Steyler Missionare feiern 150-jähriges Bestehen
150 Jahre und kein bisschen leise: Was 1875 mit einem mutigen Schritt von Arnold Janssen begann, wird heute von 5.800 Ordensmännern – darunter den Missionaren aus der Mitteleuropäischen Provinz – erfolgreich weitergeführt. © Steyler Missionare
Ein zwölfmonatiger Festreigen beginnt demnächst bei der Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare. 150 Jahre ist es bald her, dass am 8. September 1875 die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ (lat. „Societas Verbi Divini“, Ordenskürzel SVD) im niederländischen Ort Steyl von Arnold Janssen gegründet wurde. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich der heute siebtgrößte Männerorden der katholischen Kirche, mit aktuell 5.800 Mitgliedern, davon 1.000 in Ausbildung.
Auftakt am 8. September
Den österreichischen Auftakt des Jubiläumsjahres bildet am Sonntag, den 8. September, eine Festmesse um 9 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche von St. Gabriel, die von Provinzial P. Christian Stranz zelebriert und vom Chor „Cantores“ musikalisch umrahmt wird. Beim Gottesdienst im Gründungshaus St. Michael in Steyl, der ebenfalls am 8. September gefeiert wird, werden die Generalleitung aus Rom sowie die Mitbrüder der Deutschen Ordensprovinz zugegen sein. Im Fokus des vom neuen Generalsuperior P. Anselmo Ricardo Ribeiro geleiteten Gottesdiensts steht dabei wie auch im gesamten Jubiläumsjahr das Motto „Zeugnis ablegen für das Licht, überall und für alle“.
Der Provinzial der Mitteleuropäischen Provinz, P. Christian Stranz, sieht in dem Jubiläum eine Gelegenheit für einen dankbaren Rückblick. Die Entwicklung der Gemeinschaft beweise, „dass aus Wenigem und Kleinem etwas Großartiges wachsen kann“, unterstrich der Ordensmann. Das Besinnen auf den „furchtlosen Anfang“ mache Mut, auch heute „kreativ Neues zu wagen, wo gerade vieles zugrunde geht“ und sich etwa für „mehr Menschlichkeit in unserer gespaltenen Gesellschaft“ einzusetzen. Ebenso übe man den Blick „über den Kirchturm hinaus“ ein: Die Steyler seien heute eine Gemeinschaft, „die vom Glauben und der Begeisterung der jungen Kirchen im globalen Süden eine Bereicherung erfährt“.
Grund zum Feiern: Vor 150 Jahren wurden die Steyler Missionare – die siebtgrößte katholische Ordensgemeinschaft – im niederländischen Ort Steyl gegründet. © Canva / Steyler Missionare
Europa als Missionsgebiet
Hintergrund ist die Besonderheit der Steyler Missionare, schon seit den 1990er Jahren auch Europa als Missionsgebiet zu sehen, wobei Missionare aus Übersee eingesetzt werden. In Europa nahmen ab den 1970er-Jahren die Eintritte zwar stark ab, in anderen Kontinenten stiegen die Zahlen jedoch, sodass mittlerweile mehr als die Hälfte der Mitglieder aus Asien stammt: Indonesien, Indien und die Philippinen sind heute die wichtigsten Herkunftsländer, gefolgt von Polen. Steyler Missionare arbeiten in 79 Ländern auf fünf Kontinenten: Bei den Massai in Tansania ebenso wie in philippinischen Slums, in entlegenen Außenstationen in Madagaskar genauso wie in Seelsorgeräumen und Pfarrverbänden in Österreich und der Schweiz oder am Pariser Stadtrand.
