Heiligsprechung von Tiroler Franziskaner Kolland steht bevor
Der Tiroler Franziskaner Engelbert Kolland wird am 20. Oktober 2024 von Papst Franziskus heiliggesprochen. (c) Pfarre Zell am Ziller
Der Papst hatte zuvor bei einer Versammlung mit seinen Kardinälen, einem Konsistorium, den Weg für mehrere Heiligsprechungsverfahren geebnet. Ebenfalls am 20. Oktober 2024 werden demnach die Ordensgründerinnen Marie-Leonie Paradis und Elena Guerra und der Priester und Ordensgründer Giuseppe Allamano heiliggesprochen. Auch der als „Cyber-Apostel“ bekannt gewordene Carlo Acutis wird zur Ehre der Altäre erhoben. Der Termin für die Heiligsprechung Acutis ist noch offen.
Der Missions-Franziskaner Kolland war mit sieben Ordensbrüdern aus Spanien unter der Leitung von Pater Emanuel Ruiz Lopez sowie den drei maronitischen Laien-Christen Francis, Abdel Moati und Raphael Massabki in der syrischen Stadt von muslimischen Drusen getötet worden. Die Seligsprechung der Märtyrer fand bereits am 10. Oktober 1926 in Rom durch Papst Pius XI. statt. Engelbert Kolland ist bei einem Seitenaltar der Pauluskirche in Damaskus begraben.
Zweiter Patron der Franziskanerprovinz
Kolland ist zweiter Patron der Franziskaner-Provinz Austria und Südtirol. In einem auf der Website der Ordensprovinz veröffentlichten Beitrag wird die Lebensgeschichte des Seligen dargestellt, die schon zuvor (2010) in ausführlicher Form von P. Gottfried Egger unter dem Titel „Zwischen Glocke und Minarett. Das Leben des Engelbert Kolland“ im Salzburger Pustet-Verlag aufgelegt worden ist.
Zwar war die Heiligsprechung im vatikanischen Bulletin als jene „des seligen Emmanuel Ruiz und seiner sieben Gefährten aus dem Franziskanerorden“ verkündet. Im deutschsprachigen Raum wird die Märtyrer-Gruppe jedoch gewöhnlich nach Kolland und seinen Gefährten benannt.
Sohn von Geheimprotestanten
Engelbert Kolland, geboren am 22. September 1827 in Ramsau am Ziller (Tirol), erhielt den Taufnamen Michael. Seine Familie war protestantisch – sein Vater Kajetan, ein Holzknecht, Sprecher der im Untergrund lebenden Lutheraner – und wurde zum Opfer der Vertreibungen im Zillertal des Jahres 1837, woraufhin sie in die „Toleranzgemeinde“ Rachau in der Steiermark übersiedelte.
Der junge Michael besuchte dennoch das erzbischöfliche Gymnasium Rupertinum in Salzburg, war zunächst ein schlechter Schüler und wusste anfangs nicht, wohin ihn sein Leben führen sollte. Der Anblick eines Franziskanernovizen weckte in ihm den Wunsch, diesen Weg einzuschlagen, woraufhin er nach der Matura 1847 in den Franziskanerorden eintrat und den Ordensnamen Engelbert erhielt. Nach einem Noviziatsjahr im Salzburger Konvent und dem Theologiestudium wurde er 1851 vom Erzbischof von Trient, Johannes Nepomuk von Tschiderer, zum Priester geweiht.
Missionar im Heiligen Land
Nach seiner Priesterweihe studierte Kolland mehrere Jahre in Bozen, wo er auch Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Arabisch lernte. Im Jahr 1855 wurde er als Missionar ins Heilige Land gesandt und kam nach kurzer Tätigkeit in der Jerusalemer Grabeskirche nach Damaskus, wo er als Seelsorger im Christenviertel sehr beliebt war. Sein Sprachtalent, aber auch unermüdliche Hilfsbereitschaft kennzeichneten ihn und brachten ihm Anerkennung unter der einheimischen Bevölkerung sowie den Beinamen „Abuna Malak“ (Vater Engel) ein. Er erteilte Religionsunterricht, unterrichtete in der Klosterschule Sprachen, trat als Streitschlichter auf und galt als Helfer der Armen, Kranken und Sterbenden.
Im Zuge von Ausschreitungen gegen Christen, bei denen in wenigen Tagen etwa 8.000 Christen ermordet wurden, geriet in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 1860 auch das Paulus-Kloster in Damaskus, der Wirkstätte des Tiroler Franziskaners und seiner Gefährten, ins Visier der Gewalttätigen. Kolland gelang es zunächst als einzigem, über das Dach zu fliehen, er wurde jedoch in den Morgenstunden gestellt und dreimal gefragt, ob er bereit sei, Christus abzuschwören. Für jede Absage erhielt er einen Axthieb, bis er tot zusammenbrach. Der Angreifer soll den Ordensmann bereits zuvor gekannt haben.
Quelle: kathpress