Klosterneuburger Propst besuchte Roma-Hilfsprojekte in Rumänien
Propst Anton Höslinger (Mitte) besuchte mit einer Delegation des Stiftes Klosterneuburg die Roma-Hilfsprojekte von „Elijah“ in Rumänien. (c) Georg Pulling/Kathpress
Jedes Jahr besucht eine Klosterneuburger Delegation das „Elijah“-Projekt, „um nicht nur Geld zu überweisen, sondern auch den menschlichen Kontakt zu halten“, wie Propst Höslinger im Kathpress-Interview vor Ort sagte. Jeder Besuch sei zum einen erschütternd, zum anderen sehe man aber auch kleine Fortschritte, „wenn Kinder zur Schule gehen oder sich die Wohnbedingungen der Menschen ein wenig verbessern“, sagte Höslinger.
Viele Roma-Kinder würden unter unvorstellbaren Bedingungen aufwachsen, erklärte der Klosterneuburger Propst. Zehnköpfige Familien leben in baufälligen Häusern und Hütten mit nur einem Raum. Ein Mangel an Bildung, Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit kennzeichnen das Leben vieler Roma, viele sind Analphabeten. Auch Teenagerschwangerschaften und Kinderheiraten sind nicht selten. Dem Hilfswerk „Elijah“ gehe es in diesem Umfeld vorwiegend darum, die Verwahrlosung der Kinder zu beenden, ihnen einen Schulbesuch zu ermöglichen und Basisfähigkeiten in den Bereichen Hygiene und geregelter Tagesablauf einzuüben, erklärten die Verantwortlichen. Dabei versuche man auch, „unsichtbare Mauern“ einzureißen, die die Roma und die rumänische Bevölkerungsmehrheit voneinander trennen.
Elend mitten in Europa
Sehr nachdenklich stimme es Höslinger, dass sich das Elend der Roma mitten in Europa abspiele: „Die Region Sibiu ist von uns nicht weiter entfernt als Vorarlberg.“ Es gelte, „nicht wegschauen, sondern hinschauen, sich berühren lassen und helfen. Und man sieht hier, man kann tatsächlich etwas gegen die Not tun.“
Ruth Zenkert und Pater Georg Sporschill gründeten 2012 den Verein „Elijah“. (c) ELIJAH Soziale Werke
Höslinger verwies darauf, dass das Stift Klosterneuburg seit dem Jahr 2000 ein Sozialstatut hat, wonach jedes Jahr mindestens zehn Prozent des wirtschaftlichen Ertrages für soziale Zwecke aufgewendet werden müssen. Im Schnitt beläuft sich die Spendensumme auf gut eine Million Euro pro Jahr. Unterstützt werden etwa Hilfsprojekte der Caritas in Österreich, Wiens mobiles Kinderhospiz und Kinderpalliativteam MOMO, aber auch das „Elijah“-Hilfswerk in Rumänien.
Musikprojekt als Start
Das von der deutschen Theologin und Sozialarbeiterin Ruth Zenkert gegründete „Elijah“-Hilfswerk betreibt seit 2012 in den Roma-Dörfern des zentralrumänischen Harbachtals bei Sibiu verschiedenste Projekte für Roma. Zenkert startete mit einem Musikprojekt, um das Vertrauen der Roma zu gewinnen. „Inzwischen unterrichten wir 300 Kinder in zwei Musikschulen in Nou und Hosman“, berichtete Zenkert beim Besuch der Delegation aus Klosterneuburg. Aus elf Dörfern werden die Kinder zum Unterricht gebracht.
Zenkert arbeitet schon Jahrzehnte mit P. Georg Sporschill zusammen; zuerst in Österreich und dann in Rumänien und in Moldau im Rahmen des Hilfswerks Concordia. Sporschill folgte ihr schließlich nach Siebenbürgen. So wurden in den vergangenen Jahren u.a. gemeinsam mit und für Roma-Familien ca. 100 winterfeste Häuser errichtet. Die Bedingung für die Roma ist, dass sie ihre Kinder zur Schule gehen lassen und ein Elternteil einer Arbeit nachgeht.
Mittlerweile vier Sozialzentren
Vier Sozialzentren öffnen inzwischen ihre Türen für arme Kinder und ihre Mütter, die oft noch Teenager sind. Viele Jugendliche haben mithilfe von Nachmittagsbetreuung die Schule abgeschlossen, einige haben es bis zum Studium in die Hauptstadt der Region, Sibiu, geschafft.
300 Kinder werden in zwei Musikschulen in Nou und Hosman unterrichtet. (c) ELIJAH Soziale Werke
Das Schülerwohnheim „Casa Francisc“ in Sibiu bietet einen sicheren und zentral gelegenen Wohnraum für 36 junge Frauen und Männer. Sie besuchen eine höhere Schule, machen eine Ausbildung oder studieren an der Universität. Zum Alltag in der Wohngemeinschaft gehört ein betreutes wöchentliches Gespräch, bei dem Themen wie finanzielle Bildung und Konfliktlösungen besprochen werden. Weitere Startwohnungen helfen bei den ersten Schritten in ein eigenständiges Leben. Studentinnen, die in diese Wohnungen eingezogen sind, sammeln bereits erste Berufserfahrungen und übernehmen Dienste in der „Casa Francisc“.
„Casa Luisa“ 2023 eröffnet
In Bukarest wurde von „Elijah“ im Vorjahr die „Casa Luisa“, eine Basis für Streetwork, eröffnet. In dem Haus gibt es Tee und Brote für die Problemschützlinge, sie können duschen und sich in den kalten Wintertagen aufwärmen. In der Kapelle versammeln sie sich zum Gebet.
Im Entstehen ist aktuell die „Casa Nora“ in Sibiu, ein Zufluchtsort für Frauen mit ihren Kindern, wo es auch Rechtsberatung, medizinische Betreuung sowie Hilfe bei Arbeitssuche und Behörden geben soll. Im Herbst soll die „Casa Nora“ laut Zenkert ihren Betrieb aufnehmen.
Musik spielt im Leben der Roma und so auch in den Sozialprojekten von „Elijah“ eine wesentliche Rolle. So standen beim Besuch der Klosterneuburger Delegation auch zwei Konzerte der Roma-Musikschüler auf dem Programm; eines in Nou und eines in Sibiu. Bei letzterem wurde Ruth Zenkert für ihren jahrelangen unermüdlichen Einsatz von der „Internationalen Vereinigung der Roma“ mit einem Ehrendiplom ausgezeichnet. Viele Menschen würden über die Roma reden, Ruth Zenkert rede mit ihnen, decke die Talente der Kinder auf und schaffe so Zukunftsperspektiven, hieß es bei der Verleihung der Auszeichnung.
Rund 1.000 Kinder und Jugendliche profitieren insgesamt von einem der vielen Hilfsprojekte von „Elijah“.
Quelle: kathpress