Vielfältiges Aufgabengebiet
Die Einsatzgebiete der Steyler Missionare sind vielfältig. Ein wichtiger Schwerpunkt ist das Bibelapostolat, doch auch im Bildungs-, Gesundheits- und Medienbereich sind die Ordensleute aktiv. Steyler Missionare führen Schulen, Universitäten und Krankenhäuser, geben Zeitschriften heraus und produzieren Radiosendungen und Filme. Sie sind als Wissenschaftler und im Religionsdialog sowie in der interkulturellen Begegnung tätig. Zu den Anliegen gehören die Solidarität mit Armen und Marginalisierten, der Einsatz für den Schutz der Menschenwürde, für Mädchen und Frauen, für die Rechte indigener Völker und gegen Fremdenfeindlichkeit, die Begleitung geflüchteter Menschen sowie die Bewahrung der Schöpfung.
Wohl auch, da der Begriff im eigenen Namen steht, beschäftigt sich der Orden sehr gründlich mit „Mission“. Der Ansatz dafür sei heute ein sehr ganzheitlicher, betont die Ordensgemeinschaft. Der ganze Mensch steht im Mittelpunkt. Mission sei Teilhabe an der Mission Gottes, die es weiterzuführen gelte, und prophetischer Dialog.
In Österreich seit 1889
Arnold Janssen (1837-1909), selbst Gymnasiallehrer, Priester und seit 2003 ein Heiliger der katholischen Kirche, legte in Zeiten der Kolonialisierung mit der Eröffnung des Missionshauses St. Michael in einem verfallenen Gasthaus den Grundstein für den ersten deutschen Missionsorden. Er tat dies im niederländischen Steyl, da kein deutscher Bischof ihm Unterstützung bot und der damalige Kulturkampf eine Ordensgründung in Deutschland unmöglich machte. Zahlreiche Schüler und Priester schlossen sich ihm an, darunter der aus Südtirol stammende Josef Freinademetz und der Deutsche Johann Baptist Anzer, die beide 1879 als erste Missionare der neugegründeten Gesellschaft nach China ausreisten.
Wie alles begann: 1889 wurde das Missionshaus St. Gabriel errichtet, das bis heute Sitz der Provinzleitung und der Missionsprokur ist. © Steyler Missionare
Janssen übernahm Missionsgebiete in Amerika, Afrika und Asien, etwa in China, Argentinien, Ecuador, Togo und Neuguinea. 1889 gründete er seine erste Niederlassung in Österreich, das Missionshaus St. Gabriel, in dem seither viele hunderte Missionare ausgebildet wurden und wo sich bis heute die Provinzleitung und die Missionsprokur befinden. Bereits 1878 hatte Janssen in Steyl eine Druckerei eröffnet, um seine Missionsidee zu verbreiten und mit dem Gewinn der Zeitschrift „Stadt Gottes“ (heute: „Leben jetzt“) sein Werk zu finanzieren. 1905 folgte die offizielle Anerkennung des Ordens durch den Vatikan. Bei Janssens Tod 1909 zählten die Steyler Missionare bereits 400 Patres und 600 Brüdermissionare mit Ewigen Gelübden, sowie 1.000 Mitbrüder in Ausbildung.
Einsatz für Migrant:innen und die Umwelt
In der Mitteleuropäischen Provinz des Ordens mit Niederlassungen in Österreich, Kroatien, der Schweiz und Paris leben derzeit 100 Mitbrüder aus 17 Ländern. Sie arbeiten u.a. in der Pfarrpastoral, in der Jugend- und Krankenhausseelsorge, in der Migrantenpastoral, im Bibelapostolat, in den Missionsprokuren und im öko-sozialen Engagement. Tätig sind die heimischen Steyler Missionare derzeit in Pfarren in Wien-Favoriten, im Bezirk Mödling, in Wels, Bischofshofen und Dornbirn.
Zur „Steyler Familie“ gehören weiters auch zwei Schwesterngemeinschaften: 1889 gründete Arnold Janssen die Steyler Missionsschwestern („Dienerinnen des Heiligen Geistes“ SSpS) und 1896 den kontemplativen Orden der Steyler Anbetungsschwestern („Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung“ SSpSAP). In den letzten Jahren verstärkten die Steyler Missionare weltweit die Zusammenarbeit mit Laien-Partnern, die sich mit der Spiritualität der Steyler verbunden fühlen.
Quellen: kathpress / Steyler Missionare