Franziskanerinnen von Vöcklabruck setzen Weichen bis 2030
Gruppenfoto der 42 teilnehmenden Ordensfrauen des Generalkapitels der Franziskanerinnen von Vöcklabruck. (c) Franziskanerinnen
Mit Christus an der Seite der Menschen“ lautet das Leitmotiv der Franziskanerinnen von Vöcklabruck, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 1850 in vielen Tätigkeitsfeldern engagieren, spirituelle Erfahrungen ermöglichen und Menschen unterstützen – insbesondere in den Bereichen Bildung und Erziehung sowie Krankenversorgung und Pflege. Im Zuge des Generalkapitels, das alle sechs Jahre stattfindet, hat der Orden nun fünf zentrale Botschaften formuliert, die dieses Leitmotiv – Charisma – verdeutlichen:
- Wir verkünden den menschgewordenen Gott.
- Allein das Vertrauen auf Gott ist uns Stütze und Halt.
- Wir geben Raum.
- Gott ist ein Tunwort.
- Die Gemeinschaft gibt uns Kraft.
Herausforderung: demografische Entwicklung
Zurzeit sehen sich Ordensgemeinschaften mit vielen Veränderungen konfrontiert – allen voran weniger Neueintritte und das zunehmende Alter der Ordensfrauen, die teilweise nur mehr eingeschränkt am Arbeitsleben teilnehmen können und darüber hinaus versorgt werden müssen.
Deshalb beschäftigt sich die Ordensgemeinschaft schon länger damit, wie sie unter diesen Rahmenbedingungen ihre zentralen Anliegen leben kann:
- Operative Tätigkeiten wurden großteils in eigene Organisationen und Betriebe übergeführt, die eng an den Orden angebunden sind und dessen Werte weitertragen.
- In neuen, kleineren Projekten arbeiten teilweise Ordensfrauen mit. So zum Beispiel im 2021 eröffneten Quartier 16. Wohnung.Orientierung.Begleitung für Frauen und im Haus St. Klara, das derzeit noch renoviert wird und ab 2025 verschiedene medizinische und soziale Einrichtungen beherbergen wird. Bei beiden Projekten stellt die Ordensgemeinschaft auch die Räume zur Verfügung.
Herausforderung: Interkulturalität
Ein zunehmend wichtiges Thema für den Orden ist das Zusammenleben von Schwestern aus verschiedenen Kulturen: Wie kann es gelingen, die Spannung zwischen kultureller Identität und gemeinsamer Identität als Franziskanerinnen in Österreich gut zu leben? Was braucht es, damit ein gutes Miteinander auf Augenhöhe möglich ist?
Beim Generalverhandlungskapitel wurde deutlich herausgearbeitet, dass es dabei sowohl darum geht, Rahmenbedingungen für die Integration der Frauen aus nicht-europäischen Ländern (Spracherwerb, Berufstätigkeit, …) sicherzustellen und die eigene und die jeweils andere kulturelle Prägung in ihrer Vielschichtigkeit kennenzulernen und zu reflektieren, als auch um die Weiterentwicklung der gesamten Gemeinschaft als international geprägte Gruppe.
Herausforderung: Lebensrealitäten
Auch das Zusammenleben der Ordensfrauen verschiedener Generationen beschäftigt die Ordensgemeinschaft: Wie kann die franziskanische Gemeinschaft, das Zusammenleben im Alter funktionieren? Welche Strukturen brauchen jüngere Schwestern, die voll im Berufsleben stehen? Das Kapitel bekannte sich zur Offenheit für die Weiterentwicklung bestehender Lebens- und Leitungsmodelle in den Konventen und bestärkte die Schwestern, mit Mut und Kreativität Wege zu suchen, wie in der jeweiligen Lebensphase Ordensleben authentisch und erfüllend gelebt werden kann. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der konkreten Gestaltung der „Sendung im Alter“, die es den älteren und betagten Schwestern ermöglicht, ohne Druck am Auftrag der Gemeinschaft teilzuhaben und mit ihren Talenten und Fähigkeiten trotz mancher Einschränkungen für die Menschen zu wirken.
Zentrale Anliegen der Gemeinschaft
Bestätigt wurden auch weiterhin die langjährigen Kernanliegen der Ordensgemeinschaft:
- Soziale Verantwortung, insbesondere die Verantwortung für die Schöpfung, wahrnehmen und weiterhin aktive Maßnahmen setzen.
- JA zum Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum Tod.
- Solidarität mit Frauen, die von physischer Gewalt, Menschenhandel oder anderen Gewaltformen betroffen sind.
Weiterhin Engagement in Kasachstan
Das Generalkapitel beschloss zudem, das Projekt „Aufbruch in den Osten“ in der Steppe Kasachstans weiterhin finanziell, personell und ideell zu unterstützen. Der Orden engagiert sich bereits seit 1995 in dem Gebiet, Ordensschwestern unterrichten an der dortigen Schule „St. Lorenz“, sammeln Spenden und unterstützen die Menschen im Alltag.
Ordensoberin Sr. Angelika Garstenauer: „Sind auf einem guten Weg!“
„Ich bin sehr dankbar über die offenen und konstruktiven Diskussionen. Damit ist die Basis für die Gestaltung unserer Gemeinschaft in den nächsten sechs Jahren gelegt: Wie leben wir unser Charisma, wie setzen wir es in der aktuellen Situation gut um? Hier haben wir sehr fruchtbare Gespräche geführt. Nun gehen wir daran, unsere Ideen und Vorsätze umzusetzen – ich bin zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagt Generaloberin Sr. Angelika Garstenauer.
Sr. Angelika Garstenauer, Generaloberin der Franziskanerinnen von Vöcklabruck. (c) Franziskanerinnen
Quelle: Franziskanerinnen von Vöcklabruck