
Künstliche Intelligenz erschafft Lackner-Kompositionen
Bei den Architekturtagen zeigten die Studierenden eine Ausstellungsinstallation sowie einen Vorabzug des erarbeiteten Katalogs „Composing Lackner“. Darüber hinaus wurden Arbeiten mehrerer Entwurfs-Studios der Student:innen präsentiert, die sich mit möglichen Neu-, Weiter- und Umnutzungen des Ursulinen-Areals beschäftigen. Auch Künstliche Intelligenz zog in den gesamten Prozess mit ein. Was vor ein paar Monaten noch nicht vorstellbar war, ist heute schon Realität. Mit der im Seminar erarbeiteten Lackner-Datenbank wurde eine künstliche Intelligenz verknüpft, diese generiert mögliche imaginäre Lackner-Kompositionen.
Eingebunden war die Ausstellung in ein Rahmenprogramm, das die Diskussion über die Zukunft des Ursulinenareals im Speziellen und über das Planen und Bauen für eine Gesellschaft im Umbruch im Allgemeinen anregen soll.
Sr. Hildegard Wolf, Oberin der Ursulinen Innsbruck, stand den Gästen für ein Gespräch zur Verfügung. Der Ansatz, den berühmten Architekten Josef Lackner für eine Schule zu beauftragen, war in den 70er-Jahren wohl eine sehr innovative Idee der Ordensfrauen. (c) studio3
Jung, aber unter Denkmalschutz
Sr. Hildegard Wolf, Oberin der Ursulinen Innsbruck und in den 70er Jahren von Beginn an in das Bauvorhaben involviert gewesen, sprach im Rahmen der Architekturtage mit den Student:innen und den Gästen über die besondere Architektur, die Anfänge, Entwicklungen und über eine mögliche Zukunft. Die Herausforderungen, so ein Gebäude zu erhalten, zu renovieren und nachhaltig in die Zukunft zu führen, sind nicht zu unterschätzen. Trotz des relativ jungen Alters befindet sich das Ensemble – Schule, Internat und Kloster – unter Denkmalschutz und verlangt einen dementsprechenden sorgsamen Umgang.
„Real Life“: Studieren an echten Objekten
Durch 1:1 Projekte wird die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden gefördert und die Entwicklung eines Anspruches und einer Haltung gegenüber der Architektur und der damit verbundenen gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung werden forciert. Die Studierenden gewinnen nicht nur praktische Einsichten und Fähigkeiten, sondern vor allem die Erfahrung in der Umsetzung von räumlichen Strukturen schafft ein „architektonisches Selbstbewusstsein“.
Im Herbst 2024 sollen weitere Ergebnisse des Projekts präsentiert werden